Pluto hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Du glaubst ja an dein Wissen.
In dem du mir das unterstellst, irrst du gewaltig.
Ich betrachte mein Wissen als etwas flüchtiges, was stets durch neue Erkenntnisse überholt werden kann.
Glaube hingegen ist als Vermutung, die Vorstufe des Wissens in meinem Verständnis.
Was hat Denn "Glaube" mit Vermutung zu tun?
Glaube bedeutet "Vertrauen". Ich vertraue - als Kind - meiner Mutter, dass sie mich nicht aus dem Kinderwagen schmeißt.
Ich vermute das nicht, sondern ich kenne meine Mutter. Du forderst da Beweise, dass ich meiner Mutter darin vertrauen kann.
Das sind uralte Instinkte, die so etwas wissen können.
Genauso, wenn man sagt: "Ich vertraue letztendlich dem Menschen, dass er nicht im Kern boshaft ist, sondern wie auch die Natur "heilen" will, selber "heil" sein will.
Ich habe das x-mal an der Natur beobachtet, an mir beobachtet, an der Historie vieler tausend Jahre beobachtet - und mein Instinkt sagt mir: Ich bin Teil dieser Natur, alle Menschen sind Teil dieser Natur, also muss ich keine Sorge haben, dass das Heilsame sich am Ende nicht durchsetzen wird.
Der Instinktverlust könnte Ursache dafür sein, dass man meint, dass sei ein "Für-wahr-Halten".
Pluto hat geschrieben:Andere Bedeutungen wie Fürwahrhalten oder Vertrauen haben ein Element der Gewissheit, was ich für potentiell gefährlich halte.
Da ist was dran. Das gilt ja auch besonders dafür, dass man für wahr hält oder sich gar fast gewiss ist, dass die Naturwissenschaften eines Tages alles dominieren werden.
Solchen Gewissheiten liegt immer ein Keim zur Herrschsucht und Diktatur inne, auf den man achten muss.
Das Gleiche gilt, wenn man eine bestimmte Gottesvorstellung hat und sich sicher ist, dass nur die richtig ist.
Aber da die Naturwissenschaften heute viel mächtiger sind als die Religionen, liegt die wirkliche Gefahr bei den Naturwissenschaften, sofern sie ihren Hypothesen-Charakter so klammheimlich in Gewissheit verwandeln.