Ja, die Theologie im Zeitalter der Aufklärung bedient sich anderer Wissenschaften. Diesbezüglich verweise ich auf Klaus Berger und der Rolle Rudolf K. Bultmanns:closs hat geschrieben:Wenn man Jesus selbst verstehen will, kann man nicht den historisch-kritischen Weg gehen, sondern muss den geistigen Weg gehen. - Da aber der geistige Weg kein historisch-kritischer Weg ist (darüber sind wir uns ja einig), darf man beides nicht verwechseln. - Insofern verstehe ich immer noch nicht, warum die historisch-kritische Methode unter dem Begriff "Theologie" firmiert.
"Theologie" ist die Lehre von Gott - wenn ein Sozial-Historiker feststellt, dass zur Zeitenwende spezifische Phänomene innerhalb der jüdischen Gesellschaft gab, zu denen auch Wanderprediger gab, die man unter historischen Gesichtspunkten so oder so einzuordnen habe, ist doch dagegen nichts einzuwenden. - Aber Theologie?
ZitatquelleZitat von Klaus Berger:
Die Absicht Bultmanns war es, protestantische Theologie bzw. Exegese als Wissenschaft an der Universität zu etablieren bzw. überhaupt zu halten. Bis heute ist ihm das gelungen. Der Preis, den er dafür zahlte, bestand darin, dass die philosophische Anthropologie Martin Heideggers als Filter vor alle Theologie gesetzt wurde. Auch das wird bis heute vielfach nachgeahmt, indem zum Beispiel Psychologie, Soziologie, Religionstheorie oder Friedensethik zu Vehikeln der Theologie gemacht werden. Ähnlich hatte schon Thomas von Aquin die Philosophie des Aristoteles im 13. Jahrhundert zum hermeneutischen Medium der Theologie gemacht.
Berger ist offenbar der Meinung, dass Voreingenommennheit („Die Vorentscheidungen der Gegner“) und der Zeitgeist die Ergebnisoffenheit der Exegese beeinflussen und da die Meinung von einem Insider stammt, der die Arbeitsweise der Theologie seit Dekaden kennt, nehme ich sie ernst.
ZitatquelleZitat von Christof Gaspari/Klaus Berger:
Gleich zu Beginn beschreibt das Berger: „Wie ein Kriminalist nutzt man jedes Eingeständnis der Schwäche bei der Heiligen Schrift aus, um das gewünschte Resultat zu erlangen.“ So habe man etwa die Aussage in der Apostelgeschichte, die Jünger seien „ungelehrte“ Leute (Apg 4,13) gewesen, dazu benützt, um „den Ersten Petrusbrief für unecht“ zu erklären.
Dass wir hier zu den "Außenseitern" gehören, ist nicht weiter verwunderlich. Das kennt auch Berger zu genüge.
ZitatquelleZitat von Klaus Berger:
"Wer die geschlossene Ideologie des Fortschritts ablehnt, erscheint dagegen als erzkonservativ, als reaktionär, als 'rechts'. Dabei hat die Frage, auf welcher Seite denn die Erkenntnisdefizite vorliegen, mit Konservativismus oder der politischen Rechts/links-Frage überhaupt nichts zu tun. Vielmehr geht es doch in jedem Falle um Kritik. Das Attribut 'konservativ' wird indes seit Jahren dazu missbraucht, missliebige Störenfriede zu stigmatisieren."