ThomasM hat geschrieben:Diese führt die aktuellen Rassenkonflikte in den USA darauf zurück, dass es dort ein Klassenproblem gibt.
Arme und Reiche Menschen haben zunehmend nichts mehr miteinander zu tun, man kümmert sich nicht mehr umeinander und die Durchgängigkeit zwischen den Klassen kommt zum Stehen. Die Geburt bestimmt das Leben, Aufstiegschancen gehen gegen 0.
Finden wir dieselben Symptome in Deutschland?
M.E. nur in Ansätzen.
Ein "Klassenproblem" haben wir definitiv nicht, allenfalls "Schichtenprobleme". Der Unterschied besteht in der Durchlässigkeit. Schichten sind "durchlässig" soziologisch gesehen, Klassen nicht (bzw. nur in seltenen Ausnahmefällen).
Genau genommen diskutiert man also das Ausmass der Durchlässigkeit zwischen den Schichten in Deutschland.
In Deutschland haben wir (noch) ein dreigeteiltes Bildungssystem (Hauptschule, MIttelschule, Oberschule), bei dem die Kinder schon voneinander getrennt werden. Es gibt nur ganz wenige einzelne Staaten weltweit, die diese Trennung haben. Andere Staaten haben in der Regel "Gesamtschulsysteme". Wir in Deutschland sind da hartnäckig, obwohl die wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass selbst die guten Schüler besser gefördert werden, wenn auch "schlechtere" Schüler in der Gemeinschaft sind.
Andererseits wurde ein an sich schwer schadhaftes Trennungs-Schulssystem derart modifiziert, dass die Möglichkeiten von einem Abschluss zum anderen zu geraten (Erhöhung der Durchlässigkeit) kaum überblickbar geworden ist. So gibt es alleine 4 verschiedene Abiture (fachbezogene Fachhochschulreife, allgemeine Fachhochschulreife, fachbezogene Hochschulreife, allgemeine Hochschulreife). Was soll das?
Nimmt man das Einkommen der Betreffenden als Indikator zur Schichtenzugehörigkeit, stellt man allerdings folgendes fest gegenwärtig: die meisten Handwerker haben ein vergleichbares Einkommen wie Hochschulabsolventen und eine niedrigere Anfälligkeit für Arbeitslosigkeit. Andererseits sind die Chancen zu extrem hohen Gehältern (also betrifft nur eine kleine Minderheit) bei den Akademikern deutlich höher.
Rassismus in Deutschland? Es gibt Rassisten und die sind für die Betroffenen sehr unangenehm und lästig. Im großen und ganzen ist es die deutsche Bevölkerung jedoch nicht. Die Hautfarbe spielt weniger eine Rolle. Beispiel: Kein Mensch thematisiert einen schwarzen oder türkischen Spieler in der Fußball-Nationalelf. Ein Schock löst man in der Presse allenfalls noch aus, wenn ein Kicker sich als schwul outet (was doof genug ist).