Ab und an hatte ich auf den emeritierten Klaus Berger verwiesen. Vielleicht interessiert euch im Rahmen dieser kontroversen Diskussion, dass Berger in der Leipziger Fakultät mit dem Neutestamentler Marco Frenschkowski über sein Buch "Die Bibelfälscher" und die „Hermeneutik des Verdachts“ sprach, die meiner Meinung nach in der Exegese bis heute nachwirkt.
http://www.theologiestudierende.de/2014 ... us-berger/
Bergers Schlusswort war ein Rat an die Studierenden, dass sie
„bei Manipulation und Ideologie die Kunst des Widerstands lernen.“
Besonders interessant fand ich im ersten Kommentar folgende Aussage:
Zitat von Mark:
Erfrischend fand ich, dass Frenschkowski an einer Stelle einfach unumwunden zugegeben hat, dass es in der evangelischen Theologie Denkverbote und blinde Flecken gibt.
Dieser Link bietet uns die Möglichkeit, ein bisschen durchs Schlüsselloch zu gucken, wenn auch nur für einen flüchtigen Blick und einen Atemzug der akademischen Luft der Theologie zu schnuppern.
Wenn es richtig ist, die historisch-kritische Exegese (ja, dieser Begriff wird im Link verwendet) zu betreiben, dann stimmen all die Beführworter doch einer kritischen Betrachtung zu. Nun, ich meine, dass Kritik nicht selektiv sein sollte, sondern ausgewogen. Daher nehme ich mir die Freiheit, stehts kritisch mit Behauptungenn wie
"das Evangelium wurde ganz sicher nach 70 geschrieben, das ist Fakt", und
"Jesus verkündete klar eine Naherwartung" usw. kritisch umzugehen und auch das, was mit dem Argument der Autorität zementiert wird, kritisch zu hinterfragen, soweit ich dazu in der Lage bin. Dazu gehört auch das Lesen von kritischer Literatur wie von Klaus Berger.
Natürlich sehe ich auch Bergers Thesen kritisch - ich stimme mit ihm zu gefühlten 60% (plus-minus 10%) überein. Andere mögen zu anderen Ergebnissen kommen.
Doch Bergers Hauptkritik, die sich gegen Denkverbote richtet, scheint mir angebracht zu sein - zumindest erhärtet sich bei Foren-Diskussionen wir dieser dieser Eindruck bei mir.
Auch in einem anderem Forum wurde mir mal von einem sehr gescheiten Vertreter der historisch-kritischen Exegese entgegengehalten, dass ich mich mit meiner Position bei Exegeten lächerlich machen würde. Wer will schon lächerlich sein, also besser nicht widersprechen und brav die "Dogmen" lernen. Nur mit menschlicher Autorität hatte ich schon immer ein Problem, dafür bin ich zu sehr Rebell.
Es ist völlig okay, wenn ihr eure Positionen entschiedenn vertritt, doch sprech bitte keine Denkverbote aus. Dies kann auch indirekt erfolgen, indem man User, die andere Sichtweisen vertreten, rhetorisch in die Ecke drängt - sei es mit dem Argument der Autoritität oder mit Fakt-Behauptungen. Es geht auch eleganter.
