closs hat geschrieben:Da wäre genauer nachzugucken - im Sinne von "dass der Sohn und der Hl. Geist ein Ausfluss von Gottvater ist" oder "dass Vater, Sohn und HG "Ausflüsse" (= Selbstoffenbarungen) Gottes/Jahwes ins Dasein hinein sind" - himmelweiter Unterschied.
Meister Eckhard betrachtet hier allein die Schöpfung und nicht die Trinität. "Ausfluss" bedeutet, dass das Göttliche sich ins Dasein ergießt. Die menschliche Seele erhält somit Anteil am Göttlichen, wobei man hier vermeiden muss daran zu denken, Gott besteht aus vielen Teilen.
closs hat geschrieben:Rembremerding hat geschrieben:Aller Problem ist, dass sie ungenügend erklären können, warum die Distanz zwischen dem "Hervorgegangenen" und dem Urgrund so groß ist.
Ich kann dieses Problem nicht erkennen. - Wenn man dem "Hervorgegangenen" die Eigenschaft des Ich-Bewusstseins zuspricht UND erkennt, dass das Ich eine zweite Orientierungs-Größe neben Gott sein kann, ist diese Dialektik aus "gut" und "böse" erklärt, ohne damit Gott in seiner Reinheit auf die Füße zu treten.
Es war sogar ein Vertreter der Emanationslehre, Nikolaus von Kues, der den Begriff Unendlichkeit einführte. Unendlich betrachtete er den Abstand vom Schöpfer zur Schöpfung und damit disqualifizierte er das Ich des Menschen als Orientierungsgröße. Dafür brachte er seine Koizidenztheorie ins Gespräch, die besagt: Das Eine (Gott) ist nur dadurch unendlich, dass es zugleich auch das Viele ist. Gott ist also Einfaltung der Welt, die Welt Ausfaltung Gottes (sehr interessant hinsichtlich der Urknalltheorie mit Ausdehnung und wieder Kontraktion des Weltalls). Dies hat zur Folge, wenn der Einzelne eine "einfache Einheit" durch geistige Bestrebungen in sich erreicht von seiner Seele und der göttlichen Seele, die in ihm ist, dann ist dieses absolute Minimum zugleich das absolute Maximum. Sehr kompliziert. Ich kann mir den Einstieg dadurch merken, indem ich ein Bild nehme: Der Leib ist das Ganze, er wird von vielen kleinen Zellen gebildet, die wiederum in jedem Teil in der DNA das Ganze beinhaltet. Die Zelle ist (fast) unendlich weit weg vom Ganzen, dem Leib, wenn sie aber ihre "einfache Einheit", ihren Grund findet, denn das "Viele", also den ganzen Leib kann sie nicht finden, dann wird sie gleichzeitig zum absoluten Maximum, als Teil des ganzen Leibs. Oweh, war das in etwa verständlich. Das hat übrigens nichts mit Gnosis zu tun.
Vielleicht hilft
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_ ... enztheorie weiter:
Dieses Maximum ist keine besondere Substanz, die neben anderen Substanzen besteht, sondern es ist das, worin die Unterschiedlichkeit der Substanzen und überhaupt aller Einzeldinge gründet. Es ist eine Einheit, die in allem erscheint und alles umfasst, also auch das philosophierende und erkennende Subjekt einschließt. Da die Menschen jedoch in ihrem vom Widerspruchsprinzip beherrschten Denken befangen sind, erkennen sie diese Einheit nicht als Grund der Welt, sondern nähern sich ihr auf stets einseitige Weise. Erkennen sie das Unbefriedigende dieser Einseitigkeiten, so gelangen sie zur Auffassung, die Wahrheit sei unerreichbar. Dabei betrachtet sich der Wahrheitssucher als Subjekt, das selbst außerhalb der Wahrheit steht und diese daher in etwas anderem suchen muss. Sein Zweifel an der Auffindbarkeit der Wahrheit kann jedoch überwunden werden, wenn er versteht, dass sie nicht im Anderen zu suchen ist. Vielmehr ist sie gerade das Nicht-Andere (non-aliud), denn jedes Einzelne enthält in sich die gesamte Wirklichkeit, mit der es ungeachtet seiner individuellen Separatheit verbunden ist. Das Anderssein kommt nur den Weltdingen zu, insoweit der Verstand sie betrachtet.
Die unendliche Einheit veranschaulicht Nikolaus mit dem Beispiel einer unendlichen Geraden. Diese ist nicht nur Gerade, sondern zugleich auch ein Dreieck (mit größter Grundseite und kleinster zugehöriger Höhe), ein Kreis und eine Kugel (mit unendlich großem Durchmesser)
Indem Kues übrigens die Schöpfung als unendlich entfernt von Gott ansah, hörte man auf göttlich werden zu wollen, sondern man strebte nun danach das Göttliche in sich ins Reine zu bringen. Gleichzeitig begann man sich auch mit dem Rest der Schöpfung zu befassen, sie zu sezieren und erforschen. Kues war der Vater der modernen Naturwissenschaft, weil er als erster Naturphilosoph das geistige Fundament schuf.
closs hat geschrieben:Rembremerding hat geschrieben: Die Emanationslehre war eine Häresie, seit 1870 ist sie mit einem Anathema belegt.
Die RKK denkt sich was dabei, wenn sie so etwas tut. - Um so wichtiger wäre zu klären, was sie GENAU mit Emanation meint.
Habe ich versucht zu erklären. Emanation: Die gesamte Schöpfung ist Ausfluss, oder vielmehr ein Überfliessen aus Gott (Liebe ist Ausfluss, überfließend). Dieser Überfluss ist ewig und andauernd.
Die Kirche lehrt, dass die Schöpfung ein Willensakt Gottes ist, die er aus seiner Liebe heraus durch das Wort vollzog und vollzieht, denn auch hier schafft Gott ständig. Grob gesagt ist in der Emanationslehre die unsterbliche Seele ein ungeschaffenes Teil Gottes, in der kirchlichen Schöpfungslehre ein geschaffenes Eben-/Abbild Gottes ("eingehaucht"), das dadurch unsterblich wird.
Servus
