closs hat geschrieben:sven23 hat geschrieben: was haben sich die Bibelschreiber dabei gedacht?
Es klingt tatsächlich wie eine Naherwartung - "fangt mal an - ich komme zurück, bevor Ihr fertig seid".
Das wäre aber keine Nah
erwartung.
Der Begriff wird hier immer falsch gebraucht. Die Jünger mögen eine Erwartung gehabt haben, dass Jesus wiederkommt, aber Jesus hat doch keine Erwartung auf sich selber.
closs hat geschrieben:Insofern wäre dies ein Indiz für Deine Hypothese, Jesus habe tatsächlich eine Naherwartung gehabt. - Historisch-kritisch gesehen ist das ja ok - es steht an dieser Stelle so da, wie es da steht.
Historisch-kritisch wäre es insofern
nicht okay, als die die Erzählschichten ja auseinandergepfriemelt haben.
Und von Naherwartung
Jesu - so, als hätte der Sohn Gottes sich gespannt gefragt: 'Bin ja mal gespannt, ob ich wirklich wiederkomme bzw. ob ich wirklich schon da bin' - kann man doch nicht reden.
closs hat geschrieben:So kann man alle Bibel-Verse durchgehen und müsste dann eigentlich fragen:
"Hm - da gibt es Zitate, die auf eine Wiederkunft Jesu innerhalb von Jahrzehnten hinweisen - andere Zitate beziehen sich auf Verklärung und Auferstehung - wieder andere Zitate sagen umgekehrt, dass viel passieren muss, was viele Völker betrifft, bevor Jesus wiederkommt - es gibt also offene Widersprüche, weil derselbe Jesus ja nicht einmal innerhalb von Jahrzehnten wiederkommen kann und ein andermal erst in fernen Zeiten. - Was hat das zu bedeuten? - Was sind die Kontexte der einzelnen Aussagen?
Das sind in der Tat historisch-kritische Fragen.
closs hat geschrieben:- Was ist geistig gemeint, was ist materiell gemeint?
Meinst Du damit, ob Jesus leibhaftig eine Wiedergeburt haben werde oder nur eine im geistigen Leib?
closs hat geschrieben:Entweder die historisch-kritische Methode kann solche Fragestellungen leisten oder nicht - ich denke, sie kann es schon. - Dann wird sie aber zu differenzierten Urteilen kommen.
So ist es. Und das kann man in diesen Artikeln auch genauso nachlesen.
Aber die meisten in diesem Thread Diskutierenden scheinen mir irgendwie die historisch-kritische Forschung nicht richtig zu verstehen, sie glauben, diese Forscher lesen die Texte wörtlich, weil die Texte ja "ganz klar" dies und jenes aussagen würden, und weil es da "schließlich so stehe".
sven23 hat geschrieben:closs hat geschrieben:
Entweder die historisch-kritische Methode kann solche Fragestellungen leisten oder nicht - ich denke, sie kann es schon. - Dann wird sie aber zu differenzierten Urteilen kommen.
Sicher kann sie das. Deshalb kommt sie ja mehrheitlich zu dem Schluß, daß Jesus eine Naherwartung hatte.
Ideologie darf dabei keine Rolle spielen.
Ach - sie kommt mehrheitlich zu diesem Schluss? Wo hast Du das gelesen?
Hast Du das persönlich nachgelesen?
Ich bitte um Zitat und Verlinkung.
Denn nicht nur Ideologie darf keine Rolle spielen, sondern auch Behauptung ohne Begründung darf keine Rolle spielen.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Das ist nicht wahr, closs!
Gemessen an dem, was hier gelegentlich unter "historisch-kritisch" verkauft wird, wäre es schon idelologisch kontaminiert.
Klar - was hier unter "historisch-kritisch" verkauft wird, ist so ziemlich das Gegenteil von ihr. Was hier darunter verstanden wird, ähnelt dem evangelikalen Bibelverstehen, und dieses wörtliche Lesen sitzt so tief, dass historisch-kritische Forschung als Methode da nicht wurzeln kann.
Das ändert aber nichts daran, dass man "Ergebnisoffenheit im Sinne einer geistigen Bindungslosigkeit" nicht als Ideologie bezeichnen darf.
Es sei denn, Du meinst etwas anderes damit, als ich heraushöre: dann bitte ich um Erklärung, was Du unter "geistiger Bindungslosigkeit" verstehst.