Parusieverzögerung

Themen des Neuen Testaments
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Zeus
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#1151 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Zeus » Fr 8. Mai 2015, 23:48

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich glaube, dass so in etwa das der Grund ist, warum viele Christen sagen, dass sie letztlich den historischen Jesus gar nicht brauchen.
"Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis" (Goethe, FaustII) - also auch Geschichte ist ein Gleichnis. - Insofern ist es egal, wie man es sieht.
Lieber closs, wäre ohne den Mensch gewordenen Gottessohn JC nicht deine ganze Heilgeschichteâ„¢ im Eimer?
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

closs
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#1152 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Fr 8. Mai 2015, 23:52

Münek hat geschrieben:Wer spricht von "Tatsache"? Die wissenschaftlichen Theologen bestimmt nicht...
Man tut so, wenn man Sätze bringt wie etwa "Es gebe keinen Zweifel, dass ...".

Münek hat geschrieben: Was soll er seinen Landsleuten denn stattdessen verkündigt haben?
Die Nähe des göttlichen Reichs durch seine Auferstehung - und zwar die INNERE Nähe - siehe Paulus und "der neue Mensch".

Und jetzt kommt eben das Motiv des "Und sie verstanden ihn nicht" oder "Sie fragten, er aber drehte sich schweigend um und ging". - Im folgenden eine geistige Argumentation, weil man dazu nichts Historisch-Kritisches sagen kann: Jesus hat natürlich gecheckt, dass er "Gustav" sagte und das Volk/die Jünger "Gasthof" verstanden haben - und wenn er gesagt hätte "Nein, Gustav", wäre zurückgekommen "Schon klar, Gasthof" - verstehst Du? - Und deshalb hat er sich umgedreht im Sinne von: "Mehr geht jetzt nicht - irgendwann werden es irgendwelche von Euch erkennen". - Das ist Heilsgeschichte.

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Savonlinna
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#1153 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Fr 8. Mai 2015, 23:56

Münek hat geschrieben:Im Mittelpunkt von Conzelmanns Hauptwerken steht die Erkenntnis, dass in den Schriften des "Neuen
Testaments" nicht vom historischen Jesus die Rede ist, sondern von einer theologischen Kunstfigur der
biblischen Autoren.
So, jetzt haben wir's vielleicht endlich.

Denn genau das versuche ich, seit ich hier schreibe, zu vermitteln.
Obwohl ich das Wort "Kunstfigur" wahrscheinlich so nicht übernehmen würde, aber egal im Moment.

Und daraus folgt dann, dass so eine "Kunstfigur" sich doch nicht täuschen könnte in sich selbst.
Wenn diese "Kunstfigur" Sohn Gottes ist, dann kann sie sich doch nicht darin irren, dass sie selber da ist. Und dass ihr Vorhandensein eben schon die Nähe des Reiches Gottes in persona verkörpert.
Das wäre ja - bei einem Kunstwerk - ein Webfehler erster Güte.

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#1154 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Fr 8. Mai 2015, 23:56

Zeus hat geschrieben: wäre ohne den Mensch gewordenen Gottessohn JC nicht deine ganze Heilgeschichteâ„¢ im Eimer?
Eigentlich nicht - denn auch die Juden haben eine Heilsgeschichte. - Ob die Juden oder die Christen recht haben, ist heilsgeschichtlich insofern wurscht, dass Zeit keine Rolle spielt.

Der Unterschied ist halt: WENN die Christen recht haben, gibt es schon den "neuen Menschen" - WENN die Juden recht haben, gibt es ihn erst später. - Aus überzeitlicher Sicht ist das wurscht - allerdings: IRGENDWANN in der Zeit muss es passieren.

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Savonlinna
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#1155 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Sa 9. Mai 2015, 00:46

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass Jesus dem Volk verkündigte, das Reich Gottes sei nahe herbeigekommen, steht so in der Bibel.
Lässt man mal die Frage nach "äußerer" und "innerer" Nähe und die Frage nach zeitlicher oder seelischer Nähe weg, stimmt das. - Aber wie Du sagst: Es steht in der Bibel, ist also eine Version, die entweder einem zutreffenden oder nicht-zutreffenden Verständnis Jesu durch die Textverfasser entspricht.

Die Frage, ob so oder so, ist text-kritisch nicht entscheidbar. - Man also nicht von "Tatsache" sprechen - weder so rum noch anders rum.

Wer spricht von "Tatsache"? Die wissenschaftlichen Theologen bestimmt nicht...
Richtig, die bestimmt nicht.

Nur Du sprichst davon seit Wochen.
Man braucht nur die Suchfunktion zu nutzen ->

Münek hat geschrieben:Dass das angekündigte "Reich Gottes" nicht kam, ist Fakt.
Münek hat geschrieben:Fakt ist, dass die "Naherwartung Jesu" in der neutestamentlichen Forschung NICHT Gegenstand kontroverser
Diskussionen ist
.
Münek hat geschrieben:Fakt ist, dass die "Naherwartung Jesu" in der neutestamentlichen Forschung NICHT Gegenstand kontroverser
Diskussionen ist
.
Münek hat geschrieben:es existieren keine Argumente - schon gar keine "pausenlosen" :lol: gegen die neutestamentlich
dokumentierte "Naherwartung Jesu und der Urchristen". Diese Erwartung ist nunmal histori-
scher gesichert, ist Fakt.
Münek hat geschrieben:Die Frage der Naherwartung wird überhaupt nicht kontrovers diskutiert. Das ist Fakt.

Das sind jetzt nur die letzten fünf "Fakt"-Behauptungen bezüglich dieses Themas.
Es geht so immer weiter und weiter; manchmal wie mit Copy und Paste in die posts eingefügt. Belegt wird dieses "Fakt" nie.
Und nun willst Du sogar leugnen, dass hier andauernd von "Tatsachen" gesprochen wurde?

Münek hat geschrieben:Sie sind sich nur "äußerst sicher" und haben "keine Zweifel", dass Jesus die Nähe der an-
brechenden Gottesherrschaft auf Erden verkündigt hat - wie es die Evangelisten berichten...
Sie haben keinen Zweifel? Woran? Dass Jesus sich geirrt hat?
Sie, die per Wissenschaft zum Zweifel befähigt sein müssen?

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#1156 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Sa 9. Mai 2015, 00:54

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wer spricht von "Tatsache"? Die wissenschaftlichen Theologen bestimmt nicht...
Man tut so, wenn man Sätze bringt wie etwa "Es gebe keinen Zweifel, dass ...".

Wer ist "man"? Und wer tut so? Du drehst Dir das jetzt zurecht. Finde ich nicht gut.

Die Neutestamentler haben nach sorgfältiger Analyse der neutestamentlichen Texte völlig unabhängig
voneinander, aber (oh Wunder!) dennoch einvernehmlich die ÜBERZEUGUNG GEWONNEN, dass Jesus
höchstwahrscheinlich tatsächlich predigend durch das Land zog und seinen Zeitgenossen die unmittel-
bare Nähe des Gottesreiches verkündigte - so wie es sein Vorgänger Johannes der Täufer am Jordan
tat.

Von Tatsache würde kein ernsthafter Wissenschaftler sprechen. Du solltest diese blödsinnige Unterstel-
lung nicht immer wieder argumentativ ins Feld führen. Das finde ich in höchstem Maße unredlich.

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#1157 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Sa 9. Mai 2015, 01:04

@ Liebe Savonlinna

Du hast oben fünf Sätze aus Beiträgen von mir zitiert, in denen ich das Wort "Fakt" benutzt habe.
Ja, und jetzt? Habe ich in diesen Sätzen etwas Unrichtiges behauptet?

Tatsachen sind Tatsachen. Widerlege mich in allen 5 Punkten.

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#1158 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Sa 9. Mai 2015, 01:11

Münek hat geschrieben:Von Tatsache würde kein ernsthafter Wissenschaftler sprechen.
Du hast es aber so dargestellt, als ob die seriöse Wissenschaft dies als "Fakt" bezeichne - was ist da der Unterschied? ("Naherwartung Jesu und der Urchristen". Diese Erwartung ist nunmal historischer gesichert, ist Fakt").

Münek hat geschrieben:Die Neutestamentler haben nach sorgfältiger Analyse der neutestamentlichen Texte völlig unabhängig voneinander, aber (oh Wunder!) dennoch einvernehmlich die ÜBERZEUGUNG GEWONNEN, dass Jesus höchstwahrscheinlich tatsächlich predigend durch das Land zog und seinen Zeitgenossen die unmittelbare Nähe des Gottesreiches verkündigte
Zu diesem Ergebnis kann man in der Tat kommen, wenn man die Text-Zitate Jesu sieht und mit historischen Daten (Wanderprediger zur Zeit Jesus/Heils-Erwartung der Bevölkerung/etc.) vergleicht.

Nur - was bringt das, wenn man nicht ebenfalls miteinbezieht, was hier mehrfach erwähnt wurde:
closs hat geschrieben:Und jetzt kommt eben das Motiv des "Und sie verstanden ihn nicht" oder "Sie fragten, er aber drehte sich schweigend um und ging".
Mit anderen Worten: Solche den puren Text übersteigende Perspektiven sind von denen anscheinend NICHT berücksichtigt, die eine Naherwartung Jesu als höchstwahrscheinlich bezeichnen.

Damit ist deren Aussage zu korrigieren in: "Der von den Textverfassern dargestellte Jesus hat wahrscheinlich selbst eine Naherwartung gehabt" (und dabei sind die mehrfach besprochenen Fehlinterpretationen und Fehlbezüge noch gar nicht berücksichtigt).

Das kann man dann als Ergebnis EINER Perspektive stehen lassen.

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#1159 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Sa 9. Mai 2015, 01:38

Savonlinna hat geschrieben: Sie haben keinen Zweifel? Woran? Dass Jesus sich geirrt hat?
Sie, die per Wissenschaft zum Zweifel befähigt sein müssen?

Zweifel hin, Zweifel her.

Letztendlich sind die Theologen zur Auffassung gelangt, dass Jesus von Nazareth in der Tat das "Reich Gottes" in Kürze erwartete
und verkündete. Und nicht nur er, sondern auch seine 70 Jünger, die er zu Missionszwecken in die Dörfer und Städte Israels sandte.


Durchgreifende Zweifel sind nicht angebracht. Dafür ist die Erwartung und Naherwartung Jesu in den Evangelien einfach zu ein-
deutig dokumentiert
.

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#1160 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Sa 9. Mai 2015, 01:49

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Von Tatsache würde kein ernsthafter Wissenschaftler sprechen.
Du hast es aber so dargestellt, als ob die seriöse Wissenschaft dies als "Fakt" bezeichne - was ist da der Unterschied? ("Naherwartung Jesu und der Urchristen". Diese Erwartung ist nunmal historischer gesichert, ist Fakt").

Dass die Urchristen eine Naherwartung in Bezug auf die "PARUSIE CHRISTI" hatten, ist Fakt.

Die neutestamentlichen Schriftsteller von Paulus bis zum Apokalyptiker-Johannes sprechen hier eine mehr als deutliche Sprache.

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