Halman hat geschrieben:Münek hat geschrieben:Ich fühlte mich in der Tat schon einige Male veranlasst, die Frage an meine Diskussionspartner zu richten:
"Wo bleibt hier eigentlich die "intellektuelle Redlichkeit"? Hinter dieser Frage stand die (enttäuschte)
Erwartung nach unbedingter Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit im Umgang mit biblischen Aussagen.
Zur interlektuellen Redlichkeit gehört es meiner Meinung nach auch, zu erkennen, dass religiöse Texte durchaus vielfältig ausdeutbar sein können.
Genau das, Halman!
Wenn die Forschung herausgefunden hat, dass die biblischen Aussagen auf verschiedenen Zeitmentalitäten beruhen könnten, dass sie also eine Mischung aus verschiedenen Deutungen sein könnten, dann ist diese Herangehensweise nicht aus Lüge oder Unredlichkeit geboren.
Das Einfordern bei anderen, dass sie "unbedingt wahr und redlich" zu sein hätten, sollten diese Forderer erst mal selber einlösen.
Halman hat geschrieben:Was ist die Aussage eine Theaterstücks? Die Rezipienten mögen darüber unterschiedlicher Meinung sein. Soll etwa nur eine Auffassung zulässig sein, weil sie ja das selbe Stück gesehen haben? Dies geschehe nie!
Ähnlich verhält es sich doch mit vielschichtiger Literatur, wie der Bibel. Man kann sie historisch-kritisch lesen, aber auch die symbolische Dimension erkennen.
Genau das. Und man kann der historisch-kritischen Methode ein Ergebnis unterstellen, das sie nie unterschreiben würde. Dennoch wird unermüdlich behauptet, dass dies die historisch-kritische Methode
sei.
Und wer dieser Behauptung widerspräche, unwahrhaftig und unwahr sei.
Halman hat geschrieben:[...]
Münek hat geschrieben:Nach meiner Erfahrung spielen aber
unbedingte Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit bei Gläubigen
dann kei-
ne Rolle mehr, wenn z.B. biblische Fakten, die in der Diskussion aufgezeigt werden, offenkundig dem
per-
sönlichen Glauben widersprechen. Diese werden dann schon mal in einem Maße
ignoriert oder ausgeblen-
det, dass man sich als Außenstehender

nur ungläubig die Augen reiben kann.
Und ich nun als Außenstehender zweiter Ebene reibe mir ebenfalls ungläubig die Augen, wenn jemand so offenkundig seine Sicht der historisch-kritischen Methode zig Mal als die einzig wahre behauptet und dies nie belegt und Gegendarstellungen ignoriert - und nicht den Balken in seinem eigenen Auge wahrnimmt, stattdessen Fragern und Zweiflern einfach die Seriosität und Ehre abspricht.
Statt die eigene Sicht zu belegen, beleidigt man also die Nachfrager, dass sie es wagten, die historisch-kritische Forschung anzuzweifeln - in deren Namen man ja schließlich rede.
Dass man keineswegs in deren Namen redet, den Zweiflern also ganz zu Unrecht die Ehre abschneidet, wird nicht erkannt, wird geleugnet und erneut der Anspruch auf die einzig wahre Autorität in Sachen Auslegung der historisch-kritischen Methode immer und immer wieder in Abständen mit Fettdruck und Großbuchstaben behauptet - und nie belegt.
Halman hat geschrieben:Der Begriff "biblische Fakten" erscheint mir problematisch. Wir reden hier nicht über Mathematik, sondern über Textinterpretation und da ist es keinesfalls immer so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
Du schreibst genau das, was mir auch immer wieder auffällt. Und ich bin froh, dass das auch mal von anderer Seite benannt wird.
Halman hat geschrieben:Münek hat geschrieben:Dieses (nach meinem Eindruck) "Nicht-zur-Kenntnis-nehmen-wollen" unangenehmer Tatsachen ist zwar psychologisch verständlich, aber intellektuell selbstverständlich UNREDLICH. Und das habe
ich zu Recht beanstandet. Mit "mieser Kampfwaffe" hat das absolut nichts zu tun.
Aus Sicht der bellarmin'schen Bibelinterpretation mag das so sein, aber nicht aus Sicht der galileischen Bibelinterpretation.
Was hier "intellektuell selbstverständlich UNREDLICH" ist, ist eben auf dem Prüfstand.
Bei mir läuft das darauf hinaus: 'Wer User A und seinem Anspruch, das einzig gültige Sprachrohr der historisch-kritischen Wissenschaft zu sein, widerspricht, wird als "intellektuell selbstverständlich UNREDLICH" abqualifiziert, menschlich unmöglich gemacht.
Wer sich aber diesem Anspruch beugt - keinen Wert auf Nachweis der selbsternannten Autorität legt, sondern den Fettbuchstaben und Großbuchstaben und alle paar Tage wiederholtem Anspruch, man sei der einzig Ehrliche und Wahrhaftige, glaubt:
der wird dann als intellektuell redlich angesehen.
Da wird dann die Auslegung von Texten an der Person festgemacht:
es gibt die Ehrlichen und Wahrheitsliebenden, denen man auch ohne Nachweis der Behauptungen zu glauben habe, denn sie könnten ja gar nicht anders, als die Texte wahrhaftig verstehen. Nur sie seien "intellektuell redlich".
Darum halte ich diese "Methode" für eine miese Waffe, weil man sich selber gegen Kritik immunisiert und die eigenen Aussagen einfach für unanfechtbar erklärt - denn da hört jeglicher Meinungsaustausch auf.
Im Übrigen bin ich ebenfalls wie Halman der Meinung, dass man biblische Texte auch anders als auf der Basis der historisch-kritischen Methode verstehen darf. Selbst wenn - was hier aber nicht der Fall war - die historisch-kritische Methode korrekt wiedergegeben worden wäre.
Wer "ganz offenkundig" eine Kluft sieht zwischen gläubigen Deutern und der eigenen Position, ist darum nicht schon "wahrhaftig und ehrlich".
Und umgekehrt.