Münek hat geschrieben:Genau das Gegenteil ist der Fall.
Da sind wir sehr unterschiedlicher Meinung.
Münek hat geschrieben:Gegenstand der Untersuchung ist ein historisches Ereignis.
Aber schau doch mal auf die Prämissen, auf denen dieses Einvernehmen beruht: "Wir haben Schrift-Zeugnisse, wir kennen die kulturellen Umfelder der Zeit - DARAUS schließen wir, dass Jesus genauso gedacht hat" - das ist purer Glaube.
Hast Du jemals daran gedacht, dass Jesus genau gegen dieses äußere Verständnis der Erwartung vorgehen wollte, indem er eine innere Alternative angeboten hat? Diese Frage ist deshalb angebracht, weil es typisch für die Bibel und das Christentum ("Der neue Mensch") ist. - Wie sollte ein historisch-kritisch Forschender diese Frage stellen können, wenn er sich Prämisse ausschließlich auf das stützt, was er an objektiven Daten hat - nämlich die Äußerung derer, die (noch) "äußerlich" denken und interpretieren? -
Davon abgesehen, dass viele der einschlägigen Zitate eh ganz anders interpretierbar sind.
Münek hat geschrieben:Unter den Neutestamentlern besteht in dieser Frage Einvernehmen.
Unter den unter dieser Prämisse Arbeitenden mag Einvernehmen bestehen. - Aber was sagt das über Jesus selbst aus? - In 20 Jahren kann genau gegenteiliges Einvernehmen bestehen.
Münek hat geschrieben:Auf einer solchen Glaubensbasis können Wissenschaftler selbstverständlich nicht ergebnisoffen arbeiten
Siehe oben. - Dann aber untersuchen sie aber nur einen Teilaspekt unter dem Motto "Was-wäre-wenn-wir-die-Aussagen-über-Jesus-mit-Meinung-Jesu-gleichsetzen?" - ein "Als-ob-Spiel".
Die von Dir zitierten Wissenschaftler arbeiten ergebnis-offen innerhalb einer selbst-gesteckten Claims. - Und das ist ja genau typisch für die historisch-kritische Methode: Man reduziert sich auf wissenschaftlich Objektiverbares und meint damit, verbindliche Aussagen machen zu können - das geht aber eben nur sehr bedingt, weshalb aus meiner Sicht die historisch-kritische Methode nach wie vor nicht mehr als eine wertvolle Hilfs-Wissenschaft der Theologie ist, aber nicht Theologie selbst.
sven23 hat geschrieben:Trotzdem kann man auf Grund der Texte und der Zeitumstände darauf schließen.
Das Wertvolle dieser Wissenschaft ist, dass sie Zeiterscheinungen um Jesus herum gut belegen kann - das ist unbestritten. - Insofern wird keiner widersprechen, dass die Zeit erfüllt war von einer Naherwartung und sogar die Jünger davon nicht frei waren. - Aber es widerspricht halt dem Christentum.
Was Kasper gemeint hat, interessiert mich wirklich - leider habe ich im Netz weder eine aussagekräftige Diskussion über Kasper noch eine Stellungsnahme Kaspers dazu finden können. - Meine freihändige Vermutung: Wenn man die Bibel im wörtlichen Sinne als das Wort Gottes versteht, kommt man ins Trudeln, wenn man Jesu Auffasuung und deren schriftlich wiedergegebene Interpretation durch Jünger (und danach) gleichsetzt. - Mir ist das Motiv "Und sie verstanden ihn nicht" viel zu wenig berücksichtigt - aber solche Fragen sind im Sinne dessen, was hier als "text-kritisch" bezeichnet wird (aus meiner Sicht ist es weit mehr als das - siehe Savolinnas Anmerkungen dazu), gar nicht behandelbar, weil man sich auf das beschränken muss, was man "haptisch" greifen kann.