Parusieverzögerung

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Savonlinna
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#1101 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Mi 6. Mai 2015, 12:24

Salome23 hat geschrieben: Oder Jesus ist einfach nur ein "Sinnbild"und gar keine reale Person gewesen
Und das könnte so ähnlich sogar in den Evangelien so aufgefasst worden sein.

Darum mein Hinweis mitunter, dass die Evangelien literarischen Texten ähneln.
Die historisch-kritische Forschung untersucht diese Texte auch unter literaturkritischen Aspekten.
Goethes Faust-Figur ist innerhalb der Handlung zwar historisch, wird aber unter den Händen Goethes zum Sinnbild.

Und dieses Erheben historischer Abläufe zu literarischen Erzählungen - wobei die historische Basis entweder verändert wurde oder kaum vorhanden ist - erzeugt durchaus auch eine Realitätsebene. Die nämlich, die durch das Sinnbildhafte aktiviert oder gar erzeugt wird.

Hemul
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#1102 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Mi 6. Mai 2015, 12:30

Salome23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Was meinst
Du denn woher das wusste? :roll:
Vielleicht wusste er gar nix, sondern hat halt irgendwas von sich gegeben.......
Was sich aber eigenartigerweise später zu 100% erfüllt hat-besonders das was er in Matthäus 24:14 prophezeit hat-gell: ;)

14 Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.
Die Erfüllung des b-Teils steht kurz bevor. :wave:
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Münek
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#1103 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Mi 6. Mai 2015, 12:35

closs hat geschrieben:Insofern ist es reine Glaubens-Sache (und eben NICHT eine wissenschaftliche neutrale Aussage), ob Jesus eine Naherwartung hatte.

Genau das Gegenteil ist der Fall.

Was im Zentrum der "Frohen Botschaft" Jesu stand, ist eine historische, also wissenschaftlich zu unter-
suchende Frage
. Gegenstand der Untersuchung ist ein historisches Ereignis. Unter den Neutestamentlern
besteht in dieser Frage Einvernehmen. Deine Versuche, diesen Konsens überzeugend in Frage zu stellen,
sind gescheitert. Und Glaubensvorstellungen haben in der wissenschaftlichen Forschung nunmal zwingend
außen vorzubleiben
.

Dass Du das nicht akzeptieren kannst oder willst, ist wahrscheinlich Deinem höchstpersönlichen Glauben
geschuldet, der es Dir verbietet anzunehmen, Jesus könne sich geirrt haben. Das wiederum impliziert,
dass Du Jesus von Nazareth für eine göttliche Person hälst, die nicht irren kann.


Auf einer solchen Glaubensbasis können Wissenschaftler selbstverständlich nicht ergebnisoffen arbeiten
und tun dies redlicherweise auch nicht. Du befindest Dich eindeutig auf einem Holzweg.

Salome23
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#1104 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Salome23 » Mi 6. Mai 2015, 12:38

Savonlinna hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben: Oder Jesus ist einfach nur ein "Sinnbild"und gar keine reale Person gewesen
Und das könnte so ähnlich sogar in den Evangelien so aufgefasst worden sein.
Ein typisches Beispiel wäre die Weinverwandlung bei der Hochzeit zu Kana, die Brotvermehrung oder das am Wasser gehn= ein Sinnbild, das für etwas bestimmtes steht.

Hemul
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#1105 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Mi 6. Mai 2015, 12:43

Salome23 hat geschrieben: Ein typisches Beispiel wäre die Weinverwandlung bei der Hochzeit zu Kana, die Brotvermehrung oder das am Wasser gehn= ein Sinnbild, das für etwas bestimmtes steht.
Klar konnte Jesus mit der Vollmacht seines himmlischen Vaters vieles was Hinz und Kunz nicht können. :wave:
Aber Wein verwandeln kann selbst ich. Spätestens ein Tag danach-leider nur umgekehrt. ;)
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sven23
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#1106 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Mi 6. Mai 2015, 14:51

closs hat geschrieben: Insofern ist es reine Glaubens-Sache (und eben NICHT eine wissenschaftliche neutrale Aussage), ob Jesus eine Naherwartung hatte.
Es hat ja niemand behauptet, daß es wissenschaftlich erweisen sei, daß Jesus an das zeitlich nahe Gottesreich glaubte. Es ist ja noch nicht mal erwiesen, daß er überhaupt gelebt hat. Trotzdem kann man auf Grund der Texte und der Zeitumstände darauf schließen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#1107 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » Mi 6. Mai 2015, 15:55

sven23 hat geschrieben: Es hat ja niemand behauptet, daß es wissenschaftlich erweisen sei, daß Jesus an das zeitlich nahe Gottesreich glaubte. Es ist ja noch nicht mal erwiesen, daß er überhaupt gelebt hat. Trotzdem kann man auf Grund der Texte und der Zeitumstände darauf schließen.
Klar war damals bei einigen hier der Wunsch Vater des Gedankens. Paulus fuhr aber solchen Traumtänzern gem. 2.Thessalonicher 2:1-3 wie folgt in die Parade:

1 Wir bitten euch aber, ihr Brüder, wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm: 2 Laßt euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch ein Wort, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Christus schon da. 3 Laßt euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens,
Auch wir sollten uns hier nicht von heutigen Traumtänzern verführen lassen-gell? 8-)
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Scrypt.on
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#1108 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Scrypt.on » Mi 6. Mai 2015, 16:06

Samantha hat geschrieben:
Scrypt.on hat geschrieben:Dass er der Sohn Gottes ist wussten sie nicht, sondern haben glaubten lediglich seiner Darstellung, seiner Selbstdarstellung.
Ich glaube Deiner Selbstdarstellung nicht.
Über mich habe ich damit nichts geschrieben, sondern um die Jünger Jesu... :)

closs
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#1109 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 17:17

Münek hat geschrieben:Genau das Gegenteil ist der Fall.
Da sind wir sehr unterschiedlicher Meinung.

Münek hat geschrieben:Gegenstand der Untersuchung ist ein historisches Ereignis.
Aber schau doch mal auf die Prämissen, auf denen dieses Einvernehmen beruht: "Wir haben Schrift-Zeugnisse, wir kennen die kulturellen Umfelder der Zeit - DARAUS schließen wir, dass Jesus genauso gedacht hat" - das ist purer Glaube.

Hast Du jemals daran gedacht, dass Jesus genau gegen dieses äußere Verständnis der Erwartung vorgehen wollte, indem er eine innere Alternative angeboten hat? Diese Frage ist deshalb angebracht, weil es typisch für die Bibel und das Christentum ("Der neue Mensch") ist. - Wie sollte ein historisch-kritisch Forschender diese Frage stellen können, wenn er sich Prämisse ausschließlich auf das stützt, was er an objektiven Daten hat - nämlich die Äußerung derer, die (noch) "äußerlich" denken und interpretieren? - Davon abgesehen, dass viele der einschlägigen Zitate eh ganz anders interpretierbar sind.

Münek hat geschrieben:Unter den Neutestamentlern besteht in dieser Frage Einvernehmen.
Unter den unter dieser Prämisse Arbeitenden mag Einvernehmen bestehen. - Aber was sagt das über Jesus selbst aus? - In 20 Jahren kann genau gegenteiliges Einvernehmen bestehen.

Münek hat geschrieben:Auf einer solchen Glaubensbasis können Wissenschaftler selbstverständlich nicht ergebnisoffen arbeiten
Siehe oben. - Dann aber untersuchen sie aber nur einen Teilaspekt unter dem Motto "Was-wäre-wenn-wir-die-Aussagen-über-Jesus-mit-Meinung-Jesu-gleichsetzen?" - ein "Als-ob-Spiel".

Die von Dir zitierten Wissenschaftler arbeiten ergebnis-offen innerhalb einer selbst-gesteckten Claims. - Und das ist ja genau typisch für die historisch-kritische Methode: Man reduziert sich auf wissenschaftlich Objektiverbares und meint damit, verbindliche Aussagen machen zu können - das geht aber eben nur sehr bedingt, weshalb aus meiner Sicht die historisch-kritische Methode nach wie vor nicht mehr als eine wertvolle Hilfs-Wissenschaft der Theologie ist, aber nicht Theologie selbst.

sven23 hat geschrieben:Trotzdem kann man auf Grund der Texte und der Zeitumstände darauf schließen.
Das Wertvolle dieser Wissenschaft ist, dass sie Zeiterscheinungen um Jesus herum gut belegen kann - das ist unbestritten. - Insofern wird keiner widersprechen, dass die Zeit erfüllt war von einer Naherwartung und sogar die Jünger davon nicht frei waren. - Aber es widerspricht halt dem Christentum.

Was Kasper gemeint hat, interessiert mich wirklich - leider habe ich im Netz weder eine aussagekräftige Diskussion über Kasper noch eine Stellungsnahme Kaspers dazu finden können. - Meine freihändige Vermutung: Wenn man die Bibel im wörtlichen Sinne als das Wort Gottes versteht, kommt man ins Trudeln, wenn man Jesu Auffasuung und deren schriftlich wiedergegebene Interpretation durch Jünger (und danach) gleichsetzt. - Mir ist das Motiv "Und sie verstanden ihn nicht" viel zu wenig berücksichtigt - aber solche Fragen sind im Sinne dessen, was hier als "text-kritisch" bezeichnet wird (aus meiner Sicht ist es weit mehr als das - siehe Savolinnas Anmerkungen dazu), gar nicht behandelbar, weil man sich auf das beschränken muss, was man "haptisch" greifen kann.

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Scrypt.on
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#1110 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Scrypt.on » Mi 6. Mai 2015, 17:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Genau das Gegenteil ist der Fall.
Da sind wir sehr unterschiedlicher Meinung.
Nur kannst du deine nicht biblisch untermauert begründen - das ist das (dein) Problem.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Gegenstand der Untersuchung ist ein historisches Ereignis.
Aber schau doch mal auf die Prämissen, auf denen dieses Einvernehmen beruht: "Wir haben Schrift-Zeugnisse, wir kennen die kulturellen Umfelder der Zeit - DARAUS schließen wir, dass Jesus genauso gedacht hat" - das ist purer Glaube.
Die Bibelschreiberlinge haben offensichtlich ebenso gedacht... und dann umgedacht, als die Zeit mehr und mehr verging, aber nichts geschah.

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