Parusieverzögerung

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Münek
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#101 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » Fr 17. Apr 2015, 21:19

Hier passt auch gut eine Stelle aus dem 1. Clemensbrief 23,3 hin, in der Christen, die des Wartens
auf die Parusie Christi müde geworden sind, resigniert klagen:


"Dies haben wir auch schon in den Tagen unserer Väter gehört, und siehe,
wir sind alt geworden, und nichts von all dem ist uns widerfahren
."

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Halman
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#102 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Halman » Fr 17. Apr 2015, 22:38

Münek hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich spreche nicht von Visionen, sondern von den Kürzeln wie: bald - versiegle nicht - Zeit ist nahe - in Kürze geschehen - letzte Zeit....
Magst Du die Bibelstellen hierzu angeben?

Das habe ich getan.
Okay, Du meinst wahrscheinlich diesen Beitrag von Dir, richtig? Nun, bist auf den Gedanken mit dem "Versiegeln" möchte ich an dieser Stelle an meinen Beitrag erinnern, in dem ich auf die Worte im griechischen Grundtext Bezug nahm.

Deine Bibelexegese basierend auf der Gegensätzlichkeit von Dan 12: 5 und Off 22:10 erscheint durchaus stichhaltig.
Ich werde mal versuchen, sie zu kritieren: Die Anweisung an Daniel bezog sich auf das Buch "Daniel", die Anweisung an Johannnes auf das Buch "Offenbarung". Die Versiegelung in Daniel sollte bis "bis zur Zeit des Ende" bestehen, Johannes sollte sein Buch nicht versiegeln, mit der Begründung, dass die "die Zeit ist nahe" war. Genau genommen ist dies nicht identisch, wenn es auch verwandt erscheint.
In der Fussnote der Neuen Evangelistischen Übersetzung wird erklärt:
(a) Offenbar sollte er wie Jeremia 32,10-12 ein Original aufbewahren, aber gleichzeitig offene Abschriften davon zugänglich machen.
Könnte es nicht sein, dass Daniel die Anweisung erhielt, im Sinne von Jer 32: 10-12 das Original sicher zu verwahren, während Johannes die Anweisung erhielt, die Offenbarung den Gemeinden zugänglich zu machen, ohne ein Original zu archivieren?
Dies würde auch zu den griechischen Name Ἀποκάλυψις (gr. apokalypsis) des letzten Buches der Bibel passen, denn dieser bedeutet "Enthüllung".
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Samantha

#103 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Samantha » Sa 18. Apr 2015, 00:09

sven23 hat geschrieben: Alle Endzeitpropheten, incl. Jesus, haben sich geirrt.
Warum schreibt denn Johannes - also weit nach Jesus Tod - noch von einer Naherwartung?

2Lena
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#104 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » Sa 18. Apr 2015, 05:02

Sven23 hat geschrieben:Die Idee von der Parusieverzögerung wurde ja erst entwickelt, als die Parusie ausblieb. Das heißt aber auch, daß sie vorher fester Glaubensbestandteil war.
Du vergisst zu berücksichtigen, dass auch die Paulusbriefe in der Methode des AT geschrieben wurden. Ihr Inhalt ist "in Wirklichkeit" etwas anders. Das müsstest du schon daran merken, dass wirklich kein Mensch so ein "salopp" hingeschriebenes Sendschreiben an eine Gemeinde mit diesem Inhalt richten würde.

Es sind äußerst präzise ausgearbeitete, wichtige Lehrunterlagen in philosophisch-logischen Angelegenheiten, eine gewisse Art Eintrittsbriefe einzelner Philosophieschulen, die sich zur Lehre Jesu bekennen.

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sven23
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#105 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 06:23

2Lena hat geschrieben: Du vergisst zu berücksichtigen, dass auch die Paulusbriefe in der Methode des AT geschrieben wurden.
Also nicht brauchbar?

2Lena hat geschrieben: Ihr Inhalt ist "in Wirklichkeit" etwas anders.
Ok, dann muß man auch die Möglichkeit eingestehen, daß Jesus in Wirklichkeit ein ganz anderer war.
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sven23
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#106 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 06:57

Samantha hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Alle Endzeitpropheten, incl. Jesus, haben sich geirrt.
Warum schreibt denn Johannes - also weit nach Jesus Tod - noch von einer Naherwartung?
Der Evangelist Johannes rückt ja ähnlich wie Paulus mehr und mehr von der Naherwartung ab, bzw. relativiert sie.
Der Autor der "Offenbarung" ist ja vermutlich nicht identisch mit dem Schreiber des Johannesevangeliums.
"Es ist das einzige prophetische Buch des Neuen Testaments und zugleich eine Trost- und Hoffnungsschrift für die im Römischen Reich unterdrückten Christen."
Quelle: Wikipedia
Ich denke, Trost- und Hoffnungsschrift charakterisiert die Offenbarung ganz gut. Und in der Verbannung muß man sich schließlich auch selbst Mut und Hoffnung machen. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#107 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » Sa 18. Apr 2015, 07:39

sven23 hat geschrieben:
2Lena hat geschrieben: Du vergisst zu berücksichtigen, dass auch die Paulusbriefe in der Methode des AT geschrieben wurden.
Also nicht brauchbar?
Von wegen!
Die bekannten Philosophierichtungen der Antike haben es immerhin geschafft, genauso wie die alten Propheten - ihr Werk als Huldigung darzulegen und mehr zu verbessern.

Zum Umkehrschluss musst du nun - in Kenntnis des AT (*Auslegung) die Übereinstimmungen ihrer Lehre herausfiltern.

Samantha

#108 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Samantha » Sa 18. Apr 2015, 08:37

sven23 hat geschrieben:Der Evangelist Johannes rückt ja ähnlich wie Paulus mehr und mehr von der Naherwartung ab, bzw. relativiert sie.
Der Autor der "Offenbarung" ist ja vermutlich nicht identisch mit dem Schreiber des Johannesevangeliums.
Hm, also nicht Johannes schrieb ... die Offenbarung wurde dann wohl auch später geschrieben?
Nochmal: Wenn Jesus sich angeblich irrte, warum hielten dann spätere Schreiber trotzdem an einer "Naherwartung" fest?

Ich denke, Trost- und Hoffnungsschrift charakterisiert die Offenbarung ganz gut. Und in der Verbannung muß man sich schließlich auch selbst Mut und Hoffnung machen. ;)
Welche Verbannung? :mrgreen:

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sven23
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#109 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 18. Apr 2015, 08:57

Samantha hat geschrieben: Hm, also nicht Johannes schrieb ... die Offenbarung wurde dann wohl auch später geschrieben?
Nochmal: Wenn Jesus sich angeblich irrte, warum hielten dann spätere Schreiber trotzdem an einer "Naherwartung" fest?
Auf diesen durchaus berechtigten Einwand hatte ich schon früher mal geantwortet. Man kann ja fragen, warum haben die Schreiber die Naherwartung noch erwähnt, wo sie sich zunehmend als falsch erwies?
Zunächst bestand zu Paulus Anfängen noch eine gewisse Hoffnung, daß sich die Parusie erfüllen könnte, denn noch lebten ja die meisten dieser Generation.
Das änderte sich mit den Jahren und die Parusie wurde in eine Parusieverzögerung umgedeutet.
Die Bibelschreiber hätten es sich nicht erlauben können, die Naherwartung nicht zu erwähnen oder zu leugnen, denn sie war wohl die Kernbotschaft und der Hauptgrund für den Zulauf der Wanderprediger und Endzeitpropheten, wie auch Jesus einer war. Das wäre von den Kritikern sofort als Geschichtsglitterung und Fälschung identifiziert worden, weil sie ja- wie Petrus selber sagt- immer fragen: wo bleibt er denn?
Die Bibelschreiber kommen also an diesem Thema gar nicht vorbei. Das einzige, was ihnen übrig blieb, war, die Naherwartung als Mißverständnis umzudeuten oder aus der Naherwartung eine Fernerwartung zu machen.

Samantha hat geschrieben: Welche Verbannung? :mrgreen:
Nach eigener Aussage lebte Johannes ja angeblich als Verbannter auf der Insel Patmos, weshalb er im englischen Sprachraum als "John of Patmos" bezeichnet wird.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Samantha

#110 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Samantha » Sa 18. Apr 2015, 10:51

sven23 hat geschrieben:Nach eigener Aussage lebte Johannes ja angeblich als Verbannter auf der Insel Patmos, weshalb er im englischen Sprachraum als "John of Patmos" bezeichnet wird.
Ach, und ich dachte, er galt nicht als der wahre Schreiber?? Dann spielt doch die Verbannung keine Rolle bei der Schreibweise, oder? :angel:

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