Er glaubte an Immanuel Kant. Vor Gericht begründete er seine Taten mit dem kategorischen Imperativ.sven23 hat geschrieben:"Ich tat reinen Gewissens und gläubigen Herzens meine Pflicht."
(Adolf Eichmann, SS-Obersturmbannführer und Massenmörder)
Aberglaube im 21. Jahrhundert
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#421 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
#422 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Mengele mit Oppenheimer zu verleichen ist verwegen. Mengele hat seine sinnlosen Experimente nach dem Krieg im Exil gewissenlos weitergeführt.closs hat geschrieben:Im übrigen: Die Atombomben-Bauer waren doch auch Wissenschaftler und gingen auch über Leichen - nur halt nicht bei der Grundlagenforschung. - Wo ist da eigentlich der Unterschied?
Es war Krieg. Oppenheimer war überzeugt mit der Atombombe man das Töten zu beenden. Man wusste damals noch wenig über die Zerstörung durch die Strahlung.
Oppenheimer hat sich bei der Welt entschuldigt.closs hat geschrieben:Wir reden hier nicht von einer Reinwaschung Mengeles (GANZ bestimmt nicht). - Aber warum ist die öffentliche Meinung so inkonsequent?
Lukas 23,34
Vielleicht verstehst du jetzt den Unterschied zwischen Mengele und Oppenheimer — zwischen Psychopathie und Wissenschaft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#423 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Das ist gar nicht mein Ziel. - Es geht um den Hinweis, den einmal Charlie Chaplin gemacht hat (sinngemäß): "Wenn man 10 Leute umbringt, ist man ein Verbrecher - wenn man 100.000 Leute umbringt, ist man ein Held".Pluto hat geschrieben:Mengele mit Oppenheimer zu verleichen ist verwegen.
Es geht hier um die Beurteilungs-Merkwürdigkeiten des öffentlichen Maßstabs.
Womit wollte man dann das Töten beenden, wenn man die Zerstörungs-Kraft der Strahlung nicht kannte?Pluto hat geschrieben:Oppenheimer war überzeugt mit der Atombombe man das Töten zu beenden. Man wusste damals noch wenig über die Zerstörung durch die Strahlung.
Ich sehe das viel pragmatischer: Man wusste um die Macht der Atombombe, hätte sie als Wissenschaftler aus eigenen Stücken nicht gebaut, tat es aber vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage. Auch die Militärs und die Politik werden entsprechenden Druck gemacht haben und die Bombe als Instrument zum Schutz der Zivilisation dargestellt haben - was ja aus Sicht der USA gar nicht falsch war.
Es ist immer dasselbe: Der Mensch wird in eine Situation hinein-"gefügt" und muss innerhalb des dadurch gegebenen Spielraums für Wahl-Freiheit entscheiden.
Ein etwas harmloseres Beispiel: Als eine innerdeutsche Grenze gab, waren Grenz-Polizisten an beiden Seiten. - Hätte man diese Person über Nacht miteinander ausgetauscht, wären am nächsten Morgen die bösen Ossies vom Tag zuvor nun gute Wessies und umgekehrt. - Die Menschen wären diesselben, wären aber jetzt woanders hin-"gefügt".
Das spricht für sein großes Format - im Christlichen nennt man das "Reue".Pluto hat geschrieben:Oppenheimer hat sich bei der Welt entschuldigt.
Das hat damit GAR nichts zu tun. - Auch wenn Mengele ein guter Wissenschaftler wäre (was ich nicht beurteilen kann), wäre dasselbe passiert. - Es liegt nicht an der Wissenschaft, sondern an dem Menschen, der wo auch immer Entscheidungs-Freiheit falsch einsetzt.Pluto hat geschrieben:Vielleicht verstehst du jetzt den Unterschied zwischen Mengele und Oppenheimer — zwischen Psychopathie und Wissenschaft.
Es ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz, die rein fachliche Arbeit eines Menschen zu diskreditieren, nur damit "Wissenschaft" nicht mit "KZ" in einem Atemzug genannt werden kann.
"Wie etwa die Berliner Ausstellung „Gewissenlos – Gewissenhaft“ aus dem Jahr 2001 belegt, arbeitete Josef Mengele eng zusammen mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. So schickte er regelmäßig Präparate zur Auswertung an das Institut und nahm gezielt Menschenexperimente für ein Forschungsprojekt des dortigen Leiters Otmar Freiherr von Verschuer zur Findung eines Anti-Fleckfieber-Serums vor." (wik)
Vor allem kann ich nicht erkennen, warum die Wissenschaft hier meint, sich rauswinden zu müssen - es ist wirklich NICHT das Problem der Wissenschaft, wenn sie von Menschen missbraucht wird.
#424 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Das alte Phänomen: Es gibt nichts, was man nicht wider-geistig auslegen könnte. - Dieses Problem löst man auch nicht dadurch, dass man deshalb Kant als Wegbereiter des National-Sozialismus bezeichnetJackSparrow hat geschrieben:Er glaubte an Immanuel Kant. Vor Gericht begründete er seine Taten mit dem kategorischen Imperativ.

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#425 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Mit Kants Philosophie kann man alles begründen. Todesstrafe, Abschaffung der Todesstrafe, Abtreibung, Abschaffung der Abtreibung, Verkauf von Waschmaschinen... Wenn man nur genug von einer Sache überzeugt ist, hat auch der kategorische Imperativ nichts mehr dagegen.closs hat geschrieben:Dieses Problem löst man auch nicht dadurch, dass man deshalb Kant als Wegbereiter des National-Sozialismus bezeichnet(es wäre nicht überraschend).
#426 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Das hat alles mit der Ethik zu tun. Nach wie vor ist es verwegen, Mengele mit Oppenheimer vergleichen zu wollen.closs hat geschrieben:Das hat damit GAR nichts zu tun.Pluto hat geschrieben:Vielleicht verstehst du jetzt den Unterschied zwischen Mengele und Oppenheimer — zwischen Psychopathie und Wissenschaft.
Es ist aber so. In dem sie die Ethik missachteten handelten Mengele, Eichmann und Andere unethisch und haben die Wissenschaft für ihre falschen Ziele missbraucht.closs hat geschrieben:Es ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz, die rein fachliche Arbeit eines Menschen zu diskreditieren, nur damit "Wissenschaft" nicht mit "KZ" in einem Atemzug genannt werden kann.
Und was ist der Zweck deiner Pauschalisierung? Willst du mit diesen Nazi-Verbrechern die Redlichkeit aller Wissenschaftler in Frage stellen?closs hat geschrieben:"Wie etwa die Berliner Ausstellung „Gewissenlos – Gewissenhaft“ aus dem Jahr 2001 belegt, arbeitete Josef Mengele eng zusammen mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik.
So schickte er regelmäßig Präparate zur Auswertung an das Institut und nahm gezielt Menschenexperimente für ein Forschungsprojekt des dortigen Leiters Otmar Freiherr von Verschuer zur Findung eines Anti-Fleckfieber-Serums vor." (wik)
Natürlich nicht. Menschen sind immer schuld am Missbrauch.closs hat geschrieben:Vor allem kann ich nicht erkennen, warum die Wissenschaft hier meint, sich rauswinden zu müssen - es ist wirklich NICHT das Problem der Wissenschaft, wenn sie von Menschen missbraucht wird.
Ich wehre mich allerdings vehement dagegen Oppenheimer auf einer Stufe mit Mengele zu stellen. Das ist wahrlich eine inakzeptable Verbiegung historischer Tatsachen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#427 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
So ist es.JackSparrow hat geschrieben:Wenn man nur genug von einer Sache überzeugt ist, hat auch der kategorische Imperativ nichts mehr dagegen.
Wenn man also etwas ethisch begründen könnte, dürfte man 100.000 Menschen umbringen?Pluto hat geschrieben:Das hat alles mit der Ethik zu tun.
Also kann man doch beides in einem Atemzug nennen?Pluto hat geschrieben:In dem sie die Ethik missachteten handelten Mengele, Eichmann und Andere unethisch und haben die Wissenschaft für ihre falschen Ziele missbraucht.
Wissenschaftliche (= methodische) Redlichkeit hat doch gar nichts mit Ethik zu tun. - Oder meinst Du, doch?Pluto hat geschrieben:Willst du mit diesen Nazi-Verbrechern die Redlichkeit aller Wissenschaftler in Frage stellen?
Würde ich auch nicht - bei Mengele darf man annehmen, dass er das Böse wollte. Dies war bei Oppenheimer nicht der Fall - sonst wäre er nicht zu einer Entschuldigung in der Lage gewesen.Pluto hat geschrieben:Ich wehre mich allerdings vehement dagegen Oppenheimer auf einer Stufe mit Mengele zu stellen.
#428 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Wieso darf man das annehmen? Mengele ist bei seiner seinen Experimenten mit Menschen skrupellos und grausam vorgegangen. Aber er hat Menschen nicht aus purem Sadismus leiden lassen.closs hat geschrieben: bei Mengele darf man annehmen, dass er das Böse wollte.
Für ihn waren Juden ganz einfach willkommene menschliche Versuchskaninchen.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#429 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Nimmst Du es NICHT an?Zeus hat geschrieben:Wieso darf man das annehmen?
Eben - es war wissenschaftliches Interesse. - Was selbstverständlich in dieser Form dem Kodex eines ehrenhaften Wissenschaftlers widersprach.Zeus hat geschrieben:Aber er hat Menschen nicht aus purem Sadismus leiden lassen.
Genau - in diesem Falle waren es Juden.Zeus hat geschrieben:Für ihn waren Juden ganz einfach willkommene menschliche Versuchskaninchen.
#430 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert
Zeus hat geschrieben:Aber er hat Menschen nicht aus purem Sadismus leiden lassen.
Nicht gemäß der Ideologie der Nazis, die Juden als Ungeziefer betrachteten.closs hat geschrieben:Eben - es war wissenschaftliches Interesse. - Was selbstverständlich in dieser Form dem Kodex eines ehrenhaften Wissenschaftlers widersprach.
Übrigens haben sich die Nazis - kaum zu glauben, aber wahr - für den Tierschutz eingesetzt.
There was widespread support for animal welfare in Nazi Germany,[1] and the Nazis took a variety of measures to ensure animals were protected.[2] Many Nazi leaders, including Adolf Hitler and Hermann Göring, were supporters of animal rights and conservation. Several Nazis were environmentalists, and species protection and animal welfare were significant issues in the Nazi regime.[3] Heinrich Himmler made an effort to ban the hunting of animals.[4] Göring was a professed animal lover and conservationist[5] — though from 1934 he was also Reichsjägermeister ("Master of the Hunt"). The current animal welfare laws in Germany are modified versions of the laws introduced by the Nazis.
http://en.wikipedia.org/wiki/Animal_wel ... zi_Germany
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(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
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