barbara hat geschrieben: Faransil hat geschrieben:
So wurde beispielsweise das Higgs-Teilchen mehr oder weniger experimentell nachgewiesen.
mehr oder weniger? ist das eine wissenschaftlich präzise Aussage?
Ja tatsächlich, das ist sie.
Der Nachweis von Teilchen funktioniert über die Reaktionen in den Beschleunigern, in dem die Energie durchgescannt wird und sich bei bestimmten Energien besonders hohe Reaktionszahlen ergeben. Plottet man das, ergibt sich ungefähr eine Gaussverteilung. Das ist die Signatur eines mit dieser Energie erzeugten Teilchens.
Es gibt aber immer auch Hintergrund- und Störprozesse, die Messung ist nicht perfekt und es gibt systematische Fehler. Dadurch ist die Messung des Teilchen statistisch. In der Physik sagt man, dass ein Teilchen nachgewiesen ist, wenn der Nachweis auf 5 Sigma genau gelingt, d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass ein statistischer Fehler vorliegt ist kleiner als 5 Standardabweichungen.
Eben mehr oder weniger nachgewiesen...
barbara hat geschrieben:
und der Nachweis des Higgs-Teilchens ist ja nur das letzte Puzzlestück der Quantenmechanik, das letzte der dort vorhergesagten Teilchen, aber das ist ja nichts Neues, will mir scheinen.
Nicht Quantenmechanik, feldtheoretische Standardtheorie.
Die Quantenmechanik wurde von Dirac zur relativistischen Quantenmechanik erweitert und daraus wurden die Quantenfeldtheorien entwickelt.
Es gibt zwei Typen dieser Quantenfeldtheorie, die an Hand ihrer Symmetrien klassifiziert werden.
SU(2)xU(1) kennzeichnet die elektroschwache Theorie, die die Vereinigung der elektromagnetischen und der schwachen Wechselwirkung beschreibt.
SU(3) beschreibt die starke Wechselwirkung.
Beides zusammen ist die Standardtheorie, die die Gravitation nicht enthält.
Der Higgs-Mechanismus ist ein Zusatz im Rahmen dieser Theorie.
barbara hat geschrieben:- Relativitätstheorie und Quantentheorie passen nach wie vor nicht zusammen
Was bedeuted "nach wie vor"?
Sie haben zu Beginn nicht "zusammen gepasst" und daran wird sich auch nie was ändenr. Sie sind eben so, wie sie sind.
Worauf man hofft ist, eine Theorie zu formulieren, welche die Besonderheiten beider unter einen Hut bringt.
Hier ist was falsch: Relativitätstheorie und Quantenmechnaik passen wundervoll zusammen und sind in der Quantenfeldtheorie beschrieben.
Quantenfeldtheorie und GRAVITATION passen nicht zusammen
barbara hat geschrieben:
Ach komm. "dunkle Masse" und "dunkle Energie" heissen, auf Deutsch übersetzt, doch auch nur "da gibt es eine ganze Menge Dinge, von denen wir nicht die geringste Ahnung haben, ausser dass es sie gibt und dass sie den grössten Teil von allem ausmachen"
Soweit war Sokrates schon vor über 2000 Jahren. Inwiefern soll das, bitte schön, ein "Durchbruch" sein, und nicht das Formulieren eines neuen Rätsels?
Der Durchbruch ist, experimentell bewiesen zu haben, dass es da noch Rätsel gibt.
Es ist ein riesiger Unterschied, philosophisch oder aus anderen Gründen zu VERMUTEN, dass es noch zu lösende Geheimnisse gibt und experimentell zu BEWEISEN, dass es da noch etwas gibt.
Jetzt, da wir wissen, dass dunkle Energie und dunkle Materie als Rätsel da sind, kann man Experimente entwickeln, die gezielt nach Antworten suchen. Das wird gerade gemacht und hat oft mit Messungen aus Satelliten heraus zu tun. Braucht halt nur ein paar Jahre, um so etwas fertig zu stellen.
barbara hat geschrieben:
Eine neue STRUKTUR des Denkens.
Aber bitte nicht die novalische Art der Pseudo-Gesamtheit.
Solange die neue Struktur des Denkens nur dazu da ist, andere Menschen aufs Glatteis zu ziehen und ihr Geld zu erlangen, solange werden für die Menschheit keine neuen Erkenntnisse dabei herausspringen.
Was ich beobachte und weshalb die von mir zitierte Diskussion ausgebrochen ist, ist folgendes:
Wenn die seit nun 400 Jahren übliche, naturwissenschaftliche Methode keine Erkenntnisse mehr liefert, weil es zu mühsam oder zu teuer geworden ist, suchen Menschen ungeduldig nach dem neuen Denken. Die zitierte Diskussion entzündet sich ja daran, dass es Stimmen gibt, Kriterien wie "Schönheit", "mathematische Eleganz" oder so als Kriterien für Wissenschaftlichkeit zu erlauben.
Novalis würde vermutlich das Schlagwort "Ganzheit" dazuwerfen und alles mit offenen Armen empfangen, was sich mit diesem Begriff schmückt, selbst wenn es das bei weitem nicht ist.
Wird dieses Fass aufgemacht, dann werden die Betrüger, Fanatiker und Beutelschneider ihre Chance wittern. Wie bei einer Revolution werden zuerst die Raubtiere die Oberhand gewinnen.
Ob aber jemals etwas so Gewinnbringendes dabei herausspringt, wie dies vor 400 Jahren das naturwissenschaftliche Denken war, ist offen.
Mit größerer Wahrscheinlichkeit werden wir für tausend Jahre in die mittelalterlichen Denkweisen eines IS zurückfallen.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.