Wenn Intelligenz zum Problem wird
#41 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Janina, seit die Polizei für Aufräumarbeiten unter den Obdachlosen sorgt und seit die Behinderten in Anstalten weggesperrt werden, hat kein Maler und kein Fotograf mehr eine Gelegenheit, sich zu solchen Bildern inspirieren zu lassen. Die heutigen Prothesen sind in der Tat weniger auffällig. Nur geschäftstüchtige Bettler gehen derart ausgerüstet auf die Straße.
#42 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Das ist jetzt leicht irrational, das Mittelalter für seine Probleme zu geisseln und als Beleg ein Bild aus der Neuzeit (nach 1500) anzuführen.
Das Mittelalter (ab 1000 - 1500) war so ungesund nicht; im Gegenteil, die dortigen Gesellschaften und vor allem die Städte hatten überreichliche Ressourcen, die es ihnen erlaubten, 500-jährige Bauprojekte durchzuführen. Das schafft keine Gesellschaft, die ums nackte Überleben kämpft.
Die Pestepidemien, die im späteren Mittelalter begannen, waren eher eine "Opfer des eigenen Erfolgs"-Problem, und nicht das einer elenden Gesellschaft; im Mittelalter gab es schnelles Bevölkerungswachstum dank neuer landwirtschaftlicher Techniken und somit mehr Ertrag und Ressourcen, die freigestellt wurden, weil NICHT mehr alle in der Landwirtschaft tätig sein mussten, Wälder wurden abgeholzt und somit der Bedarf an Rittern verringert (deren Aufgabe bestand, ihr Gebiet militärisch zu sichern), der Mittelstand (zB Kaufleute, in Zünften organisierte Handwerker) entstand, die Idee des Bürgers als freier Bewohner der befestigten Stadt entstand... also eine Menge Dinge, die wir heute nach wie vor haben und schätzen.
Schnelles Bevölkerungswachstum hiess aber auch, dass die Mengen an Abfällen und Abwässern, die eine Stadt produzierte, nicht mehr beherrscht werden konnten, was somit ideale Böden für Seuchen züchtete, und ja, das war das grosse Problem am ENDE des Mittelalters und bis weit hinein in die Neuzeit, wie auf dem Bild illustriert, das in der Neuzeit entstand, nicht im Mittelalter.. Aber es war keineswegs typisch für das gesamte Mittelalter, sondern es gab auch eine lange Phase von Prosperität in jeder Hinsicht - sonst hätte da Mittelalter es nicht geschafft, etwas vom Schönsten herzustellen, was die Menschheit je hervorgebracht hat, nämlich die gotischen Kathedralen.
gruss, barbara
Das Mittelalter (ab 1000 - 1500) war so ungesund nicht; im Gegenteil, die dortigen Gesellschaften und vor allem die Städte hatten überreichliche Ressourcen, die es ihnen erlaubten, 500-jährige Bauprojekte durchzuführen. Das schafft keine Gesellschaft, die ums nackte Überleben kämpft.
Die Pestepidemien, die im späteren Mittelalter begannen, waren eher eine "Opfer des eigenen Erfolgs"-Problem, und nicht das einer elenden Gesellschaft; im Mittelalter gab es schnelles Bevölkerungswachstum dank neuer landwirtschaftlicher Techniken und somit mehr Ertrag und Ressourcen, die freigestellt wurden, weil NICHT mehr alle in der Landwirtschaft tätig sein mussten, Wälder wurden abgeholzt und somit der Bedarf an Rittern verringert (deren Aufgabe bestand, ihr Gebiet militärisch zu sichern), der Mittelstand (zB Kaufleute, in Zünften organisierte Handwerker) entstand, die Idee des Bürgers als freier Bewohner der befestigten Stadt entstand... also eine Menge Dinge, die wir heute nach wie vor haben und schätzen.
Schnelles Bevölkerungswachstum hiess aber auch, dass die Mengen an Abfällen und Abwässern, die eine Stadt produzierte, nicht mehr beherrscht werden konnten, was somit ideale Böden für Seuchen züchtete, und ja, das war das grosse Problem am ENDE des Mittelalters und bis weit hinein in die Neuzeit, wie auf dem Bild illustriert, das in der Neuzeit entstand, nicht im Mittelalter.. Aber es war keineswegs typisch für das gesamte Mittelalter, sondern es gab auch eine lange Phase von Prosperität in jeder Hinsicht - sonst hätte da Mittelalter es nicht geschafft, etwas vom Schönsten herzustellen, was die Menschheit je hervorgebracht hat, nämlich die gotischen Kathedralen.
gruss, barbara
#43 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Gut gesagt Barbara!
Mit der Weiterentwicklung des "Bürgertums", in immer mehr Städten, mit immer mehr Fabriken, bis schließlich die Arbeitskräfte nicht mehr reichten, scheint aber auch das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein - wie die Wirtschaftsphase derzeit zeigt.
.... das ist Jammern auf "hohem Niveau" würde Sven23 schreiben ...
Herrschaftszeiten aber auch ... wenn ich sehe wie dünn das Gras wächst - kaum ein paar Sorten. Wieviele kahlen Stellen es auf solchen Wiesen gibt - exakt dort, wo die Leute besonders viel Geld mit den modernen Biogasanalgen verdienen wollen.
Mit der Weiterentwicklung des "Bürgertums", in immer mehr Städten, mit immer mehr Fabriken, bis schließlich die Arbeitskräfte nicht mehr reichten, scheint aber auch das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein - wie die Wirtschaftsphase derzeit zeigt.
.... das ist Jammern auf "hohem Niveau" würde Sven23 schreiben ...
Herrschaftszeiten aber auch ... wenn ich sehe wie dünn das Gras wächst - kaum ein paar Sorten. Wieviele kahlen Stellen es auf solchen Wiesen gibt - exakt dort, wo die Leute besonders viel Geld mit den modernen Biogasanalgen verdienen wollen.
#44 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Wir haben hier in nicht allzu weiter Entfernung auch einige Biogasanalgen.2Lena hat geschrieben:Wieviele kahlen Stellen es auf solchen Wiesen gibt - exakt dort, wo die Leute besonders viel Geld mit den modernen Biogasanalgen verdienen wollen.
Dort drum herum ist aber alles schön grün und bunt. Daraus schließe ich, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat.
Aber gut... du glaubst ja auch, dass der Himmel früher noch viel blauer/dunkler war... und die Luft sauberer...
#45 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Eine Anlage geht vielleicht noch, an jeder Ecke eine ... ist schlimm.
Da macht das Atmen Probleme. Viele Biogasbetreiber (eigentlich alle die ich kenne) sind krank. Dazu kommt es ganz darauf an, wie lang es die Anlage gibt, was die reinstecken (hoffentlich nicht Tierkadaver), wie "stark" die Anlage fährt und wo sie die Reststoffe abladen.
Das Zeug bewirkt, dass auf den Wiesen kahle Stellen kommen, nur noch ein oder zwei Arten von Gras ... das auch die Enten nicht mehr mögen und - wo das, was auf den Feldern wäschst nicht mehr richtig schmeckt und satt macht.
Vielleicht bin ich etwas älter als du, kann mich daher an Zeiten erinnern, wo es auffiel, wie das Essen schmeckte (gekaufte Nudeln und Gummiadler fielen auf)
und wenn ein Auto am Tag durch das Tal gefahren ist.
"Was kommst jetzt für ein Gestank daher ..."
Da macht das Atmen Probleme. Viele Biogasbetreiber (eigentlich alle die ich kenne) sind krank. Dazu kommt es ganz darauf an, wie lang es die Anlage gibt, was die reinstecken (hoffentlich nicht Tierkadaver), wie "stark" die Anlage fährt und wo sie die Reststoffe abladen.
Das Zeug bewirkt, dass auf den Wiesen kahle Stellen kommen, nur noch ein oder zwei Arten von Gras ... das auch die Enten nicht mehr mögen und - wo das, was auf den Feldern wäschst nicht mehr richtig schmeckt und satt macht.
Vielleicht bin ich etwas älter als du, kann mich daher an Zeiten erinnern, wo es auffiel, wie das Essen schmeckte (gekaufte Nudeln und Gummiadler fielen auf)
und wenn ein Auto am Tag durch das Tal gefahren ist.
"Was kommst jetzt für ein Gestank daher ..."
#46 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Schwelgen wird mal in Erinnerungen:2Lena hat geschrieben:Vielleicht bin ich etwas älter als du, kann mich daher an Zeiten erinnern, wo es auffiel, wie das Essen schmeckte (gekaufte Nudeln und Gummiadler fielen auf)
und wenn ein Auto am Tag durch das Tal gefahren ist. "Was kommst jetzt für ein Gestank daher ..."
Vielleicht gab es damals weniger Autos als heute, dafür aber den permanenten Gestank von Herdfeuern oder den üblichen Kohleöfen, in denen alles verbrannt wurde, was nichts kostete.
Nicht zu vergessen die wilden Müllkippen überall und der Gestank der Bäche, in die die Haushaltsabwässer eingeleitet wurden, da Kanalisation und Kläranlagen auf dem Dorf noch weitgehend unbekannt waren.
Bis weit bis in die 60`er Jahre befand sich die Müllkippe der örtlichen Kreisstadt ca. 1.500 m vom Haus meiner Eltern entfernt direkt an der Bundesstraße - zum Glück hinter einem Berg -, da wurde alles reingekippt, vom Hausmüll bis zu den Abfällen der örtlichen Lederindustrie.
Die alten asbesthaltigen Eternitplatten wurden im Wald entsorgt, das Altöl sowie alte Farben und Lacke einfach irgendwo in die Landschaft gekippt.
Unser Fluss durch Backnang, die Murr, stank im Sommer zum Himmel, kein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, da reinzuspringen und zu baden. An den Wehren, wo sich das Wasser aufstaute, fand man oftmals meterhohen Schaum von den Industrieabfällen, da sah man im Gegensatz zu heute weder Enten noch Fische.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.
#47 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Heute gibt es größere Traktoren, die graben besser ...piscator hat geschrieben:Die alten asbesthaltigen Eternitplatten wurden im Wald entsorgt, das Altöl sowie alte Farben und Lacke einfach irgendwo in die Landschaft gekippt.
Und wer untersucht schon die Kanalisation.
Was machen die überhaupt, außer Sch... umrühren?
Man riecht die Waschmittel nach einer Anlage noch über Kilometer.
Es sterben weniger Fische, weil kaum welche da sind.
Früher, als noch mit Asche und holzbefeuerten Bottichen gewaschen wurde, und als es Sinkgruben gab, konnte man in den Bächen fischen.
Mir geht es im Grund darum, wie man die Qualität des Lebens mit dem heutigen Know How verbinden kann. Denn Wäsche waschen im Fluss möchte ich auch nicht. Das war wirklich sehr schwer.
#48 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Vielleicht vor dem Dorf, aber auf keinen Fall nach dem Dorf, denn dann war die Waschlauge drin.2Lena hat geschrieben: Früher, als noch mit Asche und holzbefeuerten Bottichen gewaschen wurde, und als es Sinkgruben gab, konnte man in den Bächen fischen.
Ich denke, dass wir da ganz gut abschneiden. Umweltgedanke und Lebensqualität schließen sich nicht aus. Dazu gehört auch morgens eine heiße Dusche. Das samstägliche Baden in der Zinkbadewanne in der Waschküche ist mir noch ganz gut in Erinnerung, genauso wie Eier im Wasserglas, Rauchfleisch und eingemachte Lebensmittel im Winter, weil es keinen Kühlschrank gab. Das will ich nicht mehr haben.Mir geht es im Grund darum, wie man die Qualität des Lebens mit dem heutigen Know How verbinden kann. Denn Wäsche waschen im Fluss möchte ich auch nicht. Das war wirklich sehr schwer.
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#49 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Oh! Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand mit dem Schubkarren die Lauge zum Fluß gefahren hat. Die wurde halt ausgekippt. In einem weit abgelegenen Weiler spielte das keine Rolle und es schadete auch nicht, es war ja nur "Asche" drin.piscator hat geschrieben:Vielleicht vor dem Dorf, aber auf keinen Fall nach dem Dorf, denn dann war die Waschlauge drin.
Die Lebensweise wirft natürlich Probleme auf. Die glaubte man zu beseitigen, indem schöne Badezimmer gebaut wurden. Die Hühner wurden in beheizten Hühnerstädten unterbracht. Da legten sie immer. Indem der städtische Schlachthof seinen Betrieb aufnahm, gab es laufend frisches Fleisch. Die Flugzeuge schafften endlich frische Ware aus dem Ausland herbei.piscator hat geschrieben:Das samstägliche Baden in der Zinkbadewanne in der Waschküche ist mir noch ganz gut in Erinnerung, genauso wie Eier im Wasserglas, Rauchfleisch und eingemachte Lebensmittel im Winter, weil es keinen Kühlschrank gab.
Die Folgen davon haben wir als großes Verkehrsaufkommen, Abgase in der Luft, Hühner-KZ, faulende Häuser wegen der Feuchtigkeit und ein langsam marode werdendes Abwassersystem. Mehr Schmutz gibt es also als jemals zuvor.
Eine andere Lebensweise ist möglich. Finnland führte es mit den Saunen vor. Wer "Heilkräuter" isst, braucht keine in Gläser eingelegte Eier und auch kein Rauchfleisch. Er spart sich die Badehäuser, weil seine Haare stets strahlend glänzen und nie schlecht riechen. Es reicht ihm eine Erdmiete in der kalten Zeit und der stets frisch liefernde Garten der warmen. Eventuelle Gelüste auf industrielles Essen vergehen - so ungefähr nach dem fünften Rückfall. Da ist es dem Dümmsten klar, dass er es bleiben lassen soll, sich Arbeit zu machen und zudem sich all die Krankheiten einzuheimsen, mit denen andere zum Arzt schleichen.
Das ist eigentlich der Hauptgrund - etwas anders zu leben als früher...
#50 Re: Wenn Intelligenz zum Problem wird
Ich gehe auch regelmäßig in die Sauna, habe aber noch nicht angefangen finnisch zu reden2Lena hat geschrieben:Eine andere Lebensweise ist möglich. Finnland führte es mit den Saunen vor.

Und wo bekomme ich die Heilkräuter her? Meine Mutter hatte keine Zeit, in den Wald zu gehen um diese zu suchen. Die musste Kinder aufziehen und ihren Man bei der Arbeit unterstützen. Da Kräutersammeln ist aus meiner Sicht eine Luxusbeschäftigung Frauen mittleren Alters, die vom den Alimenten ihrer geschiedenen Männer leben und sich verwirklichen wollen.Wer "Heilkräuter" isst, braucht keine in Gläser eingelegte Eier und auch kein Rauchfleisch.
Aber klar doch. Wer in der Stadt in fünften Stock wohnt, tut sich schwer damit Essen auf dem Balkon anzubauen.Er spart sich die Badehäuser, weil seine Haare stets strahlend glänzen und nie schlecht riechen. Es reicht ihm eine Erdmiete in der kalten Zeit und der stets frisch liefernde Garten der warmen.
Ich habe einige Jahre lang einen fundi-ökologischen Verein in meiner Gegend beraten. Die Männer liefen herum wie Moses himself, mit Vollbart und Latzhose, die Frauen hatten lange Haare, wirkten verhärmt und verhuscht. Die bauen seit Jahrzehnten ökologische Lebensmittel an, heizen mit Holz, gehen aufs Plumpsklo, teilen sich ein altes Auto und sind weitgehend Selbstversorger. Trotzdem stirbt da ab und zu jemand an Krebs oder andern Krankheiten. Die gehen zum Psychiater und zum Allgemeinarzt und nicht zum Schamanen in den Wald. Der größte Teil der Kinder läuft mit Erreichen des 18-ten Lebensjahres schreiend davon. Die wirken nicht gesünder oder zufriedener als die übrigen Menschen hier in der Umgebung.Eventuelle Gelüste auf industrielles Essen vergehen - so ungefähr nach dem fünften Rückfall. Da ist es dem Dümmsten klar, dass er es bleiben lassen soll, sich Arbeit zu machen und zudem sich all die Krankheiten einzuheimsen, mit denen andere zum Arzt schleichen.
Da mag auf Außenstehende bei den jährlichen Tagen der offenen Tür romantisierend wirken.
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