AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung (Bibelforum)

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#61 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von closs » So 15. Mär 2015, 11:48

Münek hat geschrieben: Eva wollte "klug", also verständig, schlau, clever werden
Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden.

Münek hat geschrieben:Die intelligente, wissende Schlange hatte ihr gesagt, dass sie nicht (wie von Gott vorausgesagt) sterben würden
Und wie kam es dann? - War Eva nun sterblich oder nicht?

Münek hat geschrieben:Warum sollte Adams Frau ihr keinen Glauben schenken?
Dazu nochmal ein Life-Beispiel, das Du schon mal gehört hast:

Als unsere Enkelin bei uns übernachtet hat, stand sie frühs um 6 auf der Schwelle unserer offenen Schlafzimmertür. - Aus irgendeinem Grund sind wir aufgewacht und haben gefragt, warum sie nicht rein kommt. - Darauf sagte sie: "Mama <Transfer: Gott> hat es verboten". - Darauf sagten wir: "Bei uns <Transfer: Schlange> darfst Du". - Darauf hat sie nachgefragt: "Wirklich?", was wir bejaht haben - und kam rein und hat mit Oma im Bett gekuschelt.

Wäre Mama/Gott dagewesen, hätte sich diese Situation nicht ergeben. - So waren aber nur wir als Autorität da und haben "gewonnen". - Unsere Enkelin wollte sich damit NICHT gegen Mama/Gott auflehnen, sondern ist ihren (gesunden) Gefühlen gefolgt. - Hätte nun Mama/Gott danach gefragt "Warum bist Du mit Oma/Schlange ins Bett?", hätte sie sich reflexartig entschuldigt (sie wollte ja nicht gegen Mama/Gott machen) und Ausreden gesucht. - Gleichzeitig war es (aus ihrer Sicht) folgerichtig, dass sie unsere Schlafzimmer-Schwelle überschritten hat. - Es gab also subjektiv keinen Grund, NICHT die Schwelle zu überschreiten, weil es ihrer Natur entsprach.

Wäre ihr Bruder <im Transfer: Adam> dabei gewesen, hätte er auch nichts ausrichten können - zumal er auch nicht gewusst hätte, warum man nicht in Omas/der Schlange Schlafzimmer darf - wo man doch ausdrücklich eingeladen wurde.

Münek hat geschrieben:Dass Gott dem ersten Menschenpaar die Erkenntnis von "Gut und Böse" vorenthalten wollte, mutet schon recht seltsam an.
Nee - gar nicht. - Gott wollte den Menschen/das Kind so lange wie möglich im elterlichen/göttlichen Schutz belassen. - "Gut" und "böse" gibt es erst dann, wenn es eine Alternative zum elterlichen/göttlichen Schutz gibt - dann ist das Hingewendet-Sein zu Gott "gut" und das Abgewendet-Sein von Gott "böse". - Kennt man nur eines davon, gibt es keinen Dualismus als auch keine Worte für diesen Dualismus. - Gott wollte die Trennung so lange wie möglich vorenthalten, die die Voraussetzung dafür ist, dass man überhaupt von "gut" und "böse" sprechen kann.

Münek hat geschrieben:Warum wollte er sie bewusst "doof" (= diesbezüglich naiv-unwissend) halten
Das wollte er eben NICHT - deshalb hat der Baum hingestellt.

Münek hat geschrieben: sogar verbunden mit der Drohung der Todesstrafe
Das ist keine Drohung, sondern eine nackte Tatsache. - Mit dem Ausstieg aus dem Paradies ist der Daseins-Tod verbunden, weil es ohne diesen keinen Weg zurück gibt zum Baum des Lebens.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#62 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von closs » So 15. Mär 2015, 11:59

Rembremerding hat geschrieben:1. Die Frau erhebt sich über den Mann
Was aber beiden in diesem Moment nicht bewusst ist.

Rembremerding hat geschrieben:sie die Agape-Liebe im Paradies zugunsten der sinnlichen LIebe verlässt
Das sehe ich auch so. - Aus meiner Sicht ist dies sogar der Grund, warum Gott sagte, es sei nicht gut, dass der Mensch allein sei. - Es sollte eine Alternative zur Agape geben - im Paradies hätten sich A+E zwar vermehren können, nicht aber "erkennen" ("jadah") können.

Rembremerding hat geschrieben:Eva kam bereits in eine "fertige" Welt
Stimmt - sie war das dritte Rad am Wagen, da Adam vorher in exklusiver Beziehung zu Gott stand. - Entweder Gott wurde zum dritten Rad oder sie blieb das dritte Rad. - Warum aber hat Gott dann gesagt, dass es nicht gut sei, wenn Adam allein bliebe?

Rembremerding hat geschrieben:denn der Mann weiß alles im Verstand
Aus meiner Sicht hat Adam zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts bewusst verstanden - er konnte gerade so mal verstehen, dass Tiere nicht Seinesgleiche waren und konnte sie benennen, wie Kinder ihre Puppen benennen. - Aber die unterschiedlichen Charismen von Mann und Frau haben schon gewirkt - aber eben auf Triebebene.

Rembremerding hat geschrieben:Es ist der Schritt des Menschen in sein Ich, weg von Gott
Da sind wir uns einig: Der Beginn jeglicher Erkenntnis führt in die Einsicht, dass es neben "Mama"/"Gott" auch ein "Ich" gibt - ab diesem Moment gibt es zwei Orientierungs-Größen: Gott und Ich.

Das Missverständnis der heutigen Version der Aufklärung ist, dass die Ich-Orientierung die einzig erfüllende Orientierung sei, während in christlicher Lesart das Ich lediglich Erkenntnis-Plattform ist, um zu erkennen, dass das Ich aufgehen muss in die Wurzeln seines Ursprungs - also Gott. - Also eine diametrale Auffassung.

Rembremerding hat geschrieben: schon bevor vom Baum der Erkenntnis gegessen wurde
Das hat meines Erachtens erzählerische Gründe. - Insofern würde ich die Schaffung Evas und das Treffen auf die Schlange als Handlungs-Einheit verstehen.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#63 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Salome23 » So 15. Mär 2015, 12:07

Rembremerding hat geschrieben: 2. sie die Agape-Liebe im Paradies zugunsten der sinnlichen LIebe verlässt (... es köstlich wäre ... eine Augenweide)
Für so manchen Mann wäre dieser Baum wohl auch eine Augenweide gewesen, wenn dessen Früchte volle Bierflaschen gewesen wären; wer kann dieser Versuchung widerstehn?
Weiters sind es grade die Frauen, die eher in de Lage sind, Agape Liebe zu leben...

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#64 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Novas » So 15. Mär 2015, 13:57

Agape ist Gottesliebe - männlich/weiblich vereint. Reiner Geist.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#65 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Münek » So 15. Mär 2015, 14:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die intelligente, wissende Schlange hatte ihr gesagt, dass sie nicht (wie von Gott vorausgesagt) sterben würden
Und wie kam es dann? - War Eva nun sterblich oder nicht?

Sterblich war Eva seit Beginn ihrer Erschaffung. Erst der Genuss der Frucht vom "Baum des Lebens"
hätte ihr Unsterblichkeit verliehen. Dagegen hatte bekanntlich Gott nach dem Rausschmiss eine Men-
ge einzuwenden und ließ deshalb den Zugang zum Lebensbaum von bewaffneten Cherubim bewachen.

Und aus wars mit der Unsterblichkeit.

So war das damals! :thumbup:

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#66 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Salome23 » So 15. Mär 2015, 14:37

Novalis hat geschrieben:Agape ist Gottesliebe...
Ja eben, das können meist nur Frauen, weil die göttliche Liebe durch sie wirkt.
Schließlich trug auch eine Frau den Christus unterm "Herzen" und gebar ihn...
Weiters:
Die Frauen, die hat Gott erschaffen
Die Männer stammen ab vom Affen

Schön Sonntag :wave:

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#67 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Salome23 » So 15. Mär 2015, 14:39

Münek hat geschrieben: Sterblich war Eva seit Beginn ihrer Erschaffung. Erst der Genuss der Frucht vom "Baum des Lebens"
hätte ihr Unsterblichkeit verliehen. Dagegen hatte bekanntlich Gott nach dem Rausschmiss eine Men-
ge einzuwenden und ließ deshalb den Zugang zum Lebensbaum von bewaffneten Cherubim bewachen.

Und aus wars mit der Unsterblichkeit.

So war das damals! :thumbup:
Genau so ist es zu verstehn, denn sonst wäre ja der Baum des Lebens dort völlig unnötig gewesen-is doch logisch, nä?

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#68 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Münek » So 15. Mär 2015, 14:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Warum wollte er sie bewusst "doof" (= diesbezüglich naiv-unwissend) halten
Das wollte er eben NICHT - deshalb hat der Baum hingestellt.

Warum dann das Verbot, von den Früchten dieses Baumes zu essen? Warum dann der war-
nende Hinweis
auf die Ungehorsamsfolgen "...an dem Tag musst du des Todes sterben"?

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#69 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Rembremerding » So 15. Mär 2015, 15:42

closs hat geschrieben:Es sollte eine Alternative zur Agape geben - im Paradies hätten sich A+E zwar vermehren können, nicht aber "erkennen" ("jadah") können.
Deine Erkenntnis benötigst Du für Dein Weltbild, ich weiß. :) Eine Alternative ja, aber um zu wählen. Denn der Unterschied innerhalb/außerhalb dem Paradies war den beiden sehr wohl bewusst. Henoch war sich dessen bewusst, er wandelte mit Gott und durfte zurück ins Paradies.

closs hat geschrieben:Warum aber hat Gott dann gesagt, dass es nicht gut sei, wenn Adam allein bliebe?
Weil auch Gott nicht allein ist. Ehe, ein Fleisch > Sinnbild
closs hat geschrieben:Aus meiner Sicht hat Adam zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts bewusst verstanden - er konnte gerade so mal verstehen, dass Tiere nicht Seinesgleiche waren und konnte sie benennen, wie Kinder ihre Puppen benennen.
Er hat verstanden, dass er nicht schöpfen kann. Und er hat verstanden, dass allein Gott schöpfen kann. "Die Puppe muss erst mal erschaffen, da sein, um sie zu benennen"

closs hat geschrieben:Der Beginn jeglicher Erkenntnis führt in die Einsicht, dass es neben "Mama"/"Gott" auch ein "Ich" gibt - ab diesem Moment gibt es zwei Orientierungs-Größen: Gott und Ich.
Es gibt Freimaurerlehren, die den Satan dafür verehren, weil er der Menschheit Erkenntnis ermöglichte. Übrigens sehen Satanisten das ähnlich. Es muss Dir bewusst werden, dass Du Dich mit der alleinigen Erkenntnis/Gnosis auf wankenden Boden begibst, der Jesus Christus herabsetzt. Nur mal so als Info, nicht als Kritik.

closs hat geschrieben:Das Missverständnis der heutigen Version der Aufklärung ist, dass die Ich-Orientierung die einzig erfüllende Orientierung sei, während in christlicher Lesart das Ich lediglich Erkenntnis-Plattform ist, um zu erkennen, dass das Ich aufgehen muss in die Wurzeln seines Ursprungs - also Gott. - Also eine diametrale Auffassung.
So weit richtig. Die Erkenntnis ist aber kein philosophischer Langzeitversuch, sondern ganz einfach: ohne mich habe ich Gott und damit ein göttliches Ich. Also eher ein Langzeitversuch sich für die eigentliche Liebe zu entscheiden.

closs hat geschrieben:Das hat meines Erachtens erzählerische Gründe. - Insofern würde ich die Schaffung Evas und das Treffen auf die Schlange als Handlungs-Einheit verstehen.
Eva wusste, was ihr mit der Frucht drohte, sie hat es brav der Schlange wiederholt. Du wirst einwenden: Aber ohne es verstanden zu haben. Denke aber auch darüber nach, was in der Geschichte fehlt: Das Vertrauen in Gott, vielleicht in einer Rückfrage und später die Reue. (Wieder Dein Einwand: weil es ihnen nicht bewusst war :) ).
Bewusst war Ihnen: Zuerst in der Einheit von Gott abhängig, dann in der Zuwendung zu sich und dem anderen Absonderung von Gott (in deren Augen: Veränderung seines Wesens). Die erste Frage hätte also lauten müssen: Gott, ich will wieder zu Dir, was muss ich tun, um wieder zu Dir zu kommen ins Paradies? Die beiden begnügten sich aber mit sich selbst und wollten es so. Von nun an war das ihr Leben (Eva!). Sie durften nun auch schöpfen, zwar nur als Entscheider, aber in ihren Augen so wie Gott.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#70 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von closs » So 15. Mär 2015, 18:12

Münek hat geschrieben:Sterblich war Eva seit Beginn ihrer Erschaffung.
Dazu steht nach meiner Kenntnis nirgends was. - Aus meiner Sicht ist das Paradies etwas, in dem Zeit keine Rolle spielt. - Erst mit der Frucht kommt (lt. Gott) die Zeit in Form des Sterbens ins Spiel - vorher gibt es kein Sterben.

Münek hat geschrieben:Erst der Genuss der Frucht vom "Baum des Lebens" hätte ihr Unsterblichkeit verliehen.
Das steht aber auch nicht im Text - da steht, dass sie NICHT sterben werden (sich also am Status Quo nichts ändert - entgegen der Aussage Gottes).

Was in Deine Richtung geht ist 3,22 "... dass er ewig lebt" (von Gott gesagt). - Damit ist aber gemeint, dass der Mensch - salopp gesagt - sich seiner eben verordneten Sterblichkeit nicht entzieht, indem er flugs wieder über die Hintertür "Baum des Lebens" ins Paradies reinschleicht. - Dann allerdings wäre er, da nun gut und böse durch den Fall erkannt habend, allerdings wesensmäßig Gott ähnlich (vorher war er es nicht, da seine Augen noch nicht geklärt waren). - Buber übersetzt es sehr deutlich:
3,22 "Der Mensch ist geworden wie unser einer im Erkennen von Gut und Böse" (also NICHT: "Mensch = Gott")

Münek hat geschrieben:den Zugang zum Lebensbaum von bewaffneten Cherubim bewachen.
Der Mensch sollte sich nicht billig seine paradiesische Zeitlosigkeit ertricksen per Hintertür. - Denn die ganze Sache hatte nur einen Sinn, wenn der Mensch nun heilsgeschichtlich sein erwachtes Erkenntnis-Vermögen von gut und böse in der Praxis erleiden und entwickeln würde.

Münek hat geschrieben:So war das damals!
Genau. ;)

Antworten