Pluto hat geschrieben:Die Aufgabe ist erst fertig, wenn das Gesamte sicht bar und brauchbar ist.
Hier gibt es ein Problem, das für Gesundheit wie die Bibel gleichermaßen gilt: Der Gegensatz zwischen holistischer und reduktiver Sicht - wobei sich beide ja nicht ausschließen müssten, wenn man das Reduktive als Handwerkszeug und das Holistische als Beurteilungs-Grundlage nehmen würde.
Ein historisch-kritischer Beurteiler der Bibel bewertet einzelne Zitate und versucht, aus diesen Puzzles ein Gesamtbild zu machen (das er vorher ganz und gar nicht kennt - "Ergebnisoffenheit") - unter geistigen Gesichtspunkten dagegen gibt es eine deutliche Richtigunsvorlage (man "weiss", wo der Hase hinläuft, und versucht diese Spur besser zu verstehen, eventuell auch zu korrigieren).
Bei der Gesundheit ist es dasselbe: Der Wissenschaftler sagt "Wir wissen nicht, was Gesundheit ist - wir sind ergebnisoffen" und erschließt sich mit (in sich korrekten) Messungen einen Weg, ohne zu wissen, wohin er führt - wie gesagt: Man ist ja ergebnisoffen. - Der ganzheitlich denkende Mensch glaubt, einen insgesamten Entwurf dessen zu haben, was Gesundheit ist, und versucht den Weg dorthin zu verstehen, eventuell auch zu korrigieren. - Beide Systeme sind nicht frei von Fehlern, aber gänzlich unterschiedlich. - Ein konkretes, ganz anderes Beispiel:
Wenn eine Mutter ihr Kind 9 Monate ausgetragen hat, die ersten Jahre hautnah mit ihm verbracht hat, ihn durch Kindheit und Jugend begleitet hat, wird sie subjektiv sagen: "Ich kenne mein Kind" (holistischer Ansatz). - Wenn nun jemand dagegenhält, dies sei Fanatasie, bevor sie diese Behauptung nicht nachweisen könne, langt sich die Mutter im günstigsten Fall an den Kopf und fragt sich, wieviele Schrauben ihr Gegenüber locker hat. - Natürlich kann diese Mutter TROTZDEM noch überrascht werden - trotzdem wird sich ihre Aussage insgesamt als zutreffend erweisen.
Im gegebenen Fall "Impfung von sogenannten Kinderkrankheiten" kollidieren in diesem Sinne zutreffende Messungen der Reduktionisten (Ratio Impf-Risiko versus Erkrankungs-Risisko) und das Gesundheits-Verständnis der Holisten (Ratio kurzfristige versus langfristige Vor- und Nachteile). - Wer am Ende(!!!) recht hat, wissen beide nicht - insofern ist man gut beraten, wenn man die eigene Haltung nicht ideologisch vertritt, sondern sagt: "Ich habe gute Gründe, zu GLAUBEN, dass ...".
Genau das passiert aber eben NICHT. - Die Wissenschaft tritt ideologisch auf, weil sie ihre (zutreffenden) Messungen nicht auf größere Zusammenhänge überträgt ("irrelevant"

) und in dieser Schein-Sicherheit kleiner Objektivität arrgogant gegenüber Ganzheitlern auftritt. - Die Ganzheitler treten oft genauso ideologisch auf, wenn sie irgendwelche Ganzheits-Methoden als DIE Wahrheit schlechthin bezeichnen.
Insofern wäre der erste Schritt, dass man sich gegenseitig überhaupt KAPIERT - dieser Schritt ist noch nicht getan.