Reduktionismus oder Holismus

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Pluto
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#131 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mi 4. Mär 2015, 19:36

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Die Psychologen nennen es "Empathiefähigkeit" oder "Einfühungsfähigkeit".
Das ist die psychologische Godd-Will-Ebene
Nee, nee.
Das hat a priori absolut nichts mit "good will" (gutem Willen) zu tun. Es geht hier um die evolutiv entstandene Fähigkeit sich in die Denkweise anderer Menschen hinein zu versetzen.

"aber ich habe Euch alle lieb" :devil:
Das kommt hinterher und ist unter Freunden so üblich.
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closs
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#132 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mi 4. Mär 2015, 19:40

ThomasM hat geschrieben:Ich hätte ja die Hoffnung gehabt, dass durch die Herausforderung der Naturwissenschaftler, die Geisteswissenschaftler anfangen, ihre eigene Methodik zu verbessern. Das ist keinem gelungen.
Das stimmt so nicht - wissenschaftliche Arbeiten haben auch in der Geisteswissenschaft ihre Standards - das Problem sind die geistigen Aussagen selbst (die in der Geisteswissenschaften ja nicht gemacht werden, sondern untersucht werden).

Auf gut deutsch: Das "Problem" ist die Primär-Literatur und nicht die Skundär-Literatur.

ThomasM hat geschrieben:Statt dessen hat man versucht, naturwissenschaftliche Methodik zu beseitigen.
Das wäre der falsche Weg - es geht nicht um die Verwerfung naturwissenschaftlicher Methodik, sondern um die Gültigkeit daraus gezogener Schlussfolgerungen.

Ein gutes Beispiel wäre die historisch-kritische Bibel-Exegese. - Methodisch ist sie super - die geistigen Schlussfolgerungen aus ihren Beobachtungen sind in der Regel ein Disaster.

ThomasM hat geschrieben:Nein, kann man nicht. - Auch der "gebildeste" Mensch ist in Punkto Weltanschauung ein Kind.
Hmm. - Wäre das nicht ein "must" für Bildung? (Ich meine damit nicht "Aus-Bildung").

ThomasM hat geschrieben:Damit wird man aber nicht großmächtiger Prof. Dr. Dr. - Das heißt, Menschen mit diesen Eigenschaften findet man selten in der hohen Wissenschaft.
Genau diesen Eindruck bekommt man. - Ist das nicht ein Armuts-Zeugnis für unsere Kultur? - Erklärt das nicht, warum die "Schwarm-Intelligenz" sich immer mehr von Medien und Wissenschaft zurückzieht? Und dass man "Schwarm-Dummheit" immer weniger von "Schwarm-Intelligenz" unterscheiden kann? - Für mich sind das eindeutige Zeichen einer ausgemachten Kulturkrise.

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#133 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mi 4. Mär 2015, 19:48

Scrypt0n hat geschrieben:Regnet es jetzt weitere Ausreden und Ausflüchte, wieder ohne diese Behauptung zu begründen, ja?
Es regnet jetzt gar nichts. - Sobald ersichtlich wird, dass Du von Deinem Falsifikations-Purismus weg bist und inhaltlich auf der Spur bist, wird dies erkennbar sein - dann hat es Sinn, weiterzumachen.

Pluto hat geschrieben: Es geht hier um die evolutiv entstandene Fähigkeit sich in die Denkweise anderer Menschen hinein zu versetzen.
Diese Fähigkeit ist aber substantiell weitestgehend nicht erkennbar - emotional ist sie erkennbar im Sinne einer persönlichen Hochschätzung, aber nicht in der Sache selbst.

Pluto
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#134 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mi 4. Mär 2015, 20:04

closs hat geschrieben:Ist das nicht ein Armuts-Zeugnis für unsere Kultur? - Erklärt das nicht, warum die "Schwarm-Intelligenz" sich immer mehr von Medien und Wissenschaft zurückzieht? Und dass man "Schwarm-Dummheit" immer weniger von "Schwarm-Intelligenz" unterscheiden kann? - Für mich sind das eindeutige Zeichen einer ausgemachten Kulturkrise.
Das eigentliche Armutszeugnis sehe ich eher in der immer weiter sinkenden Akzeptanz der Naturwissenschaften in der Bevölkerung.
Anfang des letzten Jahrhunderts wurde Albert Einstein wie ein Popstar gefeiert, ohne dass man eine Ahnung hatte was er da entwickelt hatte. Noblepreisträger galten damals als Helden. Schade, dass sich heute Niemand mehr dafür interessiert. Was waren das noch für Zeiten, in denen man die Mondlandung am Fernsehen bestaunte? Die Sendungen waren damals richtige "Straßenfeger". Heute interessiert man sich so wenig für die ersten Nahaufnahmen eines Asteroiden, oder die "Hubble Deep-Field" Fotos, dass die Meisten nicht einmal wissen was das überhaupt ist.
Dafür kennt Jeder Facebook und Twitter — issja auch VIEL wichtiger sagen zu können: "Ich teile mich mit, also bin ich!"

Der Mensch ist abgestumpft.

Man brüstet sich höchstens noch mit dem neusten Hi-Tech Spielzeug: "Hast du auch schon das neue i-Phone 6?" oder "WAS? Ihr habt noch KEINEN 3-D Fernseher?"
Erst wenn man sich bei Facebook bestätigen kann, ist man in der Welt angekommen. Das ist nicht Wissenschaftsgläubigkeit sondern die neue Leichtgläubigkeit der Massen.

Schade, dass sich heute so Wenige für Wissenschaft interessieren, und sich statt dessen immer mehr dem Spiritismus und der Esoterik zuwenden.
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#135 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mi 4. Mär 2015, 20:16

Pluto hat geschrieben:Das eigentliche Armutszeugnis sehe ich eher in der immer weiter sinkenden Akzeptanz der Naturwissenschaften in der Bevölkerung.
Ist das WIRKLICH so? - Ich beobachte eher, dass jeder Scheiß, wenn er mit dem Label "Wissenschaftlicher haben festgestellt ...." versehen ist, vollkommen bewusstlos als "Wahrheit" angenommen wird. - Ich sehe also immer weniger Akzeptanz dafür, sich komplexe Zusammenhänge per Eigenleistung ("Hören - nachdenken - Meinung bilden") anzutun.

Pluto hat geschrieben:Der Mensch ist abgestumpft.
Stimmt - dieselbe Diagnose, unterschiedliche Begründung.

Pluto hat geschrieben:Schade, dass sich heute so Wenige für Wissenschaft interessieren, und sich statt dessen immer mehr dem Spiritismus und der Esoterik zuwenden.
Möglicherweise bin ich ja nicht auf dem neuesten Stand der Dinge. - Aber ich kann aus meiner Sicht nur einen extremen Mangel an wahrhaft geistig orientierten Menschen feststellen. - Nun ist dies kein Widerspruch zu Deiner Aussage, da "Geistigkeit/Spiritualität" nichts mit "Spiritusmus" zu tun hat - aber unterscheidest DU das eigentlich?

Vom Gefühl her sind wir uns wahrscheinlich darin einig, dass die Menschen immer mehr an den Ergebnissen interessiert sind als an den Grundlagen dafür, dass es sie überhaupt geben kann (Grundlagenforschung, aber auch Philosophie/Weltanschauumg) - diese Aussage gilt in der Tat genauso für Wissenschaft wie für Geistigkeit.

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#136 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mi 4. Mär 2015, 20:37

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das eigentliche Armutszeugnis sehe ich eher in der immer weiter sinkenden Akzeptanz der Naturwissenschaften in der Bevölkerung.
Ist das WIRKLICH so?
Ja es ist so.
Kannst du mir einen Wissenschaftler nennen, der heute auch nur annähernd die Popularität von Dieter Bohlen hat?

closs hat geschrieben:Ich beobachte eher, dass jeder Scheiß, wenn er mit dem Label "Wissenschaftlicher haben festgestellt ...."
Das Gegenteil beweisen die Studentenzahlen an der Hochschule. Die jungen Leute lehnen die Naturwissenschaften immer mehr ab ab. Sozial- und Geisteswissenschaften sind hingegen gefragt. Ausnahme: die Theologie.

closs hat geschrieben:Aber ich kann aus meiner Sicht nur einen extremen Mangel an wahrhaft geistig orientierten Menschen feststellen.
Man müsste natürlich definieren, was "wahrhaft geistig" bedeutet. Gefühlt gibt es da mehr Meinungen als Menschen auf der Welt.
Die Kirchen brüsten sich jedenfalls mit massivem Zulauf, vor allem in den Ländern der Dritten Welt. In China kommt man kaum mit dem Bau von Kirchen nach.

closs hat geschrieben:Nun ist dies kein Widerspruch zu Deiner Aussage, da "Geistigkeit/Spiritualität" nichts mit "Spiritusmus" zu tun hat - aber unterscheidest DU das eigentlich?
Wenn ich ehrlich bin, so erkene ich da kaum qualitative Unterschiede. Der eine glaubt an Buddha, der andere an Reiki, der Dritte an Alternativmedizin und der Vierte an freien Sex ohne Bindung.

closs hat geschrieben:Vom Gefühl her sind wir uns wahrscheinlich darin einig, dass die Menschen immer mehr an den Ergebnissen interessiert sind als an den Grundlagen dafür, dass es sie überhaupt geben kann - diese Aussage gilt in der Tat genauso für Wissenschaft wie für Geistigkeit.
Stimmt.
Kurzfristiger Erfolg ist wichtig. Weißt du wieviele Milliardäre es bei den unter 40-jährigen gibt?
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#137 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mi 4. Mär 2015, 21:19

Pluto hat geschrieben:Kannst du mir einen Wissenschaftler nennen, der heute auch nur annähernd die Popularität von Dieter Bohlen hat?
Kannst Du mir einen seriösen geistigen Menschen nennen, der auch nur annähernd die Popularität von Dieter Bohlen hat?

Pluto hat geschrieben:Die jungen Leute lehnen die Naturwissenschaften immer mehr ab ab. Sozial- und Geisteswissenschaften sind hingegen gefragt.
Wenn Du das sagst, wird das wohl stimmen - aber es verwundert mich sehr. - Was ich vermisse, sind die Business-Wissenschaften (Betriebswirtschaft, Ingenieurs-Berufe, Medien-Wissenschaften, etc.) - diese Sparte hätte ich persönlich vorne gesehen.

Reine Vermutung: Wissenschaft riecht nach Arbeit - Business-Wissenschaften nach Renommée und Geld. - Was die Sozial- und Geisteswissenschaften angeht, wird es schwierig - hier sind Fächer subsummiert wie Psychologie (heute immer mehr eine Business-Wissenschaft), Dienstleistungs-Berufe (Pflegeberufe) und dann erst die "geistigen" Berufe wie Kunstgeschichte und Literaturgeschichte, etc - also eine sehr heterogene Gruppe. - Wie man heutzutage mit klassischen Geisteswissenschaften einen Blumentopf gewinnen will, entzieht sich meiner Kenntnis - wie gesagt: Deine Zahlen überraschen mich.

Frage: Hast Du bei Deiner Recherche auch Fachhochschulen berücksichtigt? - Denn dort gibt es überhaupt keine klassischen Geisteswissenschaften.

Pluto hat geschrieben:Die Kirchen brüsten sich jedenfalls mit massivem Zulauf, vor allem in den Ländern der Dritten Welt. In China kommt man kaum mit dem Bau von Kirchen nach.
Das ist Ausdruck des Feelings, dass irgendwas nicht stimmt. - Vielleicht hat der Materialismus wirklich seinen Höhepunkt überschritten.

Pluto hat geschrieben:Wenn ich ehrlich bin, so erkene ich da kaum qualitative Unterschiede.
Das ist sehr ehrlich und bezeichnet das Problem sehr gut. - Aus meiner Sicht hat dies damit zu tun, dass die letzten 50 Jahre von geistigem Analphabetismus geprägt waren - das sind die Folgen von Existentialismus und Materialismus. - Wertvoll bei Dir ist, dass Du Dich mit diesen Fragen nicht beschäftigen würdest, wenn sich in Dir nicht Deine geistige Anlage melden würde.

EIne vielleicht wichtige Anmerkung: Du bist mit Deinem entwaffnend ehrlichen Agnostizismus geistig weiter als ein geistiger Randalierer, der sonstwo irrig unterwegs ist.

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#138 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von ThomasM » Do 5. Mär 2015, 09:47

Pluto hat geschrieben: Kannst du mir einen Wissenschaftler nennen, der heute auch nur annähernd die Popularität von Dieter Bohlen hat?
Stephen Hawking
Aber die eine Ausnahme begründet nicht, dass im Mittel die Attraktivität von Naturwissenschaft gesunken ist. Die sind eben nicht "cool"
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#139 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Do 5. Mär 2015, 10:12

closs hat geschrieben:Kannst Du mir einen seriösen geistigen Menschen nennen, der auch nur annähernd die Popularität von Dieter Bohlen hat?
Papst Franziskus?

closs hat geschrieben:Frage: Hast Du bei Deiner Recherche auch Fachhochschulen berücksichtigt? - Denn dort gibt es überhaupt keine klassischen Geisteswissenschaften.
Nein. Stimmt. Da könntest du Recht haben.

closs hat geschrieben:Wertvoll bei Dir ist, dass Du Dich mit diesen Fragen nicht beschäftigen würdest, wenn sich in Dir nicht Deine geistige Anlage melden würde.
EIne vielleicht wichtige Anmerkung: Du bist mit Deinem entwaffnend ehrlichen Agnostizismus geistig weiter als ein geistiger Randalierer, der sonstwo irrig unterwegs ist.
:oops: Danke. :D
Nun, ich sehe mich in einer Mission: Meinen kleinen, bescheidenen Beitrag dazu zu leisten, dass die Gesellschaft nach 500 Jahren der Aufklärung nicht wieder in die falschen mittelalterlichen Muster von Engeln und Dämonen, Hexen, böse Geister und Heilungswunder verfällt.
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#140 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Do 5. Mär 2015, 10:16

ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Kannst du mir einen Wissenschaftler nennen, der heute auch nur annähernd die Popularität von Dieter Bohlen hat?
Stephen Hawking
Stimmt! :)
Es war schon genial, wie er mit seiner Theorie der Schwarzen Löcher in der Astrophysik die moderne Sicht des Universums geprägt hat.

ThomasM hat geschrieben:Aber die eine Ausnahme begründet nicht, dass im Mittel die Attraktivität von Naturwissenschaft gesunken ist. Die sind eben nicht "cool"
Danke für die Bestätigung meiner These! :D
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