Münek hat geschrieben:@ Hemul
Ist es nicht schön, wie viel Freude Dir Hemul bereitet?
Münek hat geschrieben:Es geht um den Kontext des Kapitels 6, Du großer Bibelexeget, nicht um Verse
des 5. Kapitels.
Warum denn nicht? Paulus richtete den Römerbrief als zusammenhängenden Text an die urchristliche Gemeinde in Rom. Da halte ich es für legitim den Gesamtkontext des Römerbriefes zu berücksichtigen. Paulus hatte seinen Brief doch nicht in Kapitel und Verse unterteilt.
Doch stimme ich mir Dir darin überein, dass die spätere Kapiteleinteilung des Römerbriefes durchaus Sinnabschnitte unterteilt. Diese sind damit aber doch nicht scharf voneinander getrennt.
Paulus baut, so meine bescheidene Meinung, seine theologische Argumentation Kapitel für Kapitel logisch auf. Paulis Fazit am Ende v. Rö 6 bringt es auf dem Punkt:
Zitat aus
Rö 6,23:
23 Denn der Lohn* der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe² Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
*
o. Sold
²
griech. charisma
Wenn denn der Sünde Sold der Tod ist, ist denn die Schuld durch den Tod nicht bezahlt?
Paulus formuliert in
Rö 6:7 recht allgemein. Daher halte ich Hemuls Interpretation für legitim.
Diesbezüglich verweise ich auf ein 6-seitiges PDF-Dokument von Thomas Junker über
Röm. 6,7 in der Rechtfertigungslehre Werner Elerts und zitiere aus Seite 4:
Erst der Tote ist gerecht, bzw. gerechtfertigt, nicht, weil er gestorben ist, sondern weil sich an ihm das Urteil Gottes vollstreckt hat. Auch die schlichte Wendung „Er ist des Todes schuldig“, wie sie Jeremia 26,11 über den Propheten im Gericht „vor dem neuen Tor“ (26,10) ausgesprochen wird, bedeutet ja als Todesurteil auch, daß mit diesem Tod die Schuld „beglichen“ ist, eine Deutung, die dem „Wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde“ durchaus entspricht.
(Den zitierten Abschnitt kannst Du ganz unten auf Seite 4 finden. Als Orientierungshilfe mag hilfreich sein, auf kursiven Text zu achten.)
In Rö 6:7 verwendet Paulus das griechischen Verbum δεδικαιωται (
dedikáiÅtai), welches
gerechtfertigt bedeutet. Eine Rechtfertigung wird ja nicht dadurch erzielt, indem im rabbinischem Sinne der Verstorbene nicht mehr sündigt und aufgrund seines Zustandes nicht mehr haftbar gemacht werden kann. Vielmehr wird durch den Tod der "Lohn der Sünde" bezahlt und somit die Schuld durch das erleiden des Todes getilgt. Das Problem für den Verstorbenen besteht nun darin, dass er im Tod (ohne Auferstehung) gewissermaßen "gefangen" ist.
Durch Christus können die in der Sünde "Toten", ob nun verstorben oder nicht, vom adamischen Tod befreit werden, wie aus Pauli Worten aus dem Römerbrief hervorgeht:
Zitat aus
Rö 8,2:
2 Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat dich³ frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
³
Mehrere Handschr. lesen "mich", einige "uns".
An die Urchristen in Rom schrieb Paulis sinngemäß die gleichen Gedanken:
Zitat aus
1Kor 15:21-22:
21 denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.
An die Epheser schrieb Paulus:
Zitat aus
Eph 2,1:
1 Auch euch hat er auferweckt, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden,
Verwendet Paulus hier Begriffe "auferweckt" und "tot" nicht im allegorischem Sinne?
In diesem Zusammenhang scheinen mir die selbstkritischen Worte Pauli interessant zu sein:
Zitat aus
Rö 7:23-25:
23 Aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. 24 Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von*² diesem Leibe des Todes? - 25 Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Also diene ich nun selbst mit dem Sinn³ dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.
*²
o. meiner Vernunft; o. meines Denkens
³
o. mit der Vernunft; o. mit dem Denken
Paulus war noch im „Leibe des Todes“ gefangen und hoffte auf die Rettung durch Jesus Christus. Ist man vom Standpunkt Gottes nicht so lange tot, bis sich
1Kor 15:25-26 und
Off 21,4 erfüllt hat?
Hemul sprach wiederholt an, dass wir hier einen in Klammern gesetzten Einschub disktutieren. Daher möchte ich diesen "Einschub" mit Kontext aus der NWÜ zitieren:
Zitat aus
Off 20:4-6
4 Und ich sah Throne, und da waren solche, die sich darauf setzten, und es wurde ihnen Macht zu richten gegeben. Ja, ich sah die Seelen derer, die mit dem Beil hingerichtet worden waren wegen des Zeugnisses, das sie für Jesus abgelegt, und weil sie von Gott geredet hatten,* und die, die weder das wilde Tier noch sein Bild angebetet und die das Kennzeichen nicht auf ihre Stirn und auf ihre Hand empfangen hatten.+ Und
sie kamen zum Leben und regierten als Könige mit dem Christus für tausend Jahre. 5
(Die übrigen der Toten kamen nicht zum Leben, bis die tausend Jahre zu Ende waren.) Das ist die erste Auferstehung*. 6 Glücklich und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung teilhat; über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und werden als Könige die tausend Jahre mit ihm regieren.
Unter den vielen Übersetzungen fand ich tatsächlich eine weitere, in der dieser Satz ebenfalls in Klammern steht und zwar die konkordante Bibelübersetzung von
Adolph Ernst Knoch:
Zitat aus
Off 20:4-6:
4 Dann gewahrte ich Throne, auf denen die saßen, denen es gegeben war, das Urteil zu sprechen. Die Seelen derer, die man um des Zeugnisses für Jesus und um des Wortes Gottes willen mit dem Beil getötet hatte, sowie diejenigen, die weder das wilde Tier noch sein Bild angebetet, noch das Merkmal an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten - auch
sie leben und herrschen als Könige mit Christus tausend Jahre.
5 (Die übrigen Toten leben nicht, bis die tausend Jahre vollendet sind.) Diese Auferstehung ist die erste.
6 Glückselig, und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat. Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen.
„Die übrigen Toten“ werden jenen gegenübergestellt, welche vom „Leibe des Todes“ erlöst wurden zu unsterblichem Leben (vgl. bitte
1Kor 15:54). Über diese wird gesagt „sie kamen zum Leben.“ (NWÜ) bzw. „sie leben“ (AEK,), im Unterschied zu den den „übrigen Toten“, denn diese „kamen nicht zum Leben“ (NWÜ) bzw. „leben nicht.“ (AEK).
In
1Kor 15:20 bezeichnet Paulus Jesus als „Erstling der Entschlafenen“. Wieso, da doch vor Jesus ein halbes Dutzens Menschen auferweckt wurden?
So wurde durch den Prophten Elia der Sohn einer Witwe in Zarephath auferweckt und durch seinen Nachfolger, dem Propheten Elias ein Knabe in Sunem.
Besonders bemerkenswert finde ich die Geschichte, in der ein Mann von moabitischen Räubern tot geschlagen und in Elisas Grab geworfen wurde. Als der Tote Elisas Gebeine berührte, wurde er auferweckt.
Somit stehen drei Auferstehungen im Tanach (AT).
Von Jesus werden die Auferweckungen der Tochter des Jairus, des Sohnes einer Witwe aus Nain und von Lazarus, Jesu Freund, berichtet.
Doch all diese wurden zu sterblichem Leben erweckt, ebenso wie die barmherzige Jüngerin aus Já»ppe, die auf aram. Tabịtha und auf grich. Dá»rkas („Gazelle“) genannt wurde. Als sie starb wurde sie von Gott
durch Petrus auferweckt.
Die Apostelgeschichte berichtet von einer weiteren Auferstehung, der letzten, die in der Bibel berichtet wird. Eutychus aus Troas schlief während der langen Predigt von Paulus ein. Der junge Mann fiel aus dem dritten Stock aus dem Fenster und starb. Dieser wurde
durch Paulus auferweckt.
Doch auch Tabịtha und Eutychus starben wieder.
Jesus ist der Erstling all jener, der zu unsterblichem Leben aufeweckt wurden. Er kam zu leben.