Für mich ist eine Trennung zwischen gutem Glauben und schlechter Religion, so wie sie Abischai macht, nicht nachvollziehbar. Religion ist für mich das drum-herum des Glaubens, sozusagen die dazugehörige Verzierung, bzw. das Brimborium mit dem Sprechgesang, Weihrauch, Verzierung in den Kirchen. Sie umfasst zudem die Kleidung des Klerus, Riten, Dogmen, Katechismus und Doktrin des Glaubens. Manche Leute haben etwas ironisch, die Religion (IMO sehr treffend) als Bürokratie des Glaubens bezeichnet.
Beide Begriffe sind aus meiner Sicht voneinander untrennbar.
Warm macht weder Glaube noch Religion die Menschen nicht moralisch besser? Weil der Glaube (egal welcher) immer von sich selbst Unmögliches behauptet; nämlich dass er der im Besitz der einzigen Wahrheit ist. Das führt unweigerlich zu Konflikten wenn zwei unterschiedliche Glaubensrichtungen aufeinander treffen. Wähnt sich die eine in einer Position der Stärke, entstehen dadurch erbitterte Kämpfe, um die Religionshoheit, die dann meist in der Unterdrückung oder Vernichtung der schwächeren Minderheit enden.
Deshalb ist auch die Aussage des Nobelpreisträgers und Holocaustüberlebenden Steven Weinberg aus dem Jahr 1999 zu diesem Thema so treffend:
Mit oder ohne Religion werden sich gute Menschen gut verhalten und schlechte Menschen werden Böses tun, aber damit gute Menschen böses tun braucht es Religion.