seeadler hat geschrieben:mur mal eine Nebenfrage, nachdem ich alle Beiträge gelesen habe (ich klopf auf meine Schultern) : Was ich sowohl früher schon seitens meiner Gemeinde vermisste, hier aber auch, genauso wie schon in anderen Foren, das Thema betreffend - ein derartiges astronomisches Ereignis betraf wenn schon dann die gesamte Erde. Warum gibt es dazu keine "Aufzeichnungen" anderer Völker? Immerhin gibt es in Punkto Sintflut jede menge Vergleichsschriften aus allen Regionen der Erde! Klar, kann man hier einwenden, dass nicht das gleiche Ereignis gemeint sein muss, sondern es überall schon irgendwelche verheerenden Fluten gab, aber bei diesem Phänomen dürfte das etwas schwierig werden.
Also, gibt es da andere Berichte?
Dazu habe ich nichts Verlässiges gefunden. Das Fehlen an verlässigen Berichten ist ein Indiz dafür, dass die Erde immer rotierte und somit die Sonne immer ihre Bahn am Himmel zog.
Josua bat in seinem Gebet um Tageslicht für Gibeon und das Tal Ạjalon. Daher genügt ein lokales Wunder, denn ein globales hätte die altertümlichen Völker der Erde unnötig verstört und wäre auch unverhältnismäßig, wie von einem "Kraftmeiergott".
Allerdings habe ich eben eine Bezugname auf das Sonnenwunder im Propheten Habakuk gefunden. Da es sich hier, wie mir scheint, um prophetisch-poetische Worte aus einem
Schighjonṓth (Lied) handelt, habe ich mal drei Übersetzungen ausgewählt:
Zitat aus
Hab 3 (Luther-Bibel 1545):
11 Sonne und Mond stunden still. Deine Pfeile fuhren mit Glänzen dahin und deine Speere mit Blicken des Blitzes.
Die
Buber-Rosenzweig-Übersetzung (1929) gibt die bildhafte Sprache folgendermaßen wieder
(beachte bitte die etwas abweichende Verseinteilung).
Zitat aus
Hab 3:
10 dich sahn die Berge, sie zittern der Wetterschwall des Wassers stürzt nieder, ihren Hall gibt die Wirbelflut aus,
in der Höhe streckt ihre Hände die Sonne,
11 der Mond bleibt in seinem Söller stehn. Beim Licht deiner Pfeile vergehn sie, beim Blitzesschein deines Speers.
Hier noch ein drittes Beispiel.
Zitat aus
Hab 3:
11 Die Sonne hielt, der Mond in ihrer Hausung als Leuchte zogen deine Pfeile zum Lichtschein deiner Lanze Blitz.
Da der Prophet diese Worte aufgreift: Könnte man daraus herleiten, dass Gott diese Machtfülle in ἉÏμαγεδών wieder gebrauchen wird?
seeadler hat geschrieben:Das mit dem Trick mit dem Spiegel finde ich grandios! Cool, darauf muss man auch erst mal kommen

Das wäre aus meiner Sicht die eleganteste Lösung, sofern man eine allegorische Interpretation ablehnt.
Gott sprach: Es werde Licht! Und wenn ich Gottes Fragen an Hiob in
Hi 38:24 und
Hi 38,33 berücksichtige, gehe ich davon aus, dass Gott diese Fragen nicht nur beantworten kann, sondern das Licht (hebr.
ʼÅr) und die Naturgesetze auch beherrscht.
Josua war durch Moses erfüllt mit Gottes Heiligen Geist und er war der Nachfolger von Moses. Gemäß
Gen 1:2 "schwebte" Gottes Heiliger Geist (
ruach) über den Wassern. Gut möglich, dass er auch über Gibeon und dem Tal Ạjalon "schwebte" und auf Josuas Gebet den optischen Effekt durch ein Wunder bewirkte.
Was hälst Du von der Idee, die Geschichte allegorisch zu deuten? Dies liefe darauf hinaus, dass damit der Wechsel vom alten Polytheismus der Kanaaniter hin zum israelitischen Henotheismus beschrieben wird, indem der Sonnengott
Aton und der Mondgott
Sin als sächliche Teile der Schöpfung, als
maʼṓr (
Lichter, s.
Gen 1:16), erkannt werden und diese dem allherschenden Gott JHWH unterworfen sind.
seeadler hat geschrieben:Es gäbe natürlich eine Erklärung, die allerdings schon weit in die Zukunft reicht, bevor wir selbst dazu in der Lage sind, diese umzusetzen, und wo ich selbstverständlich auch probleme habe, diese wirklich wissenschaftlich begründen zu können.
Denn wenn die umliegenden Völker von diesem Phänomen der stillstehenden Sonne und der damit auch zwangsläufig des stillstehenden Mondes (was das Phänomen durchaus glaubhafter erscheinen lässt) nichts mitbekommen haben, sondern lediglich die Kriegsparteien, dann haben wir hier ein Zeitfenster, eine Zeitblase vor uns, in der jene Kriegsparteien eingeschlossen waren. So was ähnliches wie ein "Stargate", allerdings räumlich auf ein großes Areal projiziert, wo die beteiligten nicht durch den raum gereist sind, sondern in der Zeit festgehalten wurden. Leider geht aus dem bericht nicht hervor, wie lange denn nun "neutral, objektiv die schlacht gedauert hat, und demzufolge haben wir dann auch keinen Vergleichsmaßstab zur normal abgelaufenen umliegenden Zeit der anderen Welt.
Offenbar begann die Schlacht schon in der vorausgehenden Nacht und erstreckte sich über den darauffolgenden ganzen Tag, welcher laut dem Buch
Jaschar durch eine Wunder verlängert wurde.
Zitat aus
Jos 10:9-14:
9 Und Josua kam plötzlich über sie.
Die ganze Nacht war er von Gilgal hinaufgezogen. 10 Der HERR aber verwirrte sie vor Israel. Und er fügte ihnen bei Gibeon eine schwere Niederlage zu² und jagte ihnen nach auf dem Weg zur Höhe von Bet-Horon und schlug sie bis Aseka und bis Makkeda. 11 Und es geschah, als sie vor Israel flohen - sie waren gerade am Abhang von
Bet-Horon -, da warf der HERR
große Steine vom Himmel auf sie herab, bis
Aseka*, so dass sie umkamen. Es waren mehr, die durch die
Hagelsteine umkamen, als die, welche die Söhne Israel mit dem Schwert umbrachten. 12 Damals redete Josua zum HERRN, und zwar an dem Tag, als der HERR die Amoriter vor den Söhnen Israel dahingab, und sagte vor den Augen Israels: Sonne, stehe still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! 13 Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis das Volk sich an seinen Feinden gerächt hatte. Ist das nicht geschrieben im Buch Jaschar³?
Die Sonne blieb stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen, ungefähr einen ganzen Tag lang. 14 Und es war kein Tag wie dieser, weder vorher noch danach, dass der HERR so auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn der HERR kämpfte für Israel.
²
w. er schlug sie, einen großen Schlag bei Gibeon
³
d. h. des Rechtschaffenen, o. des Aufrichtigen
Der Weg von (westlich von Jericho) bis Aseka und Makkeda betrug etwa 30 km.
Interessant mag in diesem Zusammenhang sein, dass unmittelbar vor dem Sonnenwunder ein anderes Ereignis (ob nun Naturgewalt oder Wunder ist sicher Glaubenssache) geschah. Demnach prasselten offenbar bei Beth-Há»ron (etwa 16 nw. von Jerusalem) große Hagelsteine auf die Amoriter.
Das Tal Ajalon, in dessen Nähe Josua gegen die Amoriter kämpfte, liegt etwa zwanzig Kilometer nortwestlich von Jerusalem, ungefähr zwischen der Hauptstadt und Tel Aviv-Jaffa.
Wenn die Sonne mittags am Himmel stand und
"ungefähr einen ganzen Tag lang" scheinte, wie lange dauerte dann die Schlacht? Eineinhalb Tage? Die Zeit, in der das Wunder wirksam war, dauerte ungefähr einen Tag (vielleicht 23 Stunden).
*Asẹka (×¢×–×§×”) liegt ca. 26 nw. von Hebron, westl. vom Salzmeer, sw. von Jerusalem und Gibeon. Anhand der Karte lässt sich ziemlich gut das Schlachtgebiet von Josua umreißen.
altes Israel
Kartenquelle
seeadler hat geschrieben:Denn wenn dem so wäre, ließe sich durchaus die Kraft berechnet, die notwendig wäre, um eine derartige einstein´sche Zeitdehnung durchzuführen.
Die "Zeitblase" müsste ein Gebiet von vielen Quadratkilometern umfassen (anhand der Karte kannst Du es vielleicht genauer eingrenzen). Zudem müsste man den Faktor der Zeitdilatation kennen. Die erforderliche "Kraft" wäre nach meiner bescheidenen Schätzung astronomisch hoch.
seeadler hat geschrieben:Vielleicht erinnert sich ja hier der eine oder andere als ich nicht ohne Grund schrieb, dass für mich Einstein der Moses der Wissenschaft ist. Seine Erkenntnisse können durchaus helfen, die biblischen Wunder zu erklären, ohne ihnen das "wundersame" zu nehmen. In der Bibel kommen quasi alle drei Aspekte der Relativitätstheorie vor: Die Zeitdehnung, die Raumkontraktion und die relativistische Massenumwandlung. Man muss nur auch gewillt sein, dies im Sinne der Bibel anwenden zu wollen.
Wäre ein optischer Effekt nicht sparsamer?
Eisegese-Beispiel aus dem AT:
Die Eisegese besteht hier in der impliziten Annahme, der Text sage etwas aus über die Bewegung der Himmelskörper im Raum, also über astronomische Verhältnisse. Josua benutzte jedoch die alltägliche, phänomenbezogene Sprache (‚phenomenal language‘). ... Trotz astronomischer Kenntnisse sagen auch wir weiterhin, dass die Sonne auf- oder untergehe.