sven23 hat geschrieben:obwohl du mich gereizt hast, ihn ohne Ursache zu verderben!"
Das steht auch bei Buber so ähnlich - also Zustimmung meinerseits. - Aber was bedeutet das?
Zunächst - einen Unterschied gibt es doch: Bei Buber heisst es "verschlingen" statt "verderben" - dies impliziert, dass jemand nach dem Verschlingen weg ist, nicht aber unbedingt, dass er damit "verdorben" ist. - Man kann auch weg sein, ohne "verdorben" zu sein. - Das soll aber nicht der Haupt-Augenmerk sein.
Das ganze Buch Hiob ist nur dann zu verstehen, wenn man hinter dem Dasein eine höhere Existenzform ansetzt. - In diesem Sinne ist jeglicher Daseinstod ein Abrufen des Menschen aus seiner Daseins-Existenz ist - also im Sinne der geistigen Existenz kein Beinbruch

ist. - Allerdings sind wir im AT, in dem die höhere Existenzform des Geistes noch nicht formuliert ist - es gibt den Scheol, der im Hinblick auf das NT so etwas wie ein Durchgangslager ist, dessen Türen noch nicht geöffnet nach oben geöffnet sind - Transit.
Genau das geistig Sensationelle am Buch Hiob ist, dass Hiob trotz oder gar durch das Leid aus eigener Kraft (die ihm natürlich
gegeben sein muss) diese Tür aufzustoßen in der Lage ist - aber eben nur aufstoßen und nicht durchgehen kann (das geht erst durch Jesus). - Insofern ist Hiob wie Moses - beide weisen den Weg zum Gelobten Land, kommen aber selber nicht hin: Hiob 19 (Schlachter)
25 Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben.
26 Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los, Gott schauen;
27 ja, ich selbst werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen, ohne [ihm] fremd zu sein. Danach sehnt sich mein Herz in mir!
Insofern ist der Satz "obwohl du mich gereizt hast, ihn ohne Ursache zu verderben!" so zu verstehen, dass jegliche Versuchung durch den Satan/die Gott-Abwendung nicht verhindern kann, dass der Mensch als geistige Existenz und somit "von meinem Fleische los, <letztlich> Gott schauen" wird. - Die Versuchung durch das Böse führt also letztlich nicht in den Tod, sondern letztlich ins Leben.
Das gilt auch für die Kinder des Hiob, die dies "prüfungs-frei" schon vorher erleben. - So wie die sieben Kinder (die allerdings aktiv eingebunden sind) , denen die Mutter sagt: 2. Makk. 7,23 "Der Schöpfer … gibt Euch gnädig Atem und Leben wieder" - wie es auch in 2.Makk. 12,43 heisst: "Dass die Gefallenen auferstehen werden". - Dieser Gedanke ist neu gegenüber dem traditionellen Scheol-Denken.
Dass Hiob am Ende des Buchs im Dasein belohnt wird, ist aus meiner persönlichen Sicht unglücklich, weil damit die alte Schiene bedient wird, wonach der Mensch für seine guten Taten im Dasein belohnt wird. - Ein offenes Ende (Hiob stirbt und Punkt) wäre mir lieber, da folgerichtiger - aber man kann es sich nicht aussuchen. - Fragt man Theologen dazu, hört man,
a) dass das Buch Hiob ein Konglomerat von Texten sei - gerade am Schluss
b) dass der geistige Transfer in das rein Geistige zur Zeit der Textverfassung eine Überforderung gewesen wäre - man schließe deshalb traditionell ab.