Münek hat geschrieben:Gott ist nicht naturalistischer Natur.
Doch - darauf kann man unter geistigen Gesichtspunkten schon bestehen. - Allerdings ist dies nicht Ausdruck davon zu wissen, was Gottes Wesen ist, sondern was es NICHT ist - Th.v. Aquin: "Man kann viel leichter sagen, was Gott NICHT ist, als das, was Gott ist".
Münek hat geschrieben:im Naturalismus gibt es keine Dogmen.
Eine hier oft vertretene Meinung und wahrscheinlich der Schlüssel der Misere.
Richtig ist: INNERHALB des naturalistischen Systems gibt es keine Dogmen. - Übersehen wird dabei, dass der Naturalismus auf Setzungen aufsitzt, damit diese "innerbetriebliche" Aussage überhaupt zutreffen kann. - Setzungen sind:
a) Wahrnehmung ist authentischer Ausdruck von Realität (setze ich allerdings auch)
b) Nicht-Wahrnehmbares ist zu behandeln als Nicht-Reales (pure Willkür)
c) Dasein ("physikalisches Universum") ist einziger Bezugspunkt (pure Willkür)
d) etc.
Diese Setzungen entspringen der (zutreffenden) Erkenntnis, dass man nichts Objektives über Phänomene sagen kann, die man nicht methodisch überprüfen kann. - Diese Wahrnehmungs-Aussage (eine Seins/Realitäts-Aussage ist es ja eben NICHT) führt zu Weltanschauungen, die bspw. zu einem Vortrag von Metzingen führen können, der geistige Phänomene im naturalistischen System subsummiert. - Das ist so ähnlich, als würde man einen Fisch fortan Vogel nennen und ihm einen Vogelkäfig bauen. Das heisst: Im Vogelkäfig liegt ein toter Fisch, weil er erstickt ist, dessen Kadaver man aber als Ergänzungs-Nahrung nutzt.
Münek hat geschrieben:Gläubige können sich diesbezüglich eine dicke, fette Scheibe abschneiden (intellektuelle Redlichkeit).
Genau - unterwirft man sich diesen Dogmen nicht, gilt man als intellektuell unredlich. - Damit hat man den Selbst-Immunisierungs-Prozess abgerundet.
Münek hat geschrieben:Hast Du übrigens eine Erklärung für das oft unwahrhaftige, ausweichende, ignorante Verhalten Deiner Glaubensgeschwister?
Ganz generell gilt: Jeder Mensch (ob der materialistisch oder christlich denkende Mensch, ist egal) seht jeweils in einer individuellen heilsgeschichtlichen Phase, steht also auf individuelle Weise zur Wahrheit. - Wie nah er an der Wahrheit steht, kann der Außenstehende nicht beurteilen.
Allerdings kann man Widersprüche in der Darstellung seines Weltbildes erkennen - aber selbst dies sagt nicht mehr aus als etwas Intellektuelles, weil viele Menschen sich nur dann widersprechen, wenn sie sich erklären müssen. - Gerade tiefgeistige, aber einfache Menschen lassen sich intellektuell überrollen, obwohl sie eigentlich selbst viel näher dran sind. - Deshalb sind Weltbilder letztlich sekundär.
Ärgerlich und vor allem entlarvend wird es, wenn Weltbilder (ob dogmatisch-christlich oder naturalistisch, ist egal) offensiv und dominant vertreten werden. - Du wirst umgekehrt vielleicht festgestellt haben, dass die Menschen, die "nah dran" sind, unterm Strich souverän zurückhaltend sein können, auch wenn sie ausnahmsweise mal ausrasten - diese Menschen warten lieber duldend ab, weil sie die innere Stärke dazu haben.
Wahrscheinlich hast Du auch feststellt, dass die Frage, ob jemand als Charakter ok ist, es völlig unabhängig davon ist, ob er Christ oder Naturalist ist. Man also aus formulierten Weltanschauungen nicht ableiten, welchen Charakter der Formulierende hat. - Insofern gibt es unter Christen genauso viel Ärsche wie unter Naturalisten.
Mit anderen Worten: Egal, ob uns unser Weltbild zu naturalistischen oder christlichen Auffassungen treibt: Jeder ist und bleibt trotzdem da, wo er in puncto innerlicher Charakter-Entwicklung heilsgeschichtlich steckt (so würde der Christ sagen - ein Naturalist würde irgendein psychologisches Wort dafür finden).
Münek hat geschrieben:Du kannst Metzinger doch nicht ernsthaft vorwerfen, er sei dem materialistischen Denken verhaftet
Natürlich ist er Materialist - aber das ist kein Vorwurf. - Ein Materialist ist auch einer, der geistige Dinge materialistisch subsummiert.
Münek hat geschrieben:Wo kommen wir denn dahin, hier mit zweierlei Maß zu messen?
Muss man ja nicht: Du kannst mir umgekehrt durchaus vorwerfen, ein spiritueller Mensch zu sein. - Diabolisch bei Metzinger finde ich allerdings, dass er das Spirituelle sozusagen als Phänomen innerhalb des Materialismus darstellt - das hat etwas

an sich.