Neues aus Rentenhausen.

Politik und Weltgeschehen
piscator
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#11 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von piscator » Di 27. Jan 2015, 16:54

Die Riesterrente ist m.E. das größte Debakel in der Steuer- und Sozialgesetzgebung der Nachkriegszeit. Dies und einige sich daraus ergebende andere Dinge in der Folgezeit haben mir den Glauben an die moralische
Integrität von Politikern, Gerichten und anderen Institutionen in diesem Land vollständig genommen.

So gehe ich heute davon aus, dass es in absehbarer Zeit eine Grundrente mit EUR 700,00 bis EUR 900,00 geben wird, die jedem zusteht, unabhängig davon, wie viel und lange jemand in das System eingezahlt hat.
Nutznießer davon sind ganz klar die Schmarotzer, die sich ihr Leben lang um gar nichts kümmern, die man dann eben als Benachteiligte oder Unterprivilegierte bezeichnen wird, damit es politisch gut klingt.

Abgesehen davon kann mich an die Zeit der ersten Riesterverträge gut erinnern, da sind plötzlich ganze Heerscharen von schmierigen Vermögensberatern über die Betriebe hergefallen und haben die Arbeitnehmer dort
zu Abschlüssen gedrängt. Ich habe das einmal als Berater eines Unternehmens begleitet und dann angewidert dieses Beratungsfeld ignoriert. Hinzu kam, dass ein bis zwei Jahre später diese [d]Drückerkolonnen[/d] Schmierbratzen
bei den Leuten zuhause aufgekreuzt sind und die bereits abgeschlossenen Verträge zugunsten anderer Gesellschaften gekündigt haben.
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closs
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#12 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von closs » Di 27. Jan 2015, 19:12

piscator hat geschrieben: So gehe ich heute davon aus, dass es in absehbarer Zeit eine Grundrente mit EUR 700,00 bis EUR 900,00 geben wird, die jedem zusteht
Mütter, die jahrzehntelang Kinder erzogen haben und als Witwen 25% der Mannes-Rente bekommen, haben das schon verdient. - Die Frage wäre: Wer bleibt bei einer Arbeitslosen-Quote von 5% da eigentlich noch übrig?

Das eigentliche Problem könnte darin bestehen, dass man vorher pro Monat (nach heutigem Stand) um die 2.000 Euro netto verdient haben muss, um nach 45 Jahren (nach heutigem Stand) 900 Euro rauszubekommen - das werden viele nicht schaffen. - Im Grunde werden die Bezieher mittlerer und niedriger Einkommen kräftig verarscht und dann gegen diejenigen aufgehetzt, die wegen der gesetzlichen Grundsicherung (Hartz) immer näher rücken.

Pluto
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#13 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von Pluto » Di 27. Jan 2015, 19:30

closs hat geschrieben:Das eigentliche Problem könnte darin bestehen, dass man vorher pro Monat (nach heutigem Stand) um die 2.000 Euro netto verdient haben muss, um nach 45 Jahren (nach heutigem Stand) 900 Euro rauszubekommen - das werden viele nicht schaffen.
Wie rechnest du das?
Ich komme mit dem Renten-Rechner auf 1150 Euro, OHNE Riesterrente.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#14 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von closs » Di 27. Jan 2015, 20:04

Pluto hat geschrieben:Ich komme mit dem Renten-Rechner auf 1150 Euro
Da warst Du wahrscheinlich besser - ich habe einfach 900 Euro als 43% von x genommen.

Die Wahrheit wird trotzdem irgendwo in der Mitte sein, weil viele nicht bis 67/63 durchhalten oder keine 45 Jahre zusammenkriegen.

Die Kernaussage ist um Grunde: Der ehrliche, steuerzahlende Arbeitnehmer, der ein Leben lang arbeitet, bekommt nicht wesentlich mehr als ein Fürsorgefall. - Der Skandal besteht NICHT darin, dass die Fürsorgefälle zu viel, sondern die Fleißigen zu wenig bekommen.

Vielleicht kann mal einer hochrechnen, was ein Angestellter an lebenslanger Rente bekäme, wenn er pro Monat über 45 Jahre soviel einzahlen würde, wie er als Angestellter über Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Anteil einzahlt (incl. Risiko-Abschläge und unter Berücksichtigung von Zins- und Zinseszins). - Bei 25 Jahren Rentenlaufzeit schätze ich überm Daumen, dass der 2.000-Euro-Netto-Verdiener statt Deinen 1.150 Euro dann locker 1.500 Euro hätte (wenn's langt).

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#15 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von Pluto » Di 27. Jan 2015, 21:10

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich komme mit dem Renten-Rechner auf 1150 Euro
Da warst Du wahrscheinlich besser
Das ich als ahnungsloser Ausländer den Rechner fand, nenne ich Glück — du würdest es Fügung nennen.

closs hat geschrieben:Der Skandal besteht NICHT darin, dass die Fürsorgefälle zu viel, sondern die Fleißigen zu wenig bekommen.
Naja... Ein wirklich fleißiger Angestellter bleibt auch nicht bei 2000 Euro Reallohn stehen, sondern kann erwarten, dass er locker die Inflation schlägt.

closs hat geschrieben:Vielleicht kann mal einer hochrechnen, was ein Angestellter an lebenslanger Rente bekäme, wenn er pro Monat über 45 Jahre soviel einzahlen würde, wie er als Angestellter über Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Anteil einzahlt (incl. Risiko-Abschläge und unter Berücksichtigung von Zins- und Zinseszins). - Bei 25 Jahren Rentenlaufzeit schätze ich überm Daumen, dass der 2.000-Euro-Netto-Verdiener statt Deinen 1.150 Euro dann locker 1.500 Euro hätte (wenn's langt).
Ich mache das gerne, wenn du mir die Parameter dazu lieferst.
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#16 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von closs » Di 27. Jan 2015, 21:45

Pluto hat geschrieben: du würdest es Fügung nennen.
Ohne den hohen Franken wäre es auch bei Dir weniger gewesen. :geek:

Aber ernsthaft: Ich denke, dass Dein Rechner den heutigen Stand repräsentiert und nicht die 43%, die es in einigen Jahren mal geben wird.

Pluto hat geschrieben:Ein wirklich fleißiger Angestellter bleibt auch nicht bei 2000 Euro Reallohn stehen
Deshalb haben wir es ja auf die Gegenwart beschränkt. - Wenn es in 20 Jahren nicht 1.150 sonder 1.800 Euro sind, sind diese 1.800 Euro Rente ja nicht mehr Wert in Sachen Kaufkraft.

Pluto hat geschrieben:Ich mache das gerne, wenn du mir die Parameter dazu lieferst.
Habe gerade mal geguckt:

Ein Junggeselle, der 3.200 Euro brutto erhält, bekommt ca. 2.000 Euro raus. - Dabei zahlt er pro Monat an die Rentenkassen (incl. Arbeitgeber-Anteil - ist ja AUCH sein Geld) 600,- Euro. - Was würde er nach heutigem Geld an Netto-Rente rausbekommen, wenn er 45 Jahre selbiges Geld einzahlen würde (wir lassen also Inflations-Effekt weg - allerdings mit Zins von - naja- 3%). - Ich schätze mal incl. Risiko-Zuschlag und unter Berücksichtung, dass beim Verzehr über 25 Jahre auch noch Zinsen anfallen, mit über 2.300 Euro pm (statt 1.150 Euro).

Jetzt vergleiche das mal mit einem Unternehmer, der über 45 Jahre dieselben 600 Euro pm. anlegt - er wird nach 45 Jahren (auch mit Risiho-Komponenten) das Doppelte haben wie der Versicherungs-Pflichtige.

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#17 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von Pluto » Di 27. Jan 2015, 22:08

closs hat geschrieben:Jetzt vergleiche das mal mit einem Unternehmer, der über 45 Jahre dieselben 600 Euro pm. anlegt - er wird nach 45 Jahren (auch mit Risiho-Komponenten) das Doppelte haben wie der Versicherungs-Pflichtige.
So kann man das nicht rechnen, denn es fehlen Angaben.
- Welche Lebenserwartung soll man annehmen (wie lange bezieht ein Rentner in 45 Jahren im Durchschnitt seine Rente)?
- Zu welchen Zinssatz wird das Geld verzinst (ich schätze zum heutigen Zeitpunkt ca. 0%).
- Welche monatlichen Gebühren fallen bei der Privatversicherung an?
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#18 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von closs » Di 27. Jan 2015, 22:12

Pluto hat geschrieben: Welche Lebenserwartung soll man annehmen (wie lange bezieht ein Mensch in 45 Jahren im Durchschnitt eine Rente)?
25 Jahre Renten-Bezug (hatte ich das nicht geschrieben?)

Pluto hat geschrieben: Zu welchen Zinssatz wird das Geld verzinst (ich schätze zum heutigen Zeitpunkt ca. 0%).
Ich hatte einen Durchschnittswert von 3% angenommen - bei Aktien-Fonds wird das im Durchschnitt über 45 Jahre möglich sein.

Pluto hat geschrieben:Welche monatlichen Gebühren fallen bei der Privatversicherung an?
Und vor allem Risiko-Abschläge. - Das werden nicht mehr als 10% sein (bei meiner Kapitallebensversicherung wurden mit mal 4% genannt). - Ein Ergebnis plusminus 10% reicht erst mal - alles andere können eh nur Spezialisten.

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#19 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von Pluto » Di 27. Jan 2015, 23:05

closs hat geschrieben:25 Jahre Renten-Bezug (hatte ich das nicht geschrieben?)
Da werden die im Durchschnitt 92? :shock:
Bist du sicher?

closs hat geschrieben: Ich hatte einen Durchschnittswert von 3% angenommen - bei Aktien-Fonds wird das im Durchschnitt über 45 Jahre möglich sein.
Okay.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welche monatlichen Gebühren fallen bei der Privatversicherung an?
Und vor allem Risiko-Abschläge. - Das werden nicht mehr als 10% sein (bei meiner Kapitallebensversicherung wurden mit mal 4% genannt). - Ein Ergebnis plusminus 10% reicht erst mal - alles andere können eh nur Spezialisten.
10% pro Jahr erscheint mir etwas hoch. 10% über die Gesamtlaufzeit von 45 Jahren dagegen viel zu niedrig.
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#20 Re: Neues aus Rentenhausen.

Beitrag von closs » Di 27. Jan 2015, 23:38

Pluto hat geschrieben:Bist du sicher?
Nein - nimm halt 15 Jahre. - Dann ist aber der Unterschied zwischen beiden Varianten noch größer - ich wollte nicht übertreiben.

Pluto hat geschrieben:10% pro Jahr erscheint mir etwas hoch. 10% über die Gesamtlaufzeit von 45 Jahren dagegen viel zu niedrig.
Nimm einfach statt 600 Euro nun 540 Euro - dann wäre der Risikoabschlag gleich weg (der sich ja dann selbst verzinst).

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