Pluto hat geschrieben:Was genau hat Kant zur Aufklärung gesagt, außer dass er sie lobte?
Er hat 1798 in einen Brief an Christian Garve gemeint, dass er in seinem kritischen Werk vermocht habe, die Vernunft an ihre Grenzen zu bringen, um Platz für den Glauben zu haben. Er plane nun auf dieser Basis als nächsten Schritt eine Transzendental-Philosophie, was über Gott, Welt und den Menschen metaphysisch aus Sicht der Vernunft ausgesagt werden könne.
Er hat also die Aufklärung nicht kritisiert, sondern geplant, ihre Zuständigkeit über das Naturalistische hinaus metaphysisch einzusetzen - also in Bezug auf das, was hinter den Grenzen der Vernunft liegt. - Insofern ist der Vernunft-/Aufklärungs-Begriff Kants der Mystik nicht entgegengestellt.
Münek hat geschrieben:Damit meinte er, der Mensch solle seine Unmündigkeit abstreifen, indem er sich ohne Anleitung eines anderen seines Verstandes bedient.
Genau so ist es - aus spiritueller Sicht hieße dies: Der Mensch möge nicht primär auf Weltbild-Bastler, sondern auf seinen eigenen geistigen Instinkt.
Münek hat geschrieben:Mit Sicherheit hat er damit primär die "Anleitung ihrer unmündigen Schäfchen durch die Kirchen" gemeint.
Gut vorstellbar - die Kirche war diesbezüglich eine "gute Adresse". - Aber sie war nicht wichtig genug für Kant, um deshalb sein kritisches Werk zu schreiben.
Münek hat geschrieben:Wie Du da ausgerechnet von einer "Aufklärung des Christentums" sprechen kannst, ist mir ein Rätsel.
Das Christentum ist von seinem Wesen her selbstverständlich aufklärerisch - allerdings (insofern gebe ich Dir recht) nicht im Sinne der heute gängigen, streng naturalistisch orientierten Mode.