barbara hat geschrieben:Allerdings braucht man das Ideal, um überhaupt zu wissen wie man in die Materie kommt.
Du brauchst das geometrische Konzept von "Kreis", damit du wissen kannst, wie du eine Näherung an einen Kreis herstellen kannst.
Ja natürlich.
Bei Platon hatten Ideen noch eine reale Existenz (
Ideenlehre).
Seit dem
Universalienstreit wissen wir aber, dass dies eine falsche Vorstellung ist. Seit dem dieser Streit Mitte des 12. Jahrhunderts entschieden wurde, gelten Ideen (neudeutsch) als "virtuell". Alles was tatsächlich in der Welt real exitiert, wird Nominalie genannt.
Wenn du das geometrische Konzept nicht hast - wenn dir die Idee fehlt - so weisst du noch nicht einmal, welche Form als "annähernder Kreis" bezeichnet werden kann und welche nicht.
Ein Beispiel:
Steve Jobs hatte die Idee (Vision) eines Telefons ohne Tasten. Erst als die Idee in der Realität des
i-Phone umgesetzt wurde, wurde die Idee brauchbar.
Das zeigt wie wichtig Ideen sind; es macht sie aber nicht
automatisch zu (brauchbaren) Dingen. Das geschieht erst in der praktischen Umsetzung.
Menschen funktionieren sehr stark teleologisch.
[...]
Ein Sachverhalt, der so stark ist, dass ohne ihn nichts Menschliches entstünde, kann nicht ernsthaft als "nicht real" bezeichnet werden. Er ist bloss nicht materiell fassbar, aber sehr real, sehr wirksam.
Auch das sehe ich genauso.
Deshalb hat man auch so lange gebraucht um zu erkennen, dass Teleologie auf die Natur übertragen nicht funktioniert:
die Natur hat KEINE Ideen — Dieser sinnlose Anthropophormismus führte lange Zeit zur Vorstellung eines idealisierten und mächtigen Schöpfers hinter der Natur. Darwins Lebenswerk zeigte uns erst, dass dies nicht nur unnötig sondern auch falsch ist.
Menschgemachtes stammt immer aus der Idee. Der Kardinalfehler war es, diese Vorstellung auch auf die Natur auszudehnen.