closs hat geschrieben:Halman hat geschrieben: dass alles, was geschieht und geschehen wird, durch die Vorbedinungen eindeutig bestimmt ist
Genau das ist ja gerade NICHT der Fall - es ist nicht vorher bestimmt, sondern "vorher" gewusst.
Vielleicht ist das Wort "bestimmt" in diesem Zusammenhang unglücklich gewählt: Determinsmus heißt, dass das Resultat durch die Vorbedingungen festgelegt ist. Hierbei ist kein intelligenter Planer notwendig, also keine bewusste Bestimmung, sondern schlicht und ergreifend eine Festlegung durch die physikalischen Gesetze. So kondensiert Wasser an Staubkörnern in der Luft und wenn der Wassertropfen genügend angewachsen ist, fällt er als Regentropfen zu Boden. Hierbei gibt es keine bewusste Planung, keine von irgend einem Geist herbeigeführte Bestimmung, einzig und allein die Naturgesetze determinieren den Regen.
closs hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Bedeutet dies aber nicht, dass Veränderung eine Illusion ist, da in Wirklichkeit alles bereits festliegt und Teil des unveränderlichen Seienden ist?
Auf unserer Zeit-Ebene liegt es ja nicht fest - nur über-zeitlich liegt es fest, da aus dieser Sicht alle Zeit "gleichzeitige" Gegenwart ist. - Man sieht von da, wie sich alles un-determiniert entwickelt - dadurch. dass man es weiss, wird es nicht determiniert.
Das reine Wissen muss ja keinen Einfluss auf den Ablauf haben, doch wenn das Wissen vollkommen zuverlässigt ist, ist dies nur dann möglich, wenn auch ganz bestimmt geschieht, was vorhergesehen wird - die Welt muss totaldeterminiert sein.
closs hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Meinst Du es so?
Genau weiss ich das nicht - aber der Spur nach passt das. - Wobei ich die -x/x-Linie als Ende der Zukunft setzen würde ("Omega") - geht das in Deinem Modell? - Stelle Dir einen Trichter vor, innerhalb dessen das Herunterfallende frei wählen kann, ob es rechts oder links rum oder in Kreißeln nach unten fällt ("Wahlfreiheit"), aber ganz unten im ins Selbe fällt. - Dann wäre das Ende determiniert, aber nicht der selbst-gewählte Weg dorthin - das könnte passen. - Damit wäre auch ein mögliches Modell für "Fügung".
Die -x/x-Linie (die eigentlich mit
S bezeichnet wird) ist im Minkowski-Diagramm (von Hermann Minkowski) nicht das "Ende der Zukunft", sondern repräsentiert den gravitationsfreien 3D-Raum der SRT. Vom Mittelpunkt aus gesehen, wäre es die Gegenwart.
Um es etwas anschaulicher zu machen, erweitern wir das Diagramm um eine Dimension mittels perspektivischer Darstellung. Aus der
S-Linie (
könnte für "Space" stehen) wird nun eine Fläche (der 3D-Raum wird hier also aus grafischen Gründen um eine Dimension vermindert). Die "Höhe" stellt somit die Zeitdimension dar.
Grafikquelle
Wir betrachten also diesen raumzeitlichen "Würfel", in dem jeder Punkt einem
Ereignis entspricht. Lass uns annehmen, dass sich auf der
TIME-Linie eine ruhende Funkuhr befindet, deren räumlichen Koordinaten unverändet bleiben; es verändern sich nur die zeitlichen Koordinaten. Der untere "Lichtkegel" stellt die lichtartigen Signale (ausgesandt von einer Atomuhr) aus der Vergangenheit dar, welche die Funkuhr im "zentralen
Ereignis" (der Mittelpunkt der Grafik, dabei könnte es sich um ein Wecksignal um Punkt 06:00 Uhr a.m. handeln) erreichen.
Lass uns ferner annehmen, dass diese Funkuhr nicht nur Signale empfangen kann, sondern auch senden kann: Dann stellt der obere Lichtkegel (der "Kopf steht") den Zukunfskegel dar, indem sich das Wecksignal mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet.
Die Uhr beschreibt in der Grafik eine Weltlinie, welche in diesem einfachen Fall identisch mit der
TIME-Linie des Diagramms ist. Es handelt sich stehts um die selbe Uhr, doch ist das
Ereignis "Uhr um 05:59" zeitich getrennt von dem
Weckereignis und dieses ist widerum zeitlich getrennt vom
Ereignis "Uhr um 06:01" usw. Daher ist es auch falsch davon zu sprechen, dass in dieser Raumzeit alles
gleichzeitig vorliegen würde, da die zeitlichen Koordinaten verschieden sind. Gleichzeitig sind sie innerhalb einer Hyperfläche, wovon eine eingezeichnet ist, nennen wir sie
S-Hyperfläche (Gegenwart). Nun könnte man auch um 05:59 oder 06:01 Hyperflächen einzeichen, die Raumzeit lässt sich in einen Stapel aus Hyperflächen zerlegen - ähnlich wie ein Daumenkino.
Unsere Sprache stößt hier an die Grenzen. Ich kenne keinen besseren Ausruck als
"Seiendes", welches m. W. Einstein für die Raumzeit verwandte.
Wir, die wir das Diagramm betrachten, sehen die Raumzeit als "starres"
Seinende, die Zeit nehmen wir einfach als "Höhe" der Struktur war, die Uhr als
[Welt]Linie. Innerhalb dieser Raumzeit würde man die Hyperflächen allenfalls abstrakt ableiten können (wie wir hier es gerade machen), aber keinesfalls wahrnehmen können. Alles, was man sieht, sind die Dinge im Raum und ihre Bewegungen. So sieht man keine "Kette von Uhr-Ereignissen", sondern schlicht eine Uhr, die um 06:00 Uhr ein Signal ausendet.
Lass es uns weiter vereinfachen und ein Daumenkino nehmen, sagen wir mit quadratischen Blättern von einem Dezimeter Kantenlänge. Um die Illusion einer Sekunde zu erzeugen brauchen wir mindestens 24 Blätter. Lassen wir das Daumenkino ablaufen, so sehen wir die Illusion der Bewegung, doch wir wissen, dass alles bereits durch die Zeichungen festgelegt ist. Dieser Stapel von Papierblättern ist sozusagen die Raumzeit der Zeichentrickfiguren, das einzelne Papierblatt die Hyperfläche dieser Raumzeit. Eine Zeichentrickfigur weist nichts von dem Stapel, für ihn ist die Welt das Papierblatt, indem Zeit verstreicht und in der er sich somit frei bewegen kann. Diese Bewegung ist allerdings totaldeterminiert, die Raumzeit ist seiend und unveränderlich - oblgeich die Blätter natürlich jeweils eine 24tel Sekunde zeitlich getrennt sind.