Glaube der Ungläubigen
#1 Glaube der Ungläubigen
Der SPIEGEL präsentierte in seiner Ausgabe Nr. 2 vom 5.1.2015 auf Seite 114 ff. unter dem Titel "Kobold
in der Tasche" einen interessanten Artikel.
Der Soziologe Phil Zuckerman ist weltweit der erste Professor für Atheismus. Als Profi-Atheist bietet er
das Kursprogramm "säkulare Studien" an. Der SPIEGEL berichtet (auszugsweise) weiter:
"Als Soziologe untersucht Zuckerman am Pitzer College in Los Angeles, wie Humanisten, Atheisten, Agnos-
tiker und andere gottlose Gesellen leben, wie sie ihre Kinder erziehen und wie sie mit Tod und Krankheit
umgehen - ohne die Leitplanken von Göttern, Geboten und dem Versprechen auf ein Leben nach dem Tod."
"Es gibt ein Vorurteil, dass die USA immer religiöser werden", sagt Zuckerman: "Aber nur eine Weltanschau-
ung wächst hierzulande beständig seit 25 Jahren - und zwar die der Unreligiösen. Jedes Jahr kommen über
eine halbe Million Gottlose hinzu, bei den unter 30-jährigen liegt ihr Anteil schon bei 32 Prozent..."
"Mehr Bildung, Sicherheit und Wohlstand gehen mit schwindendem Interesse an Religion einher. Ein weite-
rer Faktor lässt sich in Dänemark beobachten, einem der unreligiösten Länder der Welt: In fast jedem zwei-
ten Haushalt verdienen Frauen mindestens so viel wie ihre Männer."
"In Skandinavien gewann er die Erkenntnis: Selbst wenn eine Gesellschaft nicht mehr durch den Kitt der Reli-
gion zusammengehalten wird, versinkt sie nicht zwangsläufig in Anarchie, wie konservative Mahner warnen.
Speziell das gottlose Dänemark weist hohe Zufriedenheits- und niedrige Kriminalitätswerte auf.
Fortsetzung und Rest folgen sofort.
in der Tasche" einen interessanten Artikel.
Der Soziologe Phil Zuckerman ist weltweit der erste Professor für Atheismus. Als Profi-Atheist bietet er
das Kursprogramm "säkulare Studien" an. Der SPIEGEL berichtet (auszugsweise) weiter:
"Als Soziologe untersucht Zuckerman am Pitzer College in Los Angeles, wie Humanisten, Atheisten, Agnos-
tiker und andere gottlose Gesellen leben, wie sie ihre Kinder erziehen und wie sie mit Tod und Krankheit
umgehen - ohne die Leitplanken von Göttern, Geboten und dem Versprechen auf ein Leben nach dem Tod."
"Es gibt ein Vorurteil, dass die USA immer religiöser werden", sagt Zuckerman: "Aber nur eine Weltanschau-
ung wächst hierzulande beständig seit 25 Jahren - und zwar die der Unreligiösen. Jedes Jahr kommen über
eine halbe Million Gottlose hinzu, bei den unter 30-jährigen liegt ihr Anteil schon bei 32 Prozent..."
"Mehr Bildung, Sicherheit und Wohlstand gehen mit schwindendem Interesse an Religion einher. Ein weite-
rer Faktor lässt sich in Dänemark beobachten, einem der unreligiösten Länder der Welt: In fast jedem zwei-
ten Haushalt verdienen Frauen mindestens so viel wie ihre Männer."
"In Skandinavien gewann er die Erkenntnis: Selbst wenn eine Gesellschaft nicht mehr durch den Kitt der Reli-
gion zusammengehalten wird, versinkt sie nicht zwangsläufig in Anarchie, wie konservative Mahner warnen.
Speziell das gottlose Dänemark weist hohe Zufriedenheits- und niedrige Kriminalitätswerte auf.
Fortsetzung und Rest folgen sofort.
#2 Re: [b]Glaube der Ungläubigen[/b]
Fortsetzung und Rest
Glaube der Ungläubigen (eigentliches Threadthema)
"Woran aber glauben die Ungläubigen wirklich? Viele Gottlose, so hat Zuckerman durch Hunderte Interviews mit
Nichtreligiösen herausgefunden, hängen keiner postmodernen Beliebigkeit an, sondern tendieren stark zu libera-
len Grundwerten: Pazifismus, Bildung, Menschenrechte. "Dahinter steht oft jene goldene Regel, die man auch in
fast allen Religionen findet", sagt Zuckerman: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu."
"Auch Trauernde, Krebskranke und Querschnittsgelähmte hat er zu ihrem Unglauben befragt. Und stieß dabei immer
wieder auf eine unglaubliche Kraftquelle: das Staunen über die flüchtige Schönheit dieser Welt - denn eine ande-
re gibt es nicht."
"Das ist überraschend, gelten doch Religionen als bestes Gegenmittel gegen die Angst vorm Sterben, weil sie ein Le-
ben nach dem Tod versprechen. Bei Zuckermans Gesprächspartnern hingegen verhielt es sich häufig genau andersher-
um: "Viele Atheisten sagen: Wenn ich tot bin, geht halt das Licht aus." Viele Gläubige dagegen haben ernsthaft Angst
vor dem Jüngsten Gericht."
Glaube der Ungläubigen (eigentliches Threadthema)
"Woran aber glauben die Ungläubigen wirklich? Viele Gottlose, so hat Zuckerman durch Hunderte Interviews mit
Nichtreligiösen herausgefunden, hängen keiner postmodernen Beliebigkeit an, sondern tendieren stark zu libera-
len Grundwerten: Pazifismus, Bildung, Menschenrechte. "Dahinter steht oft jene goldene Regel, die man auch in
fast allen Religionen findet", sagt Zuckerman: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu."
"Auch Trauernde, Krebskranke und Querschnittsgelähmte hat er zu ihrem Unglauben befragt. Und stieß dabei immer
wieder auf eine unglaubliche Kraftquelle: das Staunen über die flüchtige Schönheit dieser Welt - denn eine ande-
re gibt es nicht."
"Das ist überraschend, gelten doch Religionen als bestes Gegenmittel gegen die Angst vorm Sterben, weil sie ein Le-
ben nach dem Tod versprechen. Bei Zuckermans Gesprächspartnern hingegen verhielt es sich häufig genau andersher-
um: "Viele Atheisten sagen: Wenn ich tot bin, geht halt das Licht aus." Viele Gläubige dagegen haben ernsthaft Angst
vor dem Jüngsten Gericht."
#3 Re: Glaube der Ungläubigen
Sobald man etwas glaubt, ist man ja kein Ungläubiger mehr"Woran aber glauben die Ungläubigen wirklich?

Abgesehn davon , sollte man zuerst mal klären, was das Verb "glauben" eigentlich bedeutet:
Ich glaube =...
1) Ich denke /meine (bin der Ansicht), dass es an der Zeit wäre, Klartext zu sprechen...
2) Ich vermute (nehme an), man hat mir die Wahrheit erzählt...
3) Ich vertraue darauf, dass es ein Leben nach dem irdischen Tod geben wird...= überzeugt [d]davon[/d] sein
Hebr 11,1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Ich habe darüber nachgedacht, woran ich glaube und kam zu dem Ergebnis, dass ich an nichts glaube.
#4 Re: Glaube der Ungläubigen
Münek hat geschrieben: "In Skandinavien gewann er die Erkenntnis: Selbst wenn eine Gesellschaft nicht mehr durch den Kitt der Reli-
gion zusammengehalten wird, versinkt sie nicht zwangsläufig in Anarchie, wie konservative Mahner warnen.
Speziell das gottlose Dänemark weist hohe Zufriedenheits- und niedrige Kriminalitätswerte auf.
Fortsetzung und Rest folgen sofort.
Das ist hochinteressant und deckt sich mit vielen soziologischen Untersuchungen. Im "Glücksranking" rangieren die Skandinavier und speziall die Dänen immer ziemlich weit vorne. Es gibt also noch andere Faktoren außer der Religion, die Menschen glücklich machen. Wer hätte das gedacht?

Ein Aspekt könnte sein:
Trotz hoher Steuerlast sind die meisten der Meinung, daß die Lasten gerecht verteilt sind. Es gibt nicht so ein großes Einkommens- und Vermögensgefälle wie in anderen Ländern und für Reiche nicht so viele Möglichkeiten, sich ganz aus der Solidargemeinschaft zu verabschieden.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#5 Re: Glaube der Ungläubigen
Die Geschichte liefert keinen Beweis, dass Religion den Menschen an irgendwelchen Verbrechen hindert. Erinnert sei nur mal an die unter Christen ausgetragenen Kriege, etwa den Dreißigjährigen Krieg. Oder Napoleons Russlandfeldzug, der ja auch ein Krieg Christen gegen Christen war. Oder der Erste Weltkrieg. Gewiss waren die politischen und militärischen Eliten der am Ersten Weltkrieg beteiligten Nationen keine Christen im biblischen Sinne, aber sie gehörten Großteils der christlichen Religion an. In Wirklichkeit waren sie weder reine Atheisten, noch waren sie wirkliche Gläubige.
Die Kriegsherren wie Napoleon Bonaparte oder Kaiser Wilhelm II. Konnten sich mit eigenen Augen vom Leid der Militärs und der Bevölkerung überzeugen. Zur Zeit lese ich Augenzeugen-Berichte von Soldaten, die an Napoleons Russlandfeldzug teilgenommen hatten (Daniel Furrer: Napoleons Russlandfeldzug 1812). Von 675.000 Mann kamen nur 80.000 zurück. Die übrigen kamen Großteils unter grausamen Umständen zu Tode, etwa 100.000 gerieten in russische Gefangenschaft. Und dennoch wurde Napoleon nach diesem von ihm zu verantwortenden Drama von französischen Volk in Ehren empfangen.
Oder was soll man von christlichen Politikern und hohen Militärs halten, die zugunsten geringer Geländegewinne an der Somme-Bucht das Leben von rd. einer Million Soldaten opferten? Oder von einem Volk von Christen, das fabrikmäßig ein anderes - nämlich die Juden - zu vernichten versuchte?
Mensch bleibt Mensch, ob religiös oder anti-religiös. Beide Seiten werden zur Durchsetzung ihrer Interessen zu den Waffen greifen. Der Mensch sucht immer ein Fähnlein, hinter dem er marschieren kann. Und was der an der Spitze befiehlt, wird gemacht...
Im 24. Kapitel der Matthäus-Botschaft bzw. in den entsprechen Parallelen im Markus- (Mark. 13,20) und Lukas-Evangelium (Luk. 21) warnt der Gründer der neutestamentlichen Gemeinde, dass sich die Menschheit selbst auslöschen würde - und das trotz extensiver Verbreitung der originären Botschaft -, käme nicht noch rechtzeitig der “Eingriff von außenâ€.
Übrigens wäre jetzt die Stunde der Religionsgegner, sich zu beweisen. Aufmerksamen Beobachtern des sich zuspitzenden Konflikts zwischen Ost und West ist schon jetzt angst und bange...
Die Kriegsherren wie Napoleon Bonaparte oder Kaiser Wilhelm II. Konnten sich mit eigenen Augen vom Leid der Militärs und der Bevölkerung überzeugen. Zur Zeit lese ich Augenzeugen-Berichte von Soldaten, die an Napoleons Russlandfeldzug teilgenommen hatten (Daniel Furrer: Napoleons Russlandfeldzug 1812). Von 675.000 Mann kamen nur 80.000 zurück. Die übrigen kamen Großteils unter grausamen Umständen zu Tode, etwa 100.000 gerieten in russische Gefangenschaft. Und dennoch wurde Napoleon nach diesem von ihm zu verantwortenden Drama von französischen Volk in Ehren empfangen.
Oder was soll man von christlichen Politikern und hohen Militärs halten, die zugunsten geringer Geländegewinne an der Somme-Bucht das Leben von rd. einer Million Soldaten opferten? Oder von einem Volk von Christen, das fabrikmäßig ein anderes - nämlich die Juden - zu vernichten versuchte?
Mensch bleibt Mensch, ob religiös oder anti-religiös. Beide Seiten werden zur Durchsetzung ihrer Interessen zu den Waffen greifen. Der Mensch sucht immer ein Fähnlein, hinter dem er marschieren kann. Und was der an der Spitze befiehlt, wird gemacht...
Im 24. Kapitel der Matthäus-Botschaft bzw. in den entsprechen Parallelen im Markus- (Mark. 13,20) und Lukas-Evangelium (Luk. 21) warnt der Gründer der neutestamentlichen Gemeinde, dass sich die Menschheit selbst auslöschen würde - und das trotz extensiver Verbreitung der originären Botschaft -, käme nicht noch rechtzeitig der “Eingriff von außenâ€.
Übrigens wäre jetzt die Stunde der Religionsgegner, sich zu beweisen. Aufmerksamen Beobachtern des sich zuspitzenden Konflikts zwischen Ost und West ist schon jetzt angst und bange...
#6 Re: Glaube der Ungläubigen
Sehr klug - genau so ist es. Auch noch heute.R.F. hat geschrieben:Mensch bleibt Mensch, ob religiös oder anti-religiös. Beide Seiten werden zur Durchsetzung ihrer Interessen zu den Waffen greifen. Der Mensch sucht immer ein Fähnlein, hinter dem er marschieren kann. Und was der an der Spitze befiehlt, wird gemacht...
#7 Re: Glaube der Ungläubigen
Selbst wenn diese Waffen "nur" aus "Schwerter von Worten " bestehn= verbaler Kampf(Auseinander-setzungen)R.F. hat geschrieben: Mensch bleibt Mensch, ob religiös oder anti-religiös.
Beide Seiten werden zur Durchsetzung ihrer Interessen zu den Waffen greifen.
Wo Interessenskonflikte herrschen, kann es keine "Einheit" geben....
#8 Re: Glaube der Ungläubigen
R.F. hat geschrieben:Die Geschichte liefert keinen Beweis, dass Religion den Menschen an irgendwelchen Verbrechen hindert. Erinnert sei nur mal an die unter Christen ausgetragenen Kriege, etwa den Dreißigjährigen Krieg. Oder Napoleons Russlandfeldzug, der ja auch ein Krieg Christen gegen Christen war. Oder der Erste Weltkrieg. .
Mein Reden seit 33.

Religionen dienten auch immer als Abgrenzungsinstrument und haben eher Konflikte provoziert und begründet als daß sie sich als Friedensstifter bewährt hätten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#9 Re: Glaube der Ungläubigen
Stimmt - das passiert noch heute - man schaue sich nur die Konflikte mit den Muslimen an. - Ich weiss nicht, ob Du bemerkt hast, wie treffend Deine Aussage ist: Religion als Instrument - Instrumentalisierung der Religion. - Denn die eigentlichen Interessen dahinter sind säkularer Natur.sven23 hat geschrieben:Religionen dienten auch immer als Abgrenzungsinstrument
Steht dieses Abgrenzungsinstrument nicht mehr zur Verfügung, nimmt man dafür ein gerauntes Verständnis von Humanität, Demokratie, etc. - Semper idem.
#10 Re: Glaube der Ungläubigen
closs hat geschrieben:Stimmt - das passiert noch heute - man schaue sich nur die Konflikte mit den Muslimen an. - Ich weiss nicht, ob Du bemerkt hast, wie treffend Deine Aussage ist: Religion als Instrument - Instrumentalisierung der Religion. - Denn die eigentlichen Interessen dahinter sind säkularer Natur.
Beides gibt es und hat es gegeben. Religion, die sich aus ihrem Selbstverständnis heraus bewußt abgrenzt und Religion, die instrumentalisiert wird.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell