Ist der Gott des AT/NT in der Dreieinigkeit vereint?

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Münek
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#121 Re: Ist der Gott des AT/NT in der Dreieinigkeit vereint?

Beitrag von Münek » Fr 9. Jan 2015, 11:16

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wer hat behauptet, auf dem Thron Gottes säße ein Geist?
Hier wurde darauf bestanden, dass Gott auf einem Thron sitzt - gleichtzeitig sagt Joh., dass Gott Geist sei.

Nee,nee,

es wurde auf nichts bestanden.

Ich habe lediglich das aufgezeigt, was im "Apostolischen Glaubensbekenntnis" über
Jesus Christus steht:

"...sitzend zur Rechten Gottes..."

Damit ist aus Sicht des einfachen Christen gewiss nicht gemeint, "zwei Geister" säßen
da nebeneinander in ihrer Unsichtbarkeit. Auch im letzten Buch der Bibel wird Gott nicht
als Geist dargestellt; man kann ihm ins Angesicht schauen.

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Münek
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#122 Re: Ist der Gott des AT/NT in der Dreieinigkeit vereint?

Beitrag von Münek » Fr 9. Jan 2015, 11:34

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn Du die Bibel nicht wörtlich nimmst, sondern ihre Aussagen chiffrenmäßig "vergeistigt", zeigt mir das, dass Du die biblischen Aussagen nicht Ernst nimmst
Nee - das wäre doch pure Zeitverschwendung. - Gerade weil aus der Bibel ein Ganzes wird, wenn man sie geistig versteht, macht sie so interessant.

Dir scheint wirklich nicht bewusst zu sein, dass Du die Bibel mit Deiner eisegetischen Art
der Auslegung ("spirituelle Exegese") in ein "Prokrustes-Bett" legst.

Vielleicht ist diese Erkenntnis nur Außenstehenden möglich; denn Du als Betroffener über-
siehst das Offensichtliche Deiner gezielten Vorgehensweise.

closs
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#123 Re: Ist der Gott des AT/NT in der Dreieinigkeit vereint?

Beitrag von closs » Fr 9. Jan 2015, 13:31

Münek hat geschrieben:Damit ist aus Sicht des einfachen Christen gewiss nicht gemeint, "zwei Geister" säßen da nebeneinander in ihrer Unsichtbarkeit.
Richtig - der nicht-reflektierende einfache Christ liest an einer Stelle "Gott ist Geist" und anderer Stelle liest er, dass Vater und Sohn nebeneinander auf ihrem Thron sitzen. - Verbunden werden diese Aussagen nicht. - Bei wirklich Gläubigen ist das auch wurscht, weil sie aus einer inneren Beziehung heraus leben und sich weder über Thron noch über Geist Gedanken machen - erst auf der Meta-Ebene (Theologie, etc.) wird das interessant.

Münek hat geschrieben: "Prokrustes-Bett"
Streng genommen ist das die Regel. - Ein KAtholik wird die Bibel anders interpretieren als ein ZJ - die eigene Voraus-Setzung ist das Entscheidende. - So gesehen ist alles Eisegese.

Münek hat geschrieben:denn Du als Betroffener über- siehst das Offensichtliche Deiner gezielten Vorgehensweise.
Sei da nicht so sicher. - Mir ist schon klar, dass ich die Bibel im Sinne meines Weltbildes interpretiere. - Die Frage lautet dabei:

Wie muss man die Bibel verstehen, damit der Satz "Gott ist die Liebe" (im philosophischen Sinne des Wortes) eingelöst ist. - Ist dieser Satz NICHT mit der Bibel einlösbar, interessiert sie mich nicht, weil sie dann nichts mit dem zu tun hätte, was dem entspricht, was man Gott nennen könnte (kann man ziemlich gut begründen). - Nun habe ich aber halt festgestellt, dass die Bibel das einzige (mir bekannte) religiöse Werk ist, in dem mein Eingangssatz eingelöst ist - WENN man sie gleichnishaft interpretiert UND unterscheidet zwischen:
1) Wer spricht, wenn es heisst: "Und Gott sprach"?
2) Wann greifen äußere Interessen ein? (Textverfasser, Übersetzer, Exegese)
3) Etc.

Und das ist nur annäherungsweise klärbar, vor allem nicht historisch-kritisch klärbar. - Andererseits ist es aus meiner Sicht prinzipell der einzige Weg herauszufinden, was Christentum eigentlich ist, selbst wenn man im Einzelfall scheitern sollte.

michaelit
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#124 Re: Ist der Gott des AT/NT in der Dreieinigkeit vereint?

Beitrag von michaelit » Fr 9. Jan 2015, 13:37

Hallo Münek,

ich wollte dich mal was fragen. Du widerholst immer wieder daß man die Bibel eigentlich nur wörtlich nehmen kann und durch ihre Aussagen die sie dann wörtlich macht, nicht akzeptieren kann.

Ich würde da mal ein Argument anbringen und mich interessiert was du davon hältst. Ich persönlich gehe wie die Universitätstheologie davon aus daß das Alte Testament zum Großteil während des babylonischen Exils der Juden verfaßt wurde. Das bedeutet, diese Schrift ist eigentlich fiktiv. Doch die Juden lebten nachher danach und nahmen sie lange, viele von ihnen bis heute, für historisch akkurat.

Ich nehme sie aber fiktiv. Wie soll ich nun eine korrekte Exegese, von mir aus eine wörtliche, von einer fiktiven Schrift machen? Ich kann da nur eisegetisch vorgehen wenn ich versuche die Bibel zu nehmen und darin Gottesvorstellungen zu finden die mir gefallen. Und da gibt es - neben viel Müll, doch einiges. Manche Psalme, das Hohelied der Liebe, manche der Sprüche, manche Stellen in den Propheten, die Geschichte der Patriarchen, usw. Ich nehme diese Texte, lese sie und denke über das Gottesbild des Menschen nach.

Persönlich bin ich ein Panentheist, für mich ist Gott als Geist immer mit dem Universum zusammen und wächst außerhalb dieser Welt noch andere Welten, die zusammen dann den Kosmos bilden der eigentlich mit Gott identisch ist, nur daß dieser immerzu weiter hinauseilt wie Captain Kirk und immer weitere Welten und Seiendes schafft. Ich habe ein durchweg benevolentes Gottesbild und nehme die biblischen Gräuelgeschichten nicht mehr weiter ernst.

Ich sehe aber in manchen biblischen Geschichten eine Quelle für durchaus beeindruckende Sinnvorstellungen. Die Arche Noah Geschichte sehe ich etwa so daß der Mensch aufgerufen ist aus der ganzen Erde eine große Arche Noah zu machen um durch die widrigen Wasser des Schicksals durchzukommen, so daß alles am Leben bleibt. In diese Arche gehören alle Pflanzen und Tiere, reine wie unreine, usw. Das ist bei deiner Exegese der Bibel totaler Unsinn denn der Text der Bibel gibt das nicht als seine Botschaft her. Aber was habe ich denn da eben gemacht? Eisegese? Ich denke es war gerade eine geistliche Auslegung. Ich sage ja nicht die Bibel sagt dies und das aus sondern daß die Juden etwas aussagten was so nicht stimmte, wenn man aber die Geschichte hernimmt und analogisch sieht und dann modifiziert, dann habe ich eine Perspektive für Menschheit und Erde.

Als eigenständiger Panentheist kann ich nicht die Bibel nehmen und sagen, einerseits ist Gott gnädig und langsam zum Zorn und voller Güte, und andrerseits bringt er Kriege und schrecklich harte Gesetze und will wie in der Sintflutgeschichte manchmal gar die Welt vernichten. Genau das zu sagen wäre aber exegetisch korrekt, wenn man die Bibel als historisch akkurat ansieht.

Es ist doch eigentlich nicht dumm von einem Gott auszugehen, solange ich nicht dummes Zeug dabei rede. Wenn man sich ganz trocken auf die moderne Wissenschaft bezieht dann steht diese vor dem Problem einen Urknall als Anfang des Universums zu erkennen, also daß das Universum aus dem Nichts entstanden ist. Da kann man doch etwas suchen was diesen Urknall verursacht hat, was sein Auslöser war. Und wenn man das Gott nennt hat man eine wie ich finde ziemlich einleuchtende Hypothese. Gottesvorstellungen sind eigentlich für sich betrachtet nicht lächerlich.

Und wenn man einmal so eine Gottesvorstellung hat, die klebt dann an einem fest, denn es stellt sich die Frage, diese Gottkraft oder dieser intelligente Auslöser der Universumsgeschichte, wenn sie damals da war, wo ist sie jetzt? Ist sie gut? Kann man sie kontaktieren? Hat sie noch etwas zu sagen? Wirkt sie auf das Leben ein, hat sie die Lebensentstehung ausgelöst (was wie der Universumsanfang auch nicht ganz erklärlich für uns ist)?

Und wenn man einmal soweit ist, was machen wir mit den zahlreichen seltsamen mystischen Erfahrungen die Theisten über die Jahrtausende gemacht haben. Ich kann dir mal eine von mir berichten. Es war im Sommer und ich saß zuhause am Computer und sah zum Fenster hinaus und ich sehnte mich nach mehr Erfüllung in meinem Leben. Plötzlich schien sich die Art zu ändern wie ich die Welt sah und die Sonne leuchtete matter und ich hatte den Eindruck von viel Poesie in der Welt. Ich sah auf einmal in mir, also so halb in der Vorstellung und halb reell, eine Frau in weißen Kleidern durch das Fenster hineinklettern. Ich mußte unwillkürlich daran denken daß das ein Engel war der mir ein Geschenk brachte. Sie bewegte auf eine seltsame Art ihre Hände und lächelte mich an. Dann war sie verschwunden. Die poetische Stimmung blieb aber im Zimmer. Und ich spürte den Drang Musik zu machen. Und seitdem kann ich ganz gut singen. Ich mache immer wieder mal Aufnahmen, experimentiere mit Zungensingen (wie die Zungenrede in der Bibel, nur musikalisch), spiele Gitarre, habe allgemein viel Spaß an Musik und spiele auch als Musikbettler auf der Straße manchmal.

Ich kann mir Dinge wie diese nicht als reine Ausgeburt meiner Fantasie erklären. Ich brauche da einen Shtick wie es die Juden nennen, ein Mittel das mir zu verstehen hilft, das mir die Sache erklärt. Und da bleibt mir nur Gott, die alte Idee daß es Gott gibt und daß er Engel zu den Menschen schickt.

Wie würdest du so eine Herangehensweise an das Übernatürliche sehen? Sie fußt eigentlich nur indirekt auf die biblische Botschaft. Ich glaube nicht an Sinai und nicht an die meisten Geschichten im AT, auch nicht an alles im NT. Jesus sehe ich als Religionsheld der die Gesetzesreligion beendete und uns eine Idee von Nachleben gab, weniger ein neues strenges Lebens- und Denkkorsett. Ich sehe Gott als Geist der mannigfaltig wirkt, der auch Atheismus bewirkt in einem Menschen oder in Menschengruppen wenn dieser mit dem Gottesbegriff nichts anfangen kann (das Problem habe ich auch oft und sehe Gott daher unbedingt als Geist wie in der Musik, wie in Poesie und so, nicht wie in "Gespenst"). Ich denke auch daß Gott anfangs mit den Kommunisten war, weil ihre Ansichten wichtig sind und vertreten werden mußten in einer Welt die diese Ansichten nicht freiwillig teilen wollte.

Ist doch alles kein Unsinn.

LG

Daniel

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