Was ist das Wesen Gottes?

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closs
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#71 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 20:31

Pluto hat geschrieben:Man kann die Existenz der Natur veri-/falsifizieren.
Das ist in der Tat der große Unterschied innerhalb der Bandbreite menschlicher Wahrnehmungen - das war nicht bestritten.

Pluto hat geschrieben:Dann kommen die alten Fragen: Von wem wird sie uns vorgegaukelt, und wie? Und wem nützt es?
Nachdem ich persönlich ausschließe, dass es so ist, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. - Mir geht es darum, dass wir setzen müssen, dass es diesen Gaukler nicht gibt.

Pluto
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#72 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 20:41

closs hat geschrieben:Nachdem ich persönlich ausschließe, dass es so ist, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. - Mir geht es darum, dass wir setzen müssen, dass es diesen Gaukler nicht gibt.
Das ist an sich schon eine ideologische Setzung, denn ICH muss überhaupt nichts über die Natur in der ich lebe, setzen. Jeder Aspekt davon ist über Vorhersagen überprüfbar.
Du hingegen musst setzen, dass es neben unerem irdischen Dasein etwas gibt, welches du dann mit "Sein" bezeichnest.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Münek
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#73 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von Münek » Di 6. Jan 2015, 20:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das wäre genauso albern, als wenn Du in der Gegenwart Gottes setzen zu meinen müsstest, dass es Gott gibt.
Auch dann müsste man grundsätzlich fragen, ob diese Gegenwart Wahrnehmung oder Sein/Realität ist - und die Antwort wäre immer: Wahrnehmung. - Denn der Mensch kann nichts anderes als wahrnehmen - auch das Ablesen einer objektiven Messtabelle ist Wahrnehmung.

Wir philosophieren hier NICHT, ob die Natur Realität/Sein ist (da wir beide fest davon ausgehen, dass es so ist). - Aber beweisen können wir es nicht, da wir nicht wissen können, ob a) uns die Natur per Wahrnehmung/Vorstellung vorgegaukelt wird oder ob wir b) mit unserer Wahrnehmung/Vorstellung auf Realität/Sein (hier: Natur) treffen. - Wir beide tun so, als sei b) der Fall - aber wissen können wir es nicht - deshalb "Setzung").

Nein, wissen tun wir es schon (deshalb wird ja die Realität nicht gesetzt), nur be-
weisen können wir es nicht. Wer fordert denn einen solchen (unsinnigen) Beweis?

Und würdest Du im Jenseits Gott wirklich mit dieser Frage nerven? ;) Denk dran,
auch ein Gott verliert mal seine Geduld! Man kann es auch auf die Spitze treiben. 8-)

closs
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#74 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 21:07

Münek hat geschrieben:deshalb wird ja die Realität nicht gesetzt
Das IST doch gerade die Setzung des Naturalismus, dass sie keine Setzung habe.

Münek hat geschrieben: Wer fordert denn einen solchen (unsinnigen) Beweis?
Niemand. - Der Naturalist, weil er setzt, dass es keines Beweises bedarf. - Der Christ, weil er setzt, dass die gottgegeben Wahrnehmung (sei sie sinnlich-naturalistisch oder geistig) dazu da ist, Sein/Realität zu erkennen.

Münek hat geschrieben:Und würdest Du im Jenseits Gott wirklich mit dieser Frage nerven?
Nein - weil diese Frage bereits im Diesseit beantwortet ist (Begründung s.o.)

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#75 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 21:20

closs hat geschrieben:Der Christ, weil er setzt, dass die gottgegeben Wahrnehmung ... dazu da ist, Sein/Realität zu erkennen.
Welche "gottgegebene Wahrnehmung" meinst du?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#76 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 21:31

Pluto hat geschrieben:Welche "gottgegebene Wahrnehmung" meinst du?
Nach christlicher Lesart: Jegliche Wahrnehmungs-Möglichkeit, die der Natur aus der Evolution entstanden ist.

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#77 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 21:58

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welche "gottgegebene Wahrnehmung" meinst du?
Nach christlicher Lesart: Jegliche Wahrnehmungs-Möglichkeit, die der Natur aus der Evolution entstanden ist.
Die meine ich nicht, denn die habe ich auch.

Ich meinte die von dir beanspruchte "gottgegebene Wahrnehmung"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#78 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 22:26

Pluto hat geschrieben:Ich meinte die von dir beanspruchte "gottgegebene Wahrnehmung"?
Das gehört auch dazu - denn auch die geistige/spirituelle Wahrnehmung wird im Dasein nur durch Evolution ermöglicht - deshalb das Wort Wahrnehmungs-Möglichkeiten.

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#79 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von Münek » Di 6. Jan 2015, 23:11

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:deshalb wird ja die Realität nicht gesetzt
Das IST doch gerade die Setzung des Naturalismus, dass sie keine Setzung habe.

Nein,

die "Setzung des Menschen" (nicht des Naturalismus!) ist doch nach der bisher von
Dir vertretenen Auffassung die, dass er annimmt, die mit seinen Sinnen wahrgenom-
mene Welt entspräche der Realität und sei keine Illusion.

Das macht "der Mensch aber nicht", weil sich ihm als in der Wirklichkeit existieren-
des Wesen diese Frage überhaupt nicht stellt. Zu behaupten - wie Du es tust - , der
Mensch setzt, dass er nicht setzt, ist lediglich eine unbegründete Unterstellung.

Wenn ich etwas setze, muss ich einen Grund dafür haben, z.B. die Existenz Gottes.
Denn dass ein solches übernatürliches Wesen existiert, drängt sich ja nicht unbedingt
auf. Also setzen Gläubige - aus welchen Gründen auch immer - , dass es ihn gibt.

Menschen wissen, dass sie in einer realen Welt leben. Sie brauchen die Realität des-
halb nicht zu setzen. Gläubige glauben, dass ein Gott existiert. Sie müssen zwangsläu-
fig setzen, weil ihr Gott mit den Sinnen nicht fassbar ist oder gar nicht existiert.

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#80 Re: Was ist das Wesen Gottes?

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 23:30

Münek hat geschrieben:die "Setzung des Menschen" (nicht des Naturalismus!) ist doch nach der bisher von Dir vertretenen Auffassung die, dass er annimmt, die mit seinen Sinnen wahrgenommene Welt entspräche der Realität und sei keine Illusion.
So ist es - dieser Setzung schließe ich mich ausdrücklich an. ;)

Münek hat geschrieben:Das macht "der Mensch aber nicht", weil sich ihm als in der Wirklichkeit existierendes Wesen diese Frage überhaupt nicht stellt.
Natürlich stellt sich ihm diese Frage nicht, weil er im Durchschnitt weder Interesse noch Vermögen hat, sich mit solchen erkenntnis-theoretischen Fragen zu behängen.

Münek hat geschrieben:Also setzen Gläubige - aus welchen Gründen auch immer - , dass es ihn gibt.
Gläubige setzen Gott genauso wenig, weil sie im Durchschnitt weder Interesse noch Vermögen haben, sich mit solchen erkenntnis-theoretischen Fragen zu behängen.

Münek hat geschrieben:Menschen wissen, dass sie in einer realen Welt leben. Sie brauchen die Realität deshalb nicht zu setzen. Gläubige glauben, dass ein Gott existiert. Sie müssen zwangsläufig setzen, weil ihr Gott mit den Sinnen nicht fassbar ist oder gar nicht existiert.
(Echte) Gläubige sind sich dessen gewiss, dass es Gott gibt - somit ist er ihnen genauso real wie die naturalistische Welt.

Der objektive Unterschied zwischen Natur und Gott ist, dass Natur innerhalb des naturalistischen Wahrnehmungs-Systems nachweisbar ist, und Gott innerhalb des geistigen Wahrnehmungs-Systems NICHT nachweisbar ist (was damit zu tun hat, dass das Objekt "Natur" derselben Ebene angehört wie das Subjekt "Mensch", während Gott und Mensch verschiedenen Ebenen angehören). - Insofern sind wir uns doch in puncto Wahrnehmungs-Unterscheidungen einig.

Aber der (echte) Gläubige "setzt" nicht Gott (obwohl er es erkenntnis-theoretisch müsste), weil für ihn Gott genauso Alltags-Realität ist, wie jedem Menschen die Natur, die er auch nicht als eigenständige Realität setzt (obwohl er es erkenntnis-theoretisch müsste).

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