sven23 hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Wenn Du der schweizer Webside über Bibelkritik vertraust, ist es für mich völlig in Ordnung, ich schließe mich dem aber nicht an. Dazu bin ich zu rebellisch.

Also ich bin auch nicht immer Mainstreamfähig.
Die Website ist zugegeben kritisch, aber ich habe noch keine inhaltlichen oder sachlich falschen Behauptungen gefunden.
Sie ist sehr, sehr umfangreich - viel zu umfangreich, um dies hier nebenbei zu behandeln. Es steckt wirklich sehr viel Recherche-Arbeit darin und falls sie da der eine oder andere Fehler eingeschlichen haben sollte, würde dies nicht grundsätzlich etwas die Seriösität der Quelle aussagen, denn Fehler sind menschlich.
Vieles ist sicher auch Interpretationssache.
Mir ist allerdings unter dem Frage
Wann kommt Jesus wieder? auf Anhieb ein Punkt aufgefallen, der m. E. zumindest strittig ist und zwar geht es um die "Verklärung Jesu". Dazu folgende Zitate aus der hier verlinkten Webside:
Zitat von Bibelkritik:
Er wurde nicht müde, auf seine baldige Wiederkehr hinzuweisen (Mt 16,28 und Lk 9,27): "Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich."
(Mk 9,1): "Und er sprach zu ihnen (den Jüngern): Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft."
(Mt 16,28): "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich."
Zwar räume ich ein, dass die Majorität der Theologen dieser Kritik gem. der Exegese zustimmt, doch verwundere ich mich über diese Interpretation.
Klaus Berger vertritt in seinem Buch
"Die Bibelfälscher" eine gegenteilige Position, in der ich ihm in diesem Punkt zustimme. Aus dem Kontext (auch dem altgriechischem Grundtext) geht bei allen Synoptikern hervor, dass sich diese jesuanische Verheißung innertextlich auf die
Verklärung Jesu bezieht und sich somit ca. eine Woche später gem. den Texten erfüllte (bei Bedarf kann ich dies etwas genauer ausführen). Gewiss, dies ist natürlich Glaubenssache, aber hier geht es um die innertextliche Aussage und diese verweist eben auf die Verklärung. Daher ist diese Stelle denkbar unbeeignet, um eine gescheiterte Eschatologie zu belegen.
Dies betrifft ebenfalls den folgenden Kritikpunkt, wenn auch aus einem anderen Grund:
Zitat von Bibelkritik:
(1. Jh 2,18): "Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist."
"Johannes" bezieht sich hier nach meiner bescheidenen Erkenntnis nicht auf die Apokalypse oder die
parousÃa Jesu, sondern auf seinen baldigen Tod (vgl bitte
Apg 20:29,
2Thess 2:3 u.
2Thess 2:7).
Er spricht seine christlichen "Geschwister" mit "Kinder" an. Dies passt zu den anderen johannesischen Briefen, in denen sich der Schreiber als
"der Älteste" (
presbýteros) bezeichnet.
Zugegeben, dies ist eine bestreitbare Interpretation, denn Du und Münek können sicher die fundierte Kritik vorbringen, dass
Presbýteros im NT eine allgemeine Bezeichnung für führende Männer (Älteste) in der urchristlichen Gemeinde ist, dies muss nicht auf ein hohes Lebensalter hinweisen. Doch i.V.m. der frühkirchlichen Überlieferung und der Anrede "Kinder" scheint es mir hier doch der Fall zu sein, denn die "apostolische Autorität", mit der der Schreiber in seinen Briefen ganz selbstverständlich auftritt, scheint mir auch über der von
Presbýteroi und
EpÃskopoi zu liegen, von denen es in den angeschriebenen Gemeinden sicher viele gab. Die Stellung des Schreibers scheint mir eher vergleichbar mit Paulus und Petrus zu sein. Solange er noch dar war, konnte er den Antichristen in der Urchristengemeinde entgegenwirken. Doch es war die "letzte Stunde" und nach seinen Fortgang würden sie am Einfluss gewinnen. (Diese Interpretation ist natürlich sehr unkatholisch.)