
lieber seeadler, danke dass Du noch mal auf Deine interessanten Fragen und Gedanken hinweis. Wäre schade, wenn dies in der Dynamik der Diskussion untergehen würde.
seeadler hat geschrieben:eine Grundsatzfrage:
Was genau ist das Vakuum?
Ein vollständiges
echtes Vakuum (also absolut leer) ist ein Raum, der völlig von Teilchen entleert ist. Die Anzahl der Teilchen beträgt also null.
seeadler hat geschrieben:Warum frage ich? : Wenn ein Raum absolut leer sein soll, dann kann auch in diesem Raum keine Kraft wirken. Denn jegliche Kraft wirkt über ein entsprechend definierbares Feld mit einer entsprechend berechenbaren Energiedichte. Wenn es nun eine Energiedichte gibt, im Gegensatz zur Materiedichte, dann kann man doch nicht von einem leeren Raum sprechen, bzw einem Vakuum.
Auch der vollkommen von Teilchen entleerte Raum (echtes Vakuum) ist von [Quanten]Feldern erfüllt, die immateriell sind, z.B. dem EM-Feld. Die Energiedichte ist in so einem Raum exakt null. Unscharf null sind die Feldstärken der Quantenfelder (Vakuumfluktuationen). Wechselwirkungen zwischen Quantenfeldern treten in den Gleichungen als virtuelle Teilchen auf (Eich-Bosonen).
Um den Raum zu füllen, damit per Definition kein echtes Vakuum mehr vorliegt, wäre es notwendig, Quantenfelder anzuregen, denn Teilchen sind gem. der QFT lokale Anregungen von Feldern.
seeadler hat geschrieben:anhängende Frage : In der Regel kann ich nur etwas verformen, wenn es eine entsprechende Konsistenz hat, was es erlaubt, irgend etwas zu verformen. Es muss also eine bestimmbare Grunddichte aufweisen die im materiellen Bereich über den flüssigen Zustand hinaus geht; abgesehen davon, dass sich selbst der flüssige Zustand komprimieren lässt bis zu einem gewissen Grad.
Dies gilt für materielle Dinge. Im 19. Jhd. dachte man sich den Äther als substanzielles Medium für die EM-Wellen. Diese Vorstellung wurde von der Feldtheorie eines immateriellen EM-Feldes abgelöst.*
Auch der Raum ist immateriell. Materiell (im weitesten Sinne auch Licht) sind ja all die Dinge, welche sich im Raum befinden.
Die Dichte
Ï bezieht sich begrifflich auf die Dichte von Teilchen im Raum. Diese Begrifflichkeit auf den
Raum selbst zu übertragen halte ich für heikel, denn Dichte meint ja, wie dicht etwas im
Raum gepackt ist.
seeadler hat geschrieben:Wieso kann ein Raum verformt werden durch Materie? Denn wenn dem so ist, so muss der Raum eine Dichte besitzen, vergleichbar mit der Materiedichte. Und darüber hinaus heißt verformen im Prinzip nichts anderes, als dass sich jene verformte Masse an anderer Stelle entsprechend ausdehnt, wenn sie auf einer Stelle gestaucht wird, denn das Volumen des Raumes an sich kann sich dabei nicht verändern, es wird lediglich "verdrängt", verformt. Wenn also eine schwere Masse eine Delle in der Raumzeit verursacht, dann muss nach meinen Verständnis dies an einer anderen Stelle wieder ausgeglichen werden. Erst wnen ich ein Loch an der Stelle schneide, wo eine Vertiefung entsteht, dann hört die Spannung auf. Dann ist aber die Masse nicht mehr mit dem verbunden, welches es zuvor verformt hat, mag es ein Tuch sein oder irgend ein raumartiges Gebilde.
Dies würde gelten, wenn der Raum materieller Natur wäre. Mir scheint es sinnvoller zu sein, sich den Raum als etwas Immaterielles vorzustellen, dessen drei Raumdimensionen mit der Zeit eine Einheit bilden, eine Art "Geflecht" oder "Medium". Aber worum genau es sich dabei handelt, kann ich Dir nicht sagen. Selbst der Physiker Don Page von der University of Alberta in Edmonton (Kanada) räumt ein:
... man weiß noch nicht einmal genau, was Raumzeit überhaupt ist, ...
(s. 4. Abs. unter dem Abschnitt "Jenseits des Horizonts")
seeadler hat geschrieben:Darum ist so meine Idee, dass ein Schwarzes Loch ein solches Loch ist, wo die zuvor befindliche Masse dann überhaupt nicht mehr existiert. Es ist einfach nur ein Loch.
Dies wäre dann das absolute Nichts. Ist das wirklich eine gute Lösung?
seeadler hat geschrieben:Wenn denn die Verformung der Raumzeit trotzdem noch besteht, dann ist für mich die Raumzeit ein ähnlich festes Gebilde wie irgend eine Materie, die ich durch eine wesentlich schwerere Materie derart verforme, dass sich auch darin eine Delle abzeichnet, die nicht mehr rückgängig zu machen ist, auch wenn ich die verformende Masse wieder entferne = die Delle bleibt bestehen.
Die Geometrie der Raumzeit ist nach meinem äußerst bescheidenen Verständnis der ART an Ï
c² (Energiedichte) und 3
p (Druck) gekoppelt. Sind Ï
c² und 3
p = 0, dann ist die raumzeitliche Krümmung ebenfalls = 0 (verschwindene Raumkrümmung).
Würden die Masse plötzlich entfernt werden (die Energiedichte also 0 werden), so sollte sich die Gravitations-Delle als Gravitationswelle ausbreiten. Allerdings räume ich ein, dass ich die Dynamik der Gravitationswellen nie richtig verstanden habe. Sollte ich mich in diesem Punkt° irren, so bitte ich @ThomasM oder @Janina um ihre Expertise.
seeadler hat geschrieben:da keiner bisher darauf reagiert hat, ich diese Frage aber für wichtig halte, hole ich sie noch einmal hoch. Zumal es ja um die Vorstellung geht, dass man einen raum derart komprimieren kann, durch Verformung, dass aus 13 Milliarden Lichtjahren ein Lichttag wird. Wie gesagt, vom Tellerrand zum gegenüber liegenden Tellerrand sind es ein Lichttag. Dazwischen befindet sich eine Senke mit 13 Milliarden Lichtjahre Tiefe, in dem sich alles befindet was wir sehen..... Wenn wir zum Tellerrand blicken wollen, so geht dies nur über den Umweg jener Deformierung.. Genau genommen können wir deshalb nur die tiefste Stelle wahrnehmen, nicht aber den anderen Tellerrand!
Seeadler
Gem. den ART-Feldgleichungen kann
Raum expandieren oder kontrahieren. Die kosmologisch-globale Robertson-Walker-Metrik für das gesamte Universum beschreibt eine Raumzeit, die so gekrümmt ist, dass der Raum³ expandiert, indem durch die Gravitation (infolge negativen Drucks, d.h. der sog. Dunklen Energie) jede Sekunde Abermilliarden von Kubiklichtjahren Raum geschaffen werden.
*
Zugebendermaßen stark verkürzt und daher wissenschaftshistorisch sehr unpräzise.
°
Aufgrund des hohen Anspruchs der von @seealder aufgeworfenen Thematik bitte ich darum, die Expertise nicht nur auf dem Punkt Gravitatinswellen zu beschränken. Auch @Pluto und @Zeus dürfen sich angesprochen fühlen.
³
Die Raumzeit ist in allen kosmologischen Modellen mit einem expandierenen Raum gekrümmt. Der Raumteil des Kontiuums kann dabei, je nach Metrik der Theorie, (a) euklidisch, (b) sphärisch oder (c) hyperbolisch gekrümmt sein.
Grafikquelle