closs hat geschrieben:
In Deinem Sprachgebrauch KÖNNTE man jetzt sagen: "Aha - da hat sich jemand für Liebe entschieden". - Dann würde ich antworten: "Jein - eigentlich habe ich mich für einen göttlichen Sinn entschieden, und damit kann man sich auch für Leid entscheiden". - Dann fragt der Nächste: "Was hat das mit 'Liebe' zu tun?" - Und schon sind wir wieder im Sprach-Ragout.
Aus meiner Sicht ist man begnadet oder nicht, einen göttlichen Sinn zu erkennen und folgt dem, so weit man es kann (man kann es erfahrungsgemäß nicht immer). Das Entscheidende dabei scheint mir zu sein, dass man merkt, wenn man es nicht schafft und somit überhaupt in der Lage ist, darunter zu leiden. - Dieses Leid wiederum hilft, den Weg zum göttlichen Sinn leichter wiederzufinden, weil dann das Leiden weniger wird.
Insofern ist MEINE entscheidende heilsgeschichtliche Frage: Wann ist der Mensch (ontogenetisch) so weit, dass er die Liebe Gottes erkennen und dadurch wollen KANN.
In der Tat bin ich weitaus optimistischer, was die Eigenschaften und Vorzüge des Menschen betreffen. Gott machte ihn sehr gut und alles nur darauf zu schieben, dass der Mensch nicht fähig ist zu erkennen, wirkt für mich als Ent-Schuldigung auf Kosten Gottes.
Im übrigen: Zustimmung, Leid und Liebe gehören zusammen. Der Herr hat dies uns am Kreuz eindrücklich in aller Radikalität gezeigt und bewiesen.
Ich will mal den Atheisten Satre mit einem Zitat aus dem Theaterstück Barjona (übrigens für eine Weinachtsfeier geschrieben) zu Wort kommen lassen:
"Wenn Gott Mensch würde für mich, dann würde ich ihn lieben, ihn ganz allein. Dann wären Bande zwischen ihm und mir, und für das Danken reichten alle Wege meines Lebens nicht; ein Gott, der Mensch würde aus unserem liebenswerten, elenden Fleisch, ein Gott, der das Leid auf sich nähme, das ich heute leide. Ja, wenn Gott Mensch würde für mich, dann würde ich ihn lieben."
Die Antwort, die Sartre zwar im Konjunktiv gibt, hat das Eigentliche erfasst, denn wenn Gott Mensch wird, wenn das ewige Wort des Vaters Fleisch wird, dann wäre menschliche Liebe richtig eigentlich nur dies eine, Gottesliebe. Die Pflicht des Menschen wäre dann Hoffnung. Selbst unser Tod, das Leid und unsere Dunkelheit wären von der Freude und dem Licht überstrahlt.
Du wirst sagen: Satre hat dies nicht erkannt, weshalb er Atheist blieb. Ich sage: Er hat die Wahrheit erkannt, aber nicht gewollt, bewusst nieder gehalten, denn sein Fleisch war ihm näher als sein Geist. Er hat bewusst das Ewige verschmäht, um das Begrenzte zu leben.
Servus
