Der totalitäre Gott.

Säkularismus
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sven23
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#301 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Fr 19. Dez 2014, 19:52

closs hat geschrieben:Gott ändert sich nicht, aber seine (Selbst-) Offenbarungen. - Altes Thema: Gott = nicht-wahrnehmbares Sein/Offenbarungen = wahrnehmbares Sein.

Das sind doch bloß Nebelkerzen. So gesehen wäre Selbstoffenbarung nicht anderes als eine Vorstellung/Fantasie/Einbildung. Unter einer echten Selbstoffenbarung würde ich die Art und Weise verstehen, wie Gott selbst gesehen/wahrgenommen werden will, dann wäre die Bezeichnung gerechtfertigt.
Kant wußte schon, warum er nichts von sog. Offenbarungsreligionen hielt.
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#302 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Fr 19. Dez 2014, 20:33

sven23 hat geschrieben:So gesehen wäre Selbstoffenbarung nicht anderes als eine Vorstellung/Fantasie/Einbildung.
Wie denn DAS? - Wenn ich Dir einen Brief schicke (der nicht ich bin, aber von mir ist): Ist das dann Deine Vorstellung/Fantasie/Einbildung, dass Du dessen Authentizität anerkennst?

sven23 hat geschrieben:Unter einer echten Selbstoffenbarung würde ich die Art und Weise verstehen, wie Gott selbst gesehen/wahrgenommen werden will
Das stimmt jetzt wieder: Gott will in verschiedenen Zeiten (je nach "Design" der Zeit) unterschiedlich wahrgenommen werden. - Aber Achtung: Nicht alles, was von Menschenhand als Offenbarung daherkommt, ist eine. - Wie immer: Falsche Propheten/Unterscheidung der Geister.

Pluto
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#303 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Pluto » Fr 19. Dez 2014, 20:49

closs hat geschrieben:Wie immer: Falsche Propheten/Unterscheidung der Geister.
Wieso "wie immer"?
Prophetien haben mit "Unterscheidung der Geister" nichts zu tun.
Ihre Richtigkeit lässt sich, wie bei allem anderen auch, NUR im Nachhinein durch Überprüfung der Fakten (empirisch) feststellen.
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#304 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Fr 19. Dez 2014, 21:03

Pluto hat geschrieben:Prophetien haben mit "Unterscheidung der Geister" nichts zu tun.
Dochdoch - es geschieht eine Prophezeiung, die im Moment ihrer Verkündigung entweder wahr oder falsch ist - man weiss es aber in diesem Moment nicht. - Jetzt gehört es in die "Unterscheidung der Geister", herauszufinden, wo man glauben kann und wo nicht.

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#305 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Pluto » Fr 19. Dez 2014, 21:21

closs hat geschrieben:es geschieht eine Prophezeiung, die im Moment ihrer Verkündigung entweder wahr oder falsch ist - man weiss es aber in diesem Moment nicht. - Jetzt gehört es in die "Unterscheidung der Geister", herauszufinden, wo man glauben kann und wo nicht.
Wozu soll man darüber spekulieren? — Die wahrheit kommt erst bei der Erfüllung (oder Nichterfüllung) heraus. Ich versteh echt nicht warum manche Leute meinen, man müsse auf alles sogleich ein Antwort bekommen, und wenn keine griffbereit ist, erfindet man eine. Der richtige Weg ist es, mit seinem Urteil inne zu halten, bis das Ergebnis bekannt ist. Alle andere ist reine Willkür und Mutmaßung.

Ich kann gut mit Zweifeln und Unsicherheit und Unwissen leben. Ich glaube es ist viel interessanter mein Leben in Ungewissheit zu verbringen als Antworten zu besitzen, die falsch sein könnten.
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#306 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Fr 19. Dez 2014, 21:58

Pluto hat geschrieben:Die wahrheit kommt erst bei der Erfüllung (oder Nichterfüllung) heraus.
Richtig - aber diese Wahrheit gibt es bereits, bevor sie (für uns) herauskommt. - Wenn aber diese Wahrheit wichtig ist, versucht man sich schon zu Lebzeiten dahin zu orientieren - also glaubt man das, was man für plausibel halten darf - und dazu bedarf es des (spirituellen) Geistes.

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sven23
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#307 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Sa 20. Dez 2014, 08:07

closs hat geschrieben:Wie denn DAS? - Wenn ich Dir einen Brief schicke (der nicht ich bin, aber von mir ist): Ist das dann Deine Vorstellung/Fantasie/Einbildung, dass Du dessen Authentizität anerkennst?

Wenn der Brief von dir ist, kann ich auch dessen Athentizität anerkennen. Wenn er aber im Stil der stillen Post über hundert Hände weiter tradiert wurde, wäre ich skeptisch.

closs hat geschrieben: Das stimmt jetzt wieder: .......- Aber Achtung: Nicht alles, was von Menschenhand als Offenbarung daherkommt, ist eine. - Wie immer: Falsche Propheten/Unterscheidung der Geister.

Deswegen auch meine Unterscheidung zwischen Selbstoffenbarung und Offenbarung, wobei auch Offenbarung ein problematischer Begriff ist. Kant hat das genau erkannt.

closs hat geschrieben: Gott will in verschiedenen Zeiten (je nach "Design" der Zeit) unterschiedlich wahrgenommen werden.

Das ist jetzt wieder so ein Konstrukt, das man benötigt, um 2 nicht kompatible Teile wie das AT und NT zusammen zu kitten.
Würde ja bedeuten: Gott ist nicht grausam im AT, er will nur so wahrgenommen werden.
Gott ist nicht der Gott der Nächstenliebe im NT, er will nur so wahrgenommen werden.
Er ist irgendwas anderes, was wir aber nicht kennen.
Auch nicht besonders hilfreich.
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#308 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Sa 20. Dez 2014, 10:43

sven23 hat geschrieben: Wenn er aber im Stil der stillen Post über hundert Hände weiter tradiert wurde, wäre ich skeptisch.
Kann man ja - aber immerhin scheinst Du zu akzeptieren, dass etwas, was vom Absender kommt (Offenbarung) nicht identisch mit dem Absender (Gott) sein muss.

sven23 hat geschrieben:Deswegen auch meine Unterscheidung zwischen Selbstoffenbarung und Offenbarung
Ehrlich gesagt, wüsste ich zu Ende gedacht, nicht einmal einen Unterschied.

sven23 hat geschrieben:Kant hat das genau erkannt.
Wie hat er das begründet?

sven23 hat geschrieben:Er ist irgendwas anderes, was wir aber nicht kennen.
Das kommt durchaus nahe ran. - Man kann erkennen, dass Gott Person und "Alles in Einem" ist, weiss aber trotzdem nicht, wer er genau ist - das ist ja ein Grund, warum es Jesus gibt - die vorstellbare Variante von Gott im Menschen (bzw. eine wahrnehmbare Orientierungs-Größe).

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#309 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von sven23 » Sa 20. Dez 2014, 12:12

closs hat geschrieben:Kann man ja - aber immerhin scheinst Du zu akzeptieren, dass etwas, was vom Absender kommt (Offenbarung) nicht identisch mit dem Absender (Gott) sein muss.

Auf die Idee wäre ich auch nie gekommen. Die sog. Offenbarungen entspringen rein menschlicher Fantasie.


closs hat geschrieben: Ehrlich gesagt, wüsste ich zu Ende gedacht, nicht einmal einen Unterschied.

Das ist relativ einfach:
Offenbarung = Fantasie des Offenbarungsnehmers
Selbstoffenbarung = Selbstdarstellung des Offenbarungsgebers

closs hat geschrieben: Wie hat er das begründet?
Kant sieht die Offenbarungsreligion als Gegensatz zur Vernunftreligion, wobei auch dieser Begriff problematisch ist.


closs hat geschrieben: ... - das ist ja ein Grund, warum es Jesus gibt - die vorstellbare Variante von Gott im Menschen (bzw. eine wahrnehmbare Orientierungs-Größe).

Der aber historisch kritisch betrachtet ein Fantasieprodukt der Bibelschreiber sein kann.
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#310 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Sa 20. Dez 2014, 12:25

sven23 hat geschrieben:Die sog. Offenbarungen entspringen rein menschlicher Fantasie.
Das wiederum ist eine vollkommen willkürliche Aussage.

sven23 hat geschrieben:Das ist relativ einfach
Wie will der Wahrnehmende nachweisen, dass der Offenbarungs-Geber nicht auch Phantasie ist? - Das wäre doch normalerweise DEIN Argument. - Mit anderen Worten: Deine Unterscheidung kann ich substantiell nicht nachvollziehen.

sven23 hat geschrieben:Kant sieht die Offenbarungsreligion als Gegensatz zur Vernunftreligion
Müsste ich mich einlesen - wenn er es deskriptiv meinte, würde ich ihm zustimmen - normativ nicht.

sven23 hat geschrieben:Der aber historisch kritisch betrachtet ein Fantasieprodukt der Bibelschreiber sein kann.
Richtig. - Im schlimmsten Fall hätten die Juden recht und der Messias wäre noch nicht gekommen - dann wäre halt das, was die Christen als zweites Erscheinen des Messias bezeichnen, das erste Erscheinen. - Selbst das wäre für mich keine Katastrophe, weil es nichts an der Substanz ändern würde, dass das Göttliche in die Existenz des Menschen eintreten muss, um ihm den Weg zum Göttlichen zu ermöglichen.

Würde die historisch-kritische Methode (wider Erwarten) nachweisen, dass es Jesus nicht in der vom Christentum geglaubten Weise gäbe, würde mein Puls normal bleiben. - Dann wäre die phylogenetische Heilsgeschichte halt (wie bei den Juden) noch im AT - trotzdem wäre ich selber schon im NT.

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