Salome23 hat geschrieben:Willst du nicht tun, was ich dir gebiete, dann muss ich dich töten?

2. (zwei) Mose - ja, das ist die Zippora-Geschichte.
Das ist wirklich eine verzwickte Stelle und hat etwas mit der Rolle von "Blut" zu tun.
4,24 Unterwegs am Rastplatz <Buber "im Nachtlager"> trat der Herr <Luther 1984: „HERR“> dem Mose entgegen und wollte ihn töten.
Moses Frau Zippora schneidet daraufhin ihrem Sohn die Vorhaut ab und berührt damit die Beine Moses, worauf Gott von ihm ablässt.
Erstens weist dies auf eine Parallelstelle zu Abraham: „Am Fleisch Eurer Vorhaut müsst Ihr Euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und Euch.“ (Gen. 17,11). Dann wäre dies eine Bekräftigung des Bundes zwischen Gott und Abraham in Mose. – Zweitens erinnert das „Und <Gott> wollte ihn <Mose> töten“ an Jakobs Kampf mit Gott (vgl. Gen. 32,23 ff), der genauso nächtens stattfindet wie hier„ im Nachtlager“. Dann wäre Mose genauso wie Jakob „mit dem Leben davon gekommen“ (Gen. 32,31).
In diesem Sinne wiese einerseits diese Textstelle als Ganzes darauf hin, dass Gott seinen „Gesandten“ (vgl. 3,13) Mose einerseits durch die Beschneidung seines Sohnes stärkt – denn Moses selbst ist als sozialisierter Ägypter wohl nicht beschnitten und wird durch die Beschneidung seines Sohnes endgültig als Israelit um-sozialisiert. - Andererseits wird Mose erinnert, dass er auf seinem Weg mit Gott von einem Stärkeren begleitet wird, der seine Stärke demonstriert und nur von ihm „ablässt“ (vgl. 4,26), um ihn auf diesen seinen Weg zu schicken.
Zum Thema Blut vielleicht weiterführend:
12,23 Wenn er <Gott> das Blut am Türsturz und an den beiden Türpfosten sieht, wird er an der Tür vorbeigehen.
Diese Textstelle erinnert ebenfalls an den Kampf Moses gegen Gott (4,24ff), von dem Gott erst dann „ablässt“ (4,26), als Zippora Moses die Beine mit Blut „berührt“ (4,25) – wie dort lässt auch hier Gott von den Türen ab, die mit Blut „berührt“ sind.
In beiden Fällen steht das Blut (wie bereits erwähnt) für einen Bund, dessen Zeichen im ersten Fall die Beschneidung ist („Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und Euch.“ (Gen. 17,11)), im zweiten Fall ist es das Paschalamm (vgl. 12,21), dessen Blut „auf den Türsturz und auf die beiden Türpfosten“ 12,22) gestrichen wird und damit die am Bund mit Gott teilhabenden Israeliten von den Ägyptern unterscheidet.
Ontologisch ist „Blut als Zeichen“ deutbar für die Vererbung von Eigenschaften und Merkmalen, also die Wiederschöpfung göttlich eingehauchten Lebens. Dies führt zum Begriff der „Blutsverwandtschaft“, der heute wie eben auch schon damals als Bezeichnung für die Weitergabe der Ahnen-Identität gilt. – So wie Gott „de deo“ die Menschen als Kinder schafft, schafft der Mensch „de homine“ seine Nachkommen ebenfalls als Kinder (vgl. zu 1,11). Somit steht „Blut“ für eine Seins-Größe im Dasein in seiner Eigenschaft als Träger des göttlich eingehauchten Geistes in den Menschen über alle Generationen – somit ist „Blut“ in diesem Sinne ein Bindeglied zwischen Sein und Dasein.
*räusper* Wie auch immer: Wir sprechen hier also von einer sehr tiefsinnigen Chiffre. - Aber auch, wenn man das Töten wörtlich versteht, gibt es eine Erklärung: Aus Sicht Gottes ist das Daseins-Leben eine heilsgeschichtliche Rolle, nach deren Beendigung der Mensch (durch den Daseins-Tod) "heim" geht - Tod ist also in diesem Sinne keine Strafe oder Vernichtung. - Allerdings kann man das nur als Allversöhner so sehen.