Äußerer und innerer Sinn, war das "geflügelte" Wort, das Emanuel Swedenborg benutzt hatte. Er war hellseherisch begabt und erfuhr, dass die Texte mehr Bedeutungen haben müssen. In seinem Stil gingen dann viele Privatoffenbarungen los. Obwohl jede eigentlich richtige Hinweise bekam, machte sich aber keiner die Mühe, und auch kein Leser, auch kein Theologe - da sprachlich nachzugehen. Swedenborg hat das versucht. Um 1700 irgendwas gab es aber noch keine "ordentlichen" Wörterbücher. So sind seine Büche reichlich schwierig, und fast sinnlos. Aber er hat viele inspiriert, auch Goethe. Jahrzehnte danach machte sich Genesis an die Arbeit mit einem analytischen Wörterbuch. Dieses System half mir dann, zusammen mit der wieder belebten Sprache Hebräisch, die nun auch genaue und erschwingliche Wörterbücher, Kurse und vieles mehr bot. Es gibt viele Hilfsmitttel, weil man die Sprache nicht so gut verstand und alle lernen mussten und passende neue Wörter zu schaffen waren.
closs: Aber damals war hebräisch ja keine Fremdsprache - deshalb interessiert mich, was in einem durchschnittlichen Leser oder Hörer vorgegangen ist, wenn er (beispielsweise) die gesamte Abraham-Geschichte gelesen hat.
Du siehst an der Literatur von Martin Buber, z.B. bei seinem Buch "Ich und Du" (so etwa) dass er einen ganz anderen EINDRUCK hat, als z.B. Hemul, der Bibelverse gelehrt bekam. Buber bildete sozusagen so etwas wie eine Summe - aus dem unbewusst mitgekommenen. Bewusst hat er ja die Bibel übersetzt im gängigen Stil der Septuaginta (erste Übersetzung, begonnen um 300 vor Chr.)
In fast jeder Synagoge ist bei der Lesung zu "spüren" (an den Gesichtern abzulesen) was die Leute denken. Sie zucken nicht da - wo ein Bibelfundi oder Atheist Diskussionen ansetzen würde. Andererseits WIRD überall die Geschichte von Abraham erzählt. Es wagt kein einziger, die "Gesellschaft" gegen den Strich zu bürsten. Wird das angesprochen: "NO GO". Kommt in gleicher Art (wenn nicht gleich als Bibel erkannt) so ein Text - ist das der Klopfer schlechthin. Es wird gedreht und gewendet, es werden Schlüsse gezogen, es wird gelacht, und man klopft sich an die Stirn und gegenseitig - weil mindestens ein Licht aufgeht. Die Texte sind so was Großartiges. Wenn auch noch der Inhalt erkannt wird, fällt man echt in die Knie, und gibt Gott die Ehre.
Beantworte dir deine Frage selbst - was "man" fühlt.
Wie empfindest du, wenn dir halb die Namen was sagen:
Abram, der
gewaltige Wunsch, ging aus von Haran, vom
Glühen. Sari,
Dirigieren, hatte er mit sich, auch Lot,
Verbergen oder Zurückhalten. Aber leider war Dirigieren unfruchtbar. So kam Abram, der große Wunsch zu Hagar, um sich zu vermehren. Von Hagar, bleiben, wurde Ismael geboren. Darin steckt das Wort [schmoa] hören. Aber Hagar (anfeinden, ein- oder auswandern) musste fliehen, mitsamt Ismael, der schließlich in der Wüste fast verdurstete.
Sicher empfindest du das lebendig, persönlich, jeder Situation angepasst, in Erinnerung an (hoffentlich) bekannte Historik, mit Wissen wohin was führt - und dem Wunsch alles richtig zu machen.
In der Antike las man nicht nur die Bibel, man hatte auch Historiker. Sie erklärten die Wanderungen. Von den Karpaten, dem Balkan aus, wo das älteste Volk der Erde wohnte, gingen Wanderwellen nach Osten, auch nach Norden. Die rechneten größere Zeiträume. Die Flut überlebte ein Mann aus dem 11. Geschlecht. Er wanderte als Lehrer durch zahlreiche Gegenden. Haran, an einer der wichtigen Handelsroute gelegen und schon sehr früh besiedelt, spielte mehrmals wichtige Rollen in der Ausbildung, Recht, Astronomie, Handel, Politik und Organisation. Da ist eine lange Geschichte vieler Weltreiche - die dann nur ganz kurz gestreift wurde.
Wenn du die Literatur der Römerzeit liest, kannst du etwas von der "Tendenz" erfahren, wie nun die Redekunst, Rechtswesen und vieles mehr "unbewusst" in anderer Weise gesagt wird.