Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#351 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 13:13

sven23 hat geschrieben:Könnte man nicht sogar sagen: Gott ist ein Placebo?
Das verteufelte daran ist, dass das für einige Menschen wirklich so ist. - Es gibt nichts, bei dem Irrtum und Wahrheit näher beieinander liegen können, als im Geistigen - gleich brillant tritt beides auf.

Salome23
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#352 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » So 7. Dez 2014, 13:22

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Könnte man nicht sogar sagen: Gott ist ein Placebo?
Das verteufelte daran ist, dass das für einige Menschen wirklich so ist. - Es gibt nichts, bei dem Irrtum und Wahrheit näher beieinander liegen können, als im Geistigen - gleich brillant tritt beides auf.
Wo liegt eigentlich das Problem?
Dem einen kann der Glaube an Gott eine Stütze sein, einem andren die Werke von Goethe, einem Kind kann der imaginäre Freund eine Hilfe sein (der versteht mich, der denkt ähnlich wie ich, mit dem kann ich über fast alles reden) usw.
Ich denk, das fast jeder so eine Art Krücke hat, die ihm hilft, einiges zu bewältigen oder was auch immer-auch wenns nur ein Placebo ist-was solls?
So lange es keinen Schaden verursacht-spricht doch nichts dagen-oder doch?

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sven23
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#353 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von sven23 » So 7. Dez 2014, 13:27

Pluto hat geschrieben:Nein. Das wäre mir zu platt.
Ob Gott real, oder nur ein Produkt menschlicher Fantasie ist, ist nicht der Punkt.
Allein der Gedanke an Gott kann sehr tröstlich wirken. Da gewinnt der alte Spruch "Im Schützengraben gibt es keine Atheisten" seine wahre Bedeutung.

Der Punkt ist aber, wenn Gott tatsächlich nur ein Produkt menschlicher Fantasie ist, dann ist er ein Placebo.
Muß ja an sich nichts Schlimmes sein, wie Salome richtig bemerkt. Wenns hilft, warum nicht?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#354 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 15:08

Salome23 hat geschrieben:So lange es keinen Schaden verursacht-spricht doch nichts dagen-oder doch?
Das wäre so der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich Christen und Agnostiker einigen könnten.

sven23 hat geschrieben:Der Punkt ist aber, wenn Gott tatsächlich nur ein Produkt menschlicher Fantasie ist, dann ist er ein Placebo.
WENN es so ist, ja. Diesen Fall kann der Christ nicht ausschließen - wie der Agnostiker umgekehrt den anderen Fall nicht ausschließen kann. - Beides ist nicht falsifizierbar.

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sven23
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#355 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von sven23 » So 7. Dez 2014, 15:23

closs hat geschrieben:WENN es so ist, ja. Diesen Fall kann der Christ nicht ausschließen - wie der Agnostiker umgekehrt den anderen Fall nicht ausschließen kann. - Beides ist nicht falsifizierbar.

Man könnte sich ja auch mal ernsthaft fragen, warum dieser omnipotente Schöpfer des gesamten Universums so völlig verstummt ist. Was hindert ihn daran, sich seinen Geschöpfen zu offenbaren?
Gemäß dem guten alten Ockham gäbe es da eine relativ einfache Antwort, die alles erklären würde. ;)
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#356 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 15:35

sven23 hat geschrieben:Man könnte sich ja auch mal ernsthaft fragen, warum dieser omnipotente Schöpfer des gesamten Universums so völlig verstummt ist.
Ist er das? - Mach mal eine Umfrage bei Christen.

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sven23
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#357 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von sven23 » So 7. Dez 2014, 15:53

closs hat geschrieben:Ist er das? - Mach mal eine Umfrage bei Christen.

Was du meinst, spielt sich nur in der Fantasie einiger ab. Man könnte es auch als Einbildung interpretieren. Ich spreche aber von sichtbaren, nachvollziehbaren, harten Beweisen. Das sollte für einen omnipotenten Schöpfer doch kein Problem sein.
Warum muß man sich da immer auf Krümelsuche begeben und wenn man glaubt, einen Krümel gefunden zu haben, sich auch noch einreden, einen ganzen Kuchen gefunden zu haben?
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#358 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 16:44

sven23 hat geschrieben:Ich spreche aber von sichtbaren, nachvollziehbaren, harten Beweisen.
Gäbe es "harte Beweise", würde jeder mitschreiben, ohne etwas zu kapieren. - Die Gesellschaft würde sich danach ausrichten und man würde einer "Wahrheit" folgen, die man nicht verstehen muss.

So ähnlich war es übrigens im AT. - Man ging damals davon aus, dass der jeweilige Volks-Gott eine "harte Realität" war, hat sich dann auf dem Berg Karmel das Spiel "Jahwe gegen Baal" (= Bayern gegen Dortmund) angeguckt und nach dem Sieg Jahwes gesagt "Jahwe ist Gott" (= Bayern ist Meister). - Verstanden hat man so gut wie nichts, da es bei den meisten keinen innerlichen Bezug gab (wie bei Hiob). - Mit anderen Worten: Inneren Bezug muss man sich erwerben - Selbst-Bewusstsein geht nur über Selbst-Entwicklung, zu denen mitschreibbare "harte Beweise" nichts beitragen.

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sven23
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#359 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von sven23 » So 7. Dez 2014, 17:04

closs hat geschrieben:Gäbe es "harte Beweise", würde jeder mitschreiben, ohne etwas zu kapieren. - Die Gesellschaft würde sich danach ausrichten und man würde einer "Wahrheit" folgen, die man nicht verstehen muss.

Das sind Ausreden. Es gäbe immer noch genug Erkenntnisarbeit zu leisten auf allen Gebieten. Daran würde sich ja nichts ändern.

closs hat geschrieben: So ähnlich war es übrigens im AT. - Man ging damals davon aus, dass der jeweilige Volks-Gott eine "harte Realität" war, hat sich dann auf dem Berg Karmel das Spiel "Jahwe gegen Baal" (= Bayern gegen Dortmund) angeguckt und nach dem Sieg Jahwes gesagt "Jahwe ist Gott" (= Bayern ist Meister). - Verstanden hat man so gut wie nichts, da es bei den meisten keinen innerlichen Bezug gab (wie bei Hiob). - Mit anderen Worten: Inneren Bezug muss man sich erwerben - Selbst-Bewusstsein geht nur über Selbst-Entwicklung, zu denen mitschreibbare "harte Beweise" nichts beitragen.

Das sind Ausweichargumente. Du weißt doch genau so gut, daß alle Götter auf Fantasie beruhen und
Jahwe vs. Baal eine mythologische Erzählung ist.
Wenn es diesen omnipotenten Gott gibt, könnte er sich ja mal ausnahmsweise dazu bequemen, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Ist das wirklich zu viel verlangt?
Komisch ist nur, daß das in biblischen Zeiten kein Problem war, glaubt man den Bibelschreibern. Aber ich vermute, die Faktenlage war damals genau so dünn wie heute.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#360 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 17:30

sven23 hat geschrieben:Das sind Ausreden.
SChau Dir die heutigen Götzen wie "Leistungsgesellschaft", "Selbst-Verwirklichung", etc. an - wird da von der Masse hinterfragt? - Diejenigen, die hinterfragen, sind diejenigen, die immer hinterfragen. Dazu braucht man nicht das, was Du "harte Fakten" nennst, weil dieses Hinterfragen auf Substanz ausgelegt ist und nicht auf "methodisch gesichert oder nicht".

sven23 hat geschrieben:Du weißt doch genau so gut, daß alle Götter auf Fantasie beruhen
Nein - Gottesbilder sind Versuche, als real Vermutetes und Empfundenes darzustellen.

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