Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Rund um Bibel und Glaube
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Christof
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#21 Re: Verleumdung

Beitrag von Christof » Mi 3. Dez 2014, 21:53

Lena hat geschrieben:Wenn aber der Richter und Erschaffer des Menschen, der jeden Gedanken, jedes Wort, jede Tat und jeden Beweggrund kennt und das Unrecht das vielleicht nie aufgedeckt und nie angesprochen wurde, eines Tages offenlegt, ja dann..... gibt es ein grosses Geschrei....

Danke für diesen Gedanken, liebe Lena. Genau dies alles wird auch berücksichtigt. Übrigens wird bei uns das Wort "richten" auch verwendet im Sinne von "wiederherstellen". Wenn man also ein Auto "richtet", dann repariert man es so dass es dann wieder in Ordnung ist. Und so wird es einen großen Unterschied machen, ob z.B. jemand gestohlen hat, weil er Hunger hatte oder ob eine ähnliche Tat aus reiner Habgier erfolgte. Worauf wohl besonders geachtet wird, ist wie man sich gegenüber seinen Mitmenschen verhalten hat. In der Bibel steht, dass jeder Nichtchrist nach seinen Werken beurteilt wird. So kommt also der "brave" Mann von der Straße, der so gut wie nie etwas Böses gemacht hat, noch ganz gut weg. An eine Hölle für allen Ungläubigen glaube ich nicht! Ich glaube an einen liebevollen und verständnisvollen Gott...

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Christof
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closs
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#22 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von closs » Mi 3. Dez 2014, 23:43

Salome23 hat geschrieben:richten bedeutet aber ebenso: ein Urteil über jemanden fällen
Ja - das ist halt der Doppelsinn: a) Urteil fällen b) etwas her-richten.

Verstanden wird es wertend in der Exegese per a) - übersetzt wird es von Buber mit b). - Gemeint ist es meines Erachtens im Sinne von a) und b): Der Arzt fällt ein Urteil über das, was er vorfindet (Diagnose) - und richtet es gleich (Therapie).

Salome23 hat geschrieben:Ebenso Gott als ein Richter
Das steht so da, wird aber meines Erachtens kontaminiert ausgelegt - möglicherweise seit Jahrhunderten.

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Savonlinna
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#23 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von Savonlinna » Do 4. Dez 2014, 01:35

Die Frage ist dann aber, warum es seit Jahrhunderten so ausgelegt wird.
Ich glaube: Weil der Mensch gerne richtet. Und wenn dann noch ein Gott der Oberrichter ist, dann geht man mit fliegenden Fahnen zu ihm über.

Was für eine Verirrung, in meinen Augen. Es gibt andere Gottesbilder, die frei von Moralischem sind. Frei von dem Bedürfnis, andere zu bewerten. Und auch nicht ihrem Gott die Eigenschaft zuschreiben, dass er jeden Menschen in die Waagschale wirft. Und auch nicht den Menschen irgendwie "herrichtet".

Salome23
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#24 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von Salome23 » Do 4. Dez 2014, 01:53

closs hat geschrieben: Verstanden wird es wertend in der Exegese per a) - übersetzt wird es von Buber mit b). - Gemeint ist es meines Erachtens im Sinne von a) und b): Der Arzt fällt ein Urteil über das, was er vorfindet (Diagnose) - und richtet es gleich (Therapie).
Die Guten ins Töpfchen-die Schlechten ins Kröpfchen = richterlicher Beschluss <-- ist aber nicht in dem Sinne gemeint , wie du es hier darstellst... ;)
Da wird nämlich zuerst diagnostiziert und dann ein endgültiger Beschluss gefasst (das Urteil ist gefallen) und nicht therapiert. 8-)

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Savonlinna
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#25 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von Savonlinna » Do 4. Dez 2014, 02:06

Die Katholiken sagen aber tatsächlich, dass das Fegefeuer alles Negative im Menschen zerstören soll, damit der Mensch danach in die Herrlichkeit Gottes eingehen kann. Das ist keine Strafe, sondern Läuterung. Man wird dadurch rein. Also dann doch wie eine Art Therapie.

Diese Läuterung ist dann eben auch nur vorübergehend; die protestantische Variante - die nur noch bei Evangelikalen oder Ähnlichem wiedererweckt worden ist - sieht das nicht als Läuterung, sondern als ewige Bestrafung, die nie aufhört.

Darum denke ich, die Phantasien, die für die verschiedenen Varianten verantwortlich sind, sind schon nicht ohne und sagen viel über den Menschen, der das eine oder das andere bevorzugt.

michaelit
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#26 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von michaelit » Do 4. Dez 2014, 06:32

Das Recht ist ja eigentlich etwas Gutes. Daß ich etwa wegen meiner Schizophrenie eine Rente beziehen kann ist wegen dem deutschen Sozialrecht möglich. Sonst sähe es mau aus bei mir. Und Richter in dem Sinne ist der Staat er meinem Recht zur Geltung verhilft. Also Recht und Gericht braucht man schon. Nur bei Gott sollte wohl Freiheit von Gericht sein, so daß man sich nicht ständig zu beobachten braucht ob man etwas Falsches getan hat. Mein Gott ist mein Vater, aber nicht mein strenger Richter. Und Jesus sagt ja auch, Gott richtet gar nicht.

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#27 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von Rembremerding » Do 4. Dez 2014, 09:51

Hallo und einen schönen Tag an alle Foristen! :)

Richten bedeutet auch das Recht, die Gerechtigkeit wieder herzustellen, den geraden Weg wieder aufzunehmen. Deshalb sind selbstgerechte Menschen (Christen!) die hässlichsten Menschen, die es gibt. Sie meinen besser, gerechter, als andere zu sein und brauchen deshalb auch nicht mehr die Vergebung und das Gericht des Herrn. Christus Jesus hatte mit diesen Selbstgerechten die meisten Probleme, denn sie richten sich selbst, nach Menschenmaß und deshalb ohne Liebe, auch im Jenseits, darum ist die Hölle ein solch schrecklicher Ort. Das Gericht Gottes ist nur für jene eine Strafe, die sich selbst richten wollen.

Wenn Gott also einmal richtet, dann dürfen wir alle froh darüber sein, denn er richtet nach seiner Gerechtigkeit, nicht nach seiner Barmherzigkeit! Dies ist immens wichtig für unser Christenleben, sonst neigen wir dazu Gottes Liebe verdienen zu wollen durch Taten. Gott will nicht Menschen, die niemals versagen, sondern Menschen, die in ihrem Versagen zu ihm kommen.

So gut wie jeder Christ wird auf die Frage, ob er Gott liebt, mit einem Ja antworten. Doch wie geht denn das, einen Geist zu lieben? Menschen kann man anfassen, mit ihnen reden, es ist leichter sie zu lieben, aber Gott? Für viele Menschen ist dies eines der Haupthindernisse an einen Gott zu glauben. Wie soll man "Geist" lieben"?
Dabei geht es gar nicht in erster Linie darum Gott zu lieben, sondern Gottes Liebe zu empfangen und dann weiterzugeben, wie uns Johannes in seinem 1. Brief schreibt. Johannes sagt von sich auch, er sei der Jünger, den der Herr liebte. Wirkt das nicht arrogant? Im Gegenteil, das ist die eigentliche Lehre: Gottes Liebe kann nicht verdient werden, sie ist.

Was wird Gott also einmal an uns richten?
Die Bereitschaft an seine Liebe geglaubt zu haben. Deshalb sind jene, die sich im Dasein bereits selbstgerecht richteten einmal nicht fähig in Gottes Liebe bestehen zu können. Sie würden sich vergewaltigt fühlen, eine regelrechte Abscheu davor haben, denn sie genügen sich selbst
Doch auch sie liebt Gott, wie beim Gleichnis vom verlorenen Sohn: Dort lässt der Sohn sich sein Erbe ausbezahlen, für ihn ist der Vater (Gott) also bereits tot. Der Vater liebt aber seinen Sohn, er weiß, dass er alles verprassen wird, aber er gibt ihm, was er verlangt, lässt ihn gehen.
So werden auch in der Hölle all jene sein, für die Gott tot war, die im Leben nicht umkehren konnten, denen es bei den Schweinen gefiel. Der Vater hatte jeden Tag im Dasein nach ihnen Ausschau gehalten, aber er ging ihnen nicht zu den Schweinen nach, denn sie mussten selbst zu ihm zurück wollen, bereit sein, seine Liebe empfangen zu wollen.

Bist Du bereit von Gott geliebt zu werden?

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closs
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#28 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von closs » Do 4. Dez 2014, 10:38

Savonlinna hat geschrieben:Die Frage ist dann aber, warum es seit Jahrhunderten so ausgelegt wird. Ich glaube: Weil der Mensch gerne richtet. Und wenn dann noch ein Gott der Oberrichter ist, dann geht man mit fliegenden Fahnen zu ihm über.
Sehe ich ganz genauso - hier wird aus meiner Sicht Feuerbach wirksam: Gott als Projektion menschlicher Wünsche.

Savonlinna hat geschrieben:Die Katholiken sagen aber tatsächlich, dass das Fegefeuer alles Negative im Menschen zerstören soll, damit der Mensch danach in die Herrlichkeit Gottes eingehen kann.
Richtig - wobei die RKK nicht (offiziell) die Allversöhnung propagiert. - Aber warte mal noch 500 Jahre ... ;)

Salome23 hat geschrieben:Da wird nämlich zuerst diagnostiziert und dann ein endgültiger Beschluss gefasst (das Urteil ist gefallen) und nicht therapiert.
Stimmt - das ist genau, wofür aus meiner Sicht der Mensch verantwortlich ist.

Lena
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#29 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von Lena » Do 4. Dez 2014, 11:02

Jesus hat das einmal gesagt:

Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!
Mat. 25,41


Es steht in der Bibel. Wie gehe ich damit um? Wie soll ich das verstehen? Es passt nicht zu der Feindesliebe. So denke ich. Und dann versuche ich es so zu deuten das mein Herz ruhig wird. Lese von Menschen die diesen Vers auslassen oder umdeuten. Weil so wie es da steht, ist es unvorstellbar, entsetzlich...Doch es steht da geschrieben :shock:.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Lena
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#30 Re: Die Bedeutung von, "Gott richtet"

Beitrag von Lena » Do 4. Dez 2014, 11:09

michaelit hat geschrieben: Also Recht und Gericht braucht man schon.

Das Unrecht in der Welt hört nicht auf. Trotz Gerichten, Strafen, Gefängnis, Hilfen auf allen Gebieten, Bildung usw. Schon oft habe ich die Frage gestellt und niemals beantwortet bekommen: Wollt ihr so für immer weiterleben.... müssen? So, wie es heute in der Welt aussieht und es immer gewesen ist? Wollt ihr das wirklich? Wäre nicht das die Hölle? Ein ewiges brennen in Greueltaten von Machtmenschen? Wer hat eine Lösung? Eine echte die auch hält was sie verspricht? Wir Menschen finden keinen Weg. Wir haben ihn nie gefunden. Weiter hoffen? Wenn es Gott gibt und ich glaube daran - was soll Er tun? Was soll Er mit Menschen tun die nicht wollen? Die einfach nicht sich ändern wollen und ihre Mitmenschen lieben?
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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