Paßt der Islam zu Deutschland?

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Pluto
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#121 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Pluto » Di 2. Dez 2014, 12:23

closs hat geschrieben:Und auf dieser substantiellen Ebene ist es eben genauso barbarisch, ob man jemand terroristisch enthauptet oder rechtsstaatlich auf den elektrischen Stuhl setzt - ob man terroristisch foltert oder rechtsstaatlich Drowning macht - von der Auslieferung an ausländische Geheimdienste zur Folterung ganz abgesehen, weil es das eigene Rechtssystem nicht hergibt (gab es auch) - oder Guantanamo einrichten, weil man dort in Übereinstimmung mit dem eigenen Rechstssystem eben dieses brechen kann.
Allerdings sollte man Guantanamo oder Abu Ghraib nicht als Basis heranziehen, um die Taten der ISIS zu verharmlosen. Das hieße den Teufel mit dem Beelzebub zu rechtfertigen.
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closs
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#122 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » Di 2. Dez 2014, 13:23

sven23 hat geschrieben:Aber gerade die fehlende Trennung von Kirche und Staat ist doch eines der Hauptprobleme des Islam.
Korrekt. - Eine Religion hat keinen Staat zu machen.

Pluto hat geschrieben:Allerdings sollte man Guantanamo oder Abu Ghraib nicht als Basis heranziehen, um die Taten der ISIS zu verharmlosen. Das hieße den Teufel mit dem Beelzebub zu rechtfertigen.
Auch korrekt. - ISIS ist, wie sie ist und wird durch Vergleiche weder schlechter noch besser. - Es wäre jedoch angebracht, dass man umgekehrt staatsrechtlich gedeckte Barbareien auf eine ähnliche Ebene stellt - Barbarei wird nicht dadurch keine Barbarei, dass man sie legalisiert.

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sven23
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#123 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Fr 5. Dez 2014, 12:36

closs hat geschrieben:Auch korrekt. - ISIS ist, wie sie ist und wird durch Vergleiche weder schlechter noch besser. - Es wäre jedoch angebracht, dass man umgekehrt staatsrechtlich gedeckte Barbareien auf eine ähnliche Ebene stellt - Barbarei wird nicht dadurch keine Barbarei, dass man sie legalisiert.

ISIS kann man durch keine Vergleiche besser machen. Es ist die pure Barbarei, geboren aus religiösen Wahnvorstellungen.
Man kann das Phänomen auch nicht ausschließlich auf Schulversager und Bildungsverweigerer beschränken. Es gab auch schon viele Akademiker aus der Mittelschicht, die sich in die Luft gesprengt haben. Das ist ja gerade das Verstörende.
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#124 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Rembremerding » Fr 5. Dez 2014, 12:50

Es tut sich etwas innerhalb des Islam zur Vertreibung und dem Töten von Christen.

So ließt man in der Schlussbotschaft der Konferenz zum Thema Extremismus und Terrorismus, zu der am 3. und 4. Dezember auf Initiative der “al-Azhar”-Universität in Kairo 700 Delegierte, darunter auch Vertreter der christlichen Ostkirchen, aus insgesamt 120 Ländern zusammen gekommen waren:
“Wer Christen oder Gläubige anderer Religionen unter dem Vorwand der falschen Frömmigkeit angreift, der verstößt gegen die Lehren des Islam”
Das Dokument verurteilt jede Aktion als kriminell, die darauf abzielt Christen in den von islamistischen Gruppen kontrollierten Gebieten zur Auswanderung zu zwingen. Weiter heißt es im Text:
“Wir ermutigen Christen fest verwurzelt in ihren Heimatländern zu bleiben und dieser Welle des Terrorismus zu widerstehen, unter der wir alle leiden”.
Dschihadistische Gruppen, wie der Islamische Staat (IS) und “al Nusra” werden unmissverständlich als Gruppen bezeichnet, “die nichts mit dem Islam zu tun haben”. Weiter:
“Die Terrorisierung von Wehrlosen, der Mord an Unschuldigen und Übergriffe auf heilige Stätten sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit, den der Islam ausnahmslos verurteilt”.
Der Großimam der “Al Azhar-Universität”, Ahmed al Tayyeb, hatte in seiner Eröffnungsansprache allerdings auch Manöver des Westens angeprangert, “die darauf abzielen, sektiererischen und ethnische Spannungen zu nutzen”, um die Region des Nahen Ostens zu destabilisieren.

Die Azhar-Universität gilt als eine der beiden arabischen Körperschaften, welche die Lehre des Islam maßgebend mitbestimmen.

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sven23
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#125 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Fr 5. Dez 2014, 12:57

Rembremerding hat geschrieben: “Wer Christen oder Gläubige anderer Religionen unter dem Vorwand der falschen Frömmigkeit angreift, der verstößt gegen die Lehren des Islam”

Wobei der Gummiteil dieses Satzes die "falsche Frömmigkeit" ist. Was ist richtige und was ist falsche Frömmigkeit und wer entscheidet das?
Eine verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit wäre viel nützlicher.
Zuletzt geändert von sven23 am Fr 5. Dez 2014, 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
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#126 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Rembremerding » Fr 5. Dez 2014, 13:03

sven23 hat geschrieben:
Wobei der Gummiteil dieses Satzes die "falsche Frömmigkeit" ist. Was ist richtige und was ist falsche Frömmigkeit und wer entscheidet das?
Das ist mir auch aufgefallen. Nützlich ist aber, dass die beiden schlimmsten Terrororganisationen beim Namen genannt wurden. Damit wird auch deren Ideologie verurteilt.
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#127 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » Fr 5. Dez 2014, 13:57

sven23 hat geschrieben:ISIS kann man durch keine Vergleiche besser machen.
Es gibt gar nichts, was man durch Vergleiche besser oder schlechter machen kann.

sven23 hat geschrieben:Es gab auch schon viele Akademiker aus der Mittelschicht, die sich in die Luft gesprengt haben. Das ist ja gerade das Verstörende.
Das gilt auch für die Befürworter für Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl. - Was ist "besser"? :devil:

sven23 hat geschrieben:Was ist richtige und was ist falsche Frömmigkeit und wer entscheidet das?
Ist eigentlich wurscht - natürlich entscheidet das die jeweils "reine Lehre". - Aber in dem Moment, in dem man sagt, dass trotz Abweichung davon keiner angegriffen werden darf, weil dies dann gegen die Lehren des Islam verstößt, "ist" das doch de facto Religionsfreiheit.

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#128 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Fr 5. Dez 2014, 15:46

closs hat geschrieben:Es gibt gar nichts, was man durch Vergleiche besser oder schlechter machen kann.

Und warum dann wieder der relativierende Vergleich mit der Todesstrafe?
Es ist ja auch kein Zufall, daß gerade im amerikanischen Biblebelt die Zustimmung zur Todesstrafe am größten ist. Auch wenn ich gegen die Todesstrafe bin, sollte doch eine Differenzierung möglich sein. Hier ein in einem hoffentlich rechtsstaatlichen Verfahren überführter Mörder, dort Menschen, die auf barbarische Weise gesteinigt, enthauptet oder vergewaltigt werden, nur weil sie der "falschen" Religion angehören.
Das Schlimme ist, daß dies alles auch durch die Schriften gedeckt ist.

Sure 2, Vers 191: „Und erschlagt sie (die Ungläubigen), wo immer ihr auf sie stoßt...

Sure 4, Vers 89: „..... Nehmet aber keinen von ihnen zum Freund, ehe sie nicht auswanderten in Allahs Weg. Und so sie den Rücken kehren, so ergreifet sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet; und nehmet keinen von ihnen zum Freund oder Helfer".

Sure 8, Vers 12: „Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen werfe ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab".

und so weiter. (Ähnlichkeiten mit der Bibel sind wohl nicht zufällig)

closs hat geschrieben: Aber in dem Moment, in dem man sagt, dass trotz Abweichung davon keiner angegriffen werden darf, weil dies dann gegen die Lehren des Islam verstößt, "ist" das doch de facto Religionsfreiheit.

Wenn man den Koran als islamische Lehre versteht, dann verstöß es ja eben nicht gegen die Lehren (siehe obige Verse). Weil man sich aber nicht dazu durchringen kann, solche Stellen zu verwerfen, kommt es zu den bekannten exegetischen Eiertänzen, vergleichbar mit denen in der Bibel.
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#129 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Pluto » Fr 5. Dez 2014, 17:49

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was ist richtige und was ist falsche Frömmigkeit und wer entscheidet das?
Ist eigentlich wurscht
Hmm... ich weiß nicht ob das so wurscht ist.
Warum haben es dann 120 Volksvertreter so geschrieben? Meinten sie es deiner Meinung nach, nicht ernst?

closs hat geschrieben:Aber in dem Moment, in dem man sagt, dass trotz Abweichung davon keiner angegriffen werden darf, weil dies dann gegen die Lehren des Islam verstößt, "ist" das doch de facto Religionsfreiheit.
Ja. Aber sie vermochten vermutlich nicht über ihren eigen Schatten springen, und es direkt sagen.

Warum nicht (rhetorische Frage)
Weil es momentan in [d]vielen[/d] den meisten islamischen Ländern anderslautende Gesetze gibt, die der Religionsfreiheit wie wir es im Westen sehen, widersprechen. Da müsste man erst die Gesetze ändern.

Ich werde erst zufreiden sein, wenn diese Länder den Laizismus nach amerikanischem oder französichem Muster einführen.
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#130 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » Fr 5. Dez 2014, 19:38

sven23 hat geschrieben:Und warum dann wieder der relativierende Vergleich mit der Todesstrafe?
Wieso relativierend? - ISIS = ISIS = Barbarei. - Punkt. - Elektrischer Stuhl = elektrischer Stuhl = Barbarei. - Auch Punkt.

Was mich nur stört, ist die dissoziative Identitätsstörung, die beides auf substantiell unterschiedliche Ebenen setzén kann - Barbarei = keine Barbarei, wenn sie legal ist. - Der Mensch schafft es wirklich, durch Selbstblendung effektiv Gleiches komplett anders zu bewerten, wenn es in seine Weltanschauung passt.

sven23 hat geschrieben: Hier ein in einem hoffentlich rechtsstaatlichen Verfahren überführter Mörder, dort Menschen, die auf barbarische Weise gesteinigt, enthauptet oder vergewaltigt werden
Was ist der Unterschied zwischen rechtstaatlich gedeckter und rechtstaatlich nicht-gedeckter Barbarei?

sven23 hat geschrieben:Sure 2, Vers 191: „Und erschlagt sie (die Ungläubigen), wo immer ihr auf sie stoßt...
"Und mobbt sie (die Kommunisten in der McCarthy-Zeit), wo immer Ihr auf sie stoßt ..." - desselben Geistes Kinder.

sven23 hat geschrieben:Wenn man den Koran als islamische Lehre versteht, dann verstöß es ja eben nicht gegen die Lehren (siehe obige Verse).
Das scheinen die islamischen Gelehrten, die diese SChrift herausgegeben zu haben, anders zu sehen.

Pluto hat geschrieben:Meinten sie es deiner Meinung nach, nicht ernst?
Doch - sie scheinen ernst zu meinen, dass Menschen aufgrund anderer religiöser Ansichten als die des Korans nicht verfolgt werden dürfen - mir reicht das eigentlich.

Pluto hat geschrieben:Weil es momentan in vielen den meisten islamischen Ländern anderslautende Gesetze gibt, die der Religionsfreiheit wie wir es im Westen sehen, widersprechen.
Ja - das sind die Moslems in der Tat ein paar Jahrhunderte zurück.

Rein praktisch stehen die Leute in folgender Zwickmühle: Einerseits haben sie eine religiöse Tradition - andererseits können sie keine Alternative dazu erkennen, weil sie die westliche Wertwelt nicht ganz ohne Grund als dekadent begreifen. - Also müssten sie einen dritten Weg finden - wo wäre dieser?

Pluto hat geschrieben:Ich werde erst zufreiden sein, wenn diese Länder den Laizismus nach amerikanischem oder französichem Muster einführen.
Prinzipiell bin ich Deiner Meinung - das setzt aber voraus, dass der Mensch in der Lage ist, seine Werte-Vorstellungen vom Laizismus zu emanzipieren. - Ob das so schnell gehen kann, dass man von jetzt auf nachher eine religiöse Staats-Struktur aufgeben kann, wage ich zu bezweifeln.

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