Das nenne ich nicht säkularisiert, ich würde es Entwicklung von Bodenhaftung nennen. sie hat endlich gesellschaftliche Relevanz entwickelt.Savonlinna hat geschrieben:In den Siebziger Jahren - zu Zeiten der Studentenrevolten - war zumindest die Evangelische Kirche fast völlig säkularisiert. "Wir wollen hier auf Erden schon..." war der Titel eines Buches eines bekannten Theologen, von dem ich im Moment aber nicht mehr weiß, wer es war.
Da ging es nur noch um gesellschaftliche Fragen. Diese Christen lehnten ab, sich ein jenseitiges Reich Gottes vorzustellen, sondern wollten Gerechtigkeit hier und jetzt. Und zwar, indem sie daran mitarbeiteten.
Der totalitäre Gott.
#31 Re: Der totalitäre Gott.
- Savonlinna
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#32 Re: Der totalitäre Gott.
Könntest Du vielleicht - trotz des großgeschriebenen "IMO" - begründen, warum es "völlig in Ordnung ist", sich von der Homosexualität "zu distanzieren"?Pluto hat geschrieben:Es ist IMO völlig in Ordnung, sich von HS zu distanzieren (das tue ich auch).
Und wovon genau distanziert man sich da? Kann man sich vom Weiblichsein distanzieren, kann man sich vom Baumsein distanzieren oder vom Rothaarigsein? Und wie sieht so etwas aus?
Hier erwarte ich von Christen, dass sie sich klar und deutlich von der Auslegung distanzieren, dass die Paulus-Stelle "Gottes Wort" sei. Ansonsten machen sie sich mitschuldig an der Diffamierung homosexueller Menschen.Hemul hat geschrieben:Wie auch immer du das als Agnostiker sehen magst, es ist für Gott nicht relevant. Für mich pers. gilt seine Ansicht diesbezgl. die er in Römer 1:24-27 wie folgt aufzeigt:Pluto hat geschrieben: andere Leute wegen einer Neigung zum gleichen Geschlecht zu diffamieren, sie als irgendwie krank oder minderwerig hinzustellen und ihnen Sünde zu unterstellen, halte ich für absurd. Da sage ich STOPP.
24 Darum hat Gott sie den Begierden ihrer Herzen ausgeliefert; er hat sie ihrer Unsittlichkeit preisgegeben, sodass sie ihre eigenen Körper schändeten. 25 Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge. Sie beteten die Geschöpfe an und verehrten sie anstelle des Schöpfers, der doch für immer und ewig zu preisen ist. Amen! 26 Darum hat Gott sie entehrenden Leidenschaften ausgeliefert. Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen, 27 und ihre Männer machten es genauso. Sie gaben den natürlichen Verkehr mit den Frauen auf und wurden von wildem Verlangen zueinander gepackt. Männer trieben es schamlos mit Männern. So empfingen sie den gebührenden Lohn für ihre Verirrung an sich selbst.
De facto distanzieren tun sich diejenigen Pfarrer, die homosexuelle Paare vor dem Altar trauen. Und das geschieht. Und es geschieht sogar teilweise ohne Akzeptanz einer Gemeinde oder Kirche. Das nennt man dann Zivilcourage.
Die EKD eiert zwar noch immer rum, aber es ist ein Fortschritt zu beobachten.
Es genügt in meinen Augen nicht, zu sagen, dass der Mensch nicht richten soll. Das kann noch immer implizieren, dass man bestätigt, dass durch Paulus Gott selber spricht.
Und das ist absolut unerträglich.
Die fundamentalen Christen-Kritiker bekommen dann nämlich Wasser auf die Mühlen und können weiterhin behaupten, dass "Gott totalitär" sei.
Statt dass man trennt: der Mensch, der solche Gottesbilder verkündet, hat totalitäre Bedürfnisse.
Genau das ist die richtige Fragestellung.sven23 hat geschrieben:Hat Gott bei der Schöpfung einen Fehler gemacht, als er dem Menschen die Veranlagung zu HS mitgab?
Aber lieber schreiben einige - de facto - "Gott" diesen Fehler zu als sich von Paulus zu distanzieren, und von der Mose-Stelle auch.
Zuletzt geändert von Savonlinna am So 30. Nov 2014, 10:57, insgesamt 1-mal geändert.
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#33 Re: Der totalitäre Gott.
Einverstanden.Janina hat geschrieben:Das nenne ich nicht säkularisiert, ich würde es Entwicklung von Bodenhaftung nennen. sie hat endlich gesellschaftliche Relevanz entwickelt.Savonlinna hat geschrieben:In den Siebziger Jahren - zu Zeiten der Studentenrevolten - war zumindest die Evangelische Kirche fast völlig säkularisiert. "Wir wollen hier auf Erden schon..." war der Titel eines Buches eines bekannten Theologen, von dem ich im Moment aber nicht mehr weiß, wer es war.
Da ging es nur noch um gesellschaftliche Fragen. Diese Christen lehnten ab, sich ein jenseitiges Reich Gottes vorzustellen, sondern wollten Gerechtigkeit hier und jetzt. Und zwar, indem sie daran mitarbeiteten.
#34 Re: Der totalitäre Gott.
Um es wieder mal sehr generalisiert zu sagen: Der Fall in die Dialektik bringt Varianten mit sich, die es im Heilen nicht gibt.sven23 hat geschrieben:Hat Gott bei der Schöpfung einen Fehler gemacht, als er dem Menschen die Veranlagung zu HS mitgab?
#35 Re: Der totalitäre Gott.
Was zeigt, dass sie noch weit weg sind von der Eigen-Erkenntnis - da ist das Christentum vom Ansatz her viel weiter. - Aber auch: Viele christliche Glaubensgemeinschaften sind irgendwo zwischendrin steckengeblieben.sven23 hat geschrieben:Nein - die Bibel soll nicht auswendig lernbar sein - sie soll erschlossen werden - "Erwirb es, um es zu besitzen".closs hat geschrieben:Das wär schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
sven hat geschrieben:Gerade das tun sie doch in Koranschulen.
#36 Re: Der totalitäre Gott.
Vorsicht - man könnte im Glashaus sitzen.sven23 hat geschrieben:Ich denke, da ist was Wahres dran, aber nicht auf den Islam beschränkt. Denkt man an Adolf Hitler, den die Propaganda als Retter und Heilsbringer stilisierte, kann man die Parallelen deutlich erkennen.
Die heutigen Heilsbringer heißen "Gendering", "Entfamiliarisierung", "De-Spiritualisierung" - das klingt harmlos, trägt aber ebenfalls ein nachhaltiges Gift in sich. - Die Wahrheit könnte sein, dass weder der Islam oder das Christentum oder die säkulare Gesellschaft gut oder böse sind, sondern dass man alles gut oder böse machen kann.
#37 Re: Der totalitäre Gott.
So einfach ist es nicht. - Es ist nun mal ein Unterschied, ob man die Grundlage der Sexualität in der Wieder-Schöpfung sieht (was nicht heisst, dass jeder Schuss ein Treffer sein muss), oder ob man die Grundlage in der bilateralen Beglückung sieht. - Man kann beides sehen - nur das erste ist christlich.Savonlinna hat geschrieben:Hier erwarte ich von Christen, dass sie sich klar und deutlich von der Auslegung distanzieren, dass die Paulus-Stelle "Gottes Wort" sei. Ansonsten machen sie sich mitschuldig an der Diffamierung homosexueller Menschen.
Diffamieren muss man Homosexuelle deshalb nicht (wir haben auch homosexuelle Bekannte, die das zu hören bekommen, soweit sie geistig interessiert sind) - und vor allem: Die Kirche tut es ja auch nicht - jeder Homosexuelle ist in der Kirche willkommen - und zwar nicht erst seit Franziskus, auch von Benedikt gibt es deutlichste Einladungen dazu. - Homosexualität wird in der Kirche (von ein paar Deppen abgesehen) als Veranlagung gesehen, die nicht abwendbar ist. Allerdings sagt dann die Kirche, man müsse zölibatär leben - wie auch Heterosexuelle, die nicht das Sakrament der Ehe (= prinzipieller Familienwunsch) eingehen wollen - insofern keine Sonderbehandlung für Homosexuelle.
Das hat nur sekundär etwas mit Zivilcourage zu tun - in erster Linie ist es Ausdruck der Unverständnisses der eigenen Religion und ihrer geistigen Inhalte.Savonlinna hat geschrieben:De facto distanzieren tun sich diejenigen Pfarrer, die homosexuelle Paare vor dem Altar trauen. Und das geschieht. Und es geschieht sogar teilweise ohne Akzeptanz einer Gemeinde oder Kirche. Das nennt man dann Zivilcourage.
Jetzt kommt viel durcheinander - und das hat sicherlich damit zu tun, dass die geistigen Grundlagen des Christentums nicht verstanden werden. - "Totalitär" ist eigentlich nur, wenn man Richtlinien befolgt, die man nicht verstanden hat - das ist leider eher die Regel als die Ausnahme.Savonlinna hat geschrieben:Die fundamentalen Christen-Kritiker bekommen dann nämlich Wasser auf die Mühlen und können weiterhin behaupten, dass "Gott totalitär" sei.
Es ist KEIN Fehler Gottes, es ist EIN Kreuz von Millionen, das Menschen zu tragen haben. - Der eine ist homosexuell veranlagt, der andere ist promisk veranlagt, der andere ist geizig veranlagt, der andere ist mit Völlerei veranlagt, der andere mit falschem Stolz, etc. - das ist EINE Kategorie.Savonlinna hat geschrieben:Aber lieber schreiben einige - de facto - "Gott" diesen Fehler zu als sich von Paulus zu distanzieren
Nebenbei: Wäre ich homosexuell, würde ich möglicherweise auch ganz anders handeln als ich rede. - Aber genau das ist es doch: Da sind die Versuchungen/Zwänge des Alltags - dort ist die geistige Erkenntnis. - Beide stimmen in der Regel NICHT überein - das ist die lebenslange Spannung (die im übrigen NICHT auf Kosten der Lebensfreude geht).
Heute versucht man diese Spannung dadurch aufzulösen, dass man geistige Erkenntnisse eliminiert - wupps - und schon ist diese Spannung weg. - Und dann MUSS man in der Tat Gott totalitär finden - logisch unvermeidbar. - Also wo wollen wir jetzt etwas ändern: An Gott oder am Menschen?
#38 Re: Der totalitäre Gott.
closs hat geschrieben: Um es wieder mal sehr generalisiert zu sagen: Der Fall in die Dialektik bringt Varianten mit sich, die es im Heilen nicht gibt.
Ja, ja in der heilen Welt ist alles ganz anders. Nur ist die eine Illusion.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#39 Re: Der totalitäre Gott.
closs hat geschrieben: Die heutigen Heilsbringer heißen "Gendering", "Entfamiliarisierung", "De-Spiritualisierung" - das klingt harmlos, trägt aber ebenfalls ein nachhaltiges Gift in sich. - Die Wahrheit könnte sein, dass weder der Islam oder das Christentum oder die säkulare Gesellschaft gut oder böse sind, sondern dass man alles gut oder böse machen kann.
Immer noch 1000 mal besser als einem verbrecherischen Heilsbringer hinterher zu laufen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#40 Re: Der totalitäre Gott.
closs hat geschrieben:Und dann MUSS man in der Tat Gott totalitär finden - logisch unvermeidbar. - Also wo wollen wir jetzt etwas ändern: An Gott oder am Menschen?
Da man den Menschen nur schwer ändern kann, bleibt als logische Alternative nur, daß Gott sich ändern muß. Da Gott eine menschliche Projektion ist, sollte das kein Problem darstellen, man muß es nur wollen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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