Lena hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:
Aber wir wissen auch heute von Gott andere Dinge als vor 2000 Jahren und glauben auch anders als vor 2000 Jahren.
Was weisst Du mehr und was glaubst Du anders als die Propheten und Apostel?
Wie auch an anderer Stelle erläutert, ist der Glaube der Menschen - auch der Glaube der Propheten und Apostel - mit bestimmten Gottesbildern verquickt. In diese Gottesbilder sind die Erfahrungen der Zeit, der Kultur, der Weltsicht usw. eingearbeitet. Die, die die Texte der Bibel geschrieben haben, haben in ihren Beschreibungen diese Bilder benutzt und verarbeitet.
Wir leben in einer anderen Zeit und einer anderen Kultur. Unsere Erfahrungen sind anders. Also sind auch unsere Gottesbilder anders. Das meine ich, wenn ich sage, dass wir anders glauben.
Wir wissen auch mehr über uns und die Welt um uns. Das wird in diesen Bildern mit verarbeitet. Daher wissen wir mehr.
Beispiele:
1.)
Im AT wird Gott geschildert als absolutistischer, despotischer König mit Beratern, den man durch Opfer ruhig stellen muss (z.B. 1. Mose, Hiob). Konsequenz für die Menschen: Furcht und Ehrfurcht, eigentlich der dringende Wunsch, mit diesem Gott ja nicht in Berührung zu kommen, Entwicklung des Priestertums.
Schon im NT wandelt sich das Bild. Jesus betont Gott als Vater, als persönliche Figur für jeden Menschen. Das Christentum hat das lange Zeit vergessen und das Priestertum hochgehalten. Erst mit Luther dringt das "Priestertum aller Gläubigen" auch in die Gesellschaft vor.
Heute ist das Bild Gottes als absoluter Herrscher fast nicht mehr vermittelbar. Viele Menschen lehnen dieses Bild ab, weil die persönliche Freiheit ein wichtiges Gut geworden ist. Vermittelbar ist aber immer noch das Bild des Vaters.
2.)
Der Glaube an Gott war immer schon verquickt mit dem Glaube an das "nicht-natürliche", das "wunderbare". Die Vorstellung war (größtenteils), dass die Natur eben so vor sich hinläuft, aber wenn etwas nicht so läuft, wie normal, dann steckt Gott dahinter. Das sieht man sehr stark an den Wundern, mit denen sich die Propheten und auch Jesus legitimieren. Von Jesus werden ja sogar Wunder verlangt und die Krankenheilungen sind ein wesentliches Motiv der Menschen, Jesus tatsächlich für einen Gesandten Gottes zu halten.
Unser Wissen über die natürlichen Vorgänge hat sich stark vermehrt. Dinge die dereinst wunderbar erschienen, können wir jetzt natürlich erklären und verstehen. Die Meinung der Menschen, dass Gott nur im nicht-natürlichen wirkt hat dazu geführt, dass Gott zurückgedrängt wurde.
Daher bemüht sich der Großteil der Glaubenden heute, Gott auch in den alltäglichen, normalen Dingen zu sehen. Die Vorstellung, dass Gott auch im alltag vorhanden ist, greift wieder um sich. Auch wenn das fehlende Wissen um Naturwissenschaft die meisten Menschen hindert, eine klare trennlinie zu sehen.
3.) Der Glaube an Gott war auch immer verknüpft mit gesellschaftlichen Realitäten. Ein Punkt dabei war z.B. die Stellung der Frau und Struktur der Familie. Die jüdische und die römische Gesellschaft war patriarchalisch. Das kommt auch in den Glaubensaussagen heraus und hat z.B. die Sprüche von Paulus zu dem Thema zur Folge.
Diese Strukturen haben sich geändert. Familie ist heute etwas anderes und auch im Thema Gleichberechtigung sind wir weitergekommen. Viele Menschen wollen zurück zu den patriarchalischen Strukturen der Vergangenheit, aber wenn man ehrlich ist, dann merkt man, dass das eine sehr lieblose Einstellung ist (auch gegenüber dem Mann).
Also werden die entsprechenden Bibelstellen anders interpretiert, anders gelebt und anders verstanden.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.