Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
Lena
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#111 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Lena » Do 27. Nov 2014, 10:19

closs hat geschrieben:Was haltet Ihr von folgender Definition von Sein:
"Sein ist Realität unabhängig von Wahrnehmung"

Das tägliche Leben lehrt mich so.

Du bist Realität und bist das was Du bist. Punkt. Ich nehme von Dir schwarze Buchstaben wahr. Du bist aber viel mehr als das. Unabhängig von meiner Wahrnehmung bist Du was Du bist. Sogar wenn ich keine Zeichen Deiner Existenz hätte, wärst Du das was Du bist. Es ist sehr wenig was ich hier von Dir wahrnehme und ich glaube das hinter den Buchstaben ein Mensch steht. Die Spuren deuten darauf hin...

Gottes Spuren sind so vielfältig - wie Er Ist.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Salome23
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#112 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Do 27. Nov 2014, 13:54

Gottes Spuren sind so vielfältig - wie Er Ist.
Du musst ja erst mal eine Existenz Gottes(voraus) setzen um diese Spuren als die seinigen definieren zu können.
Du nimmst irgend etwas wahr und schreibst es dann diesem Gott zu, weil du es so glauben willst.

closs
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#113 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Do 27. Nov 2014, 15:30

Salome23 hat geschrieben:Du musst ja erst mal eine Existenz Gottes(voraus) setzen
Stimmt - kein Wahrnehmungs-System kommt ohne das aus. - Man sieht ein Geflecht an Hinweisen, zählt eins und eins zusammen (ob emotional oder intellektuell) und zieht daraus seine Schlussfolgerungen.

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Andreas
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#114 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Andreas » Do 27. Nov 2014, 16:04

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Du musst ja erst mal eine Existenz Gottes(voraus) setzen
Stimmt - kein Wahrnehmungs-System kommt ohne das aus. - Man sieht ein Geflecht an Hinweisen, zählt eins und eins zusammen (ob emotional oder intellektuell) und zieht daraus seine Schlussfolgerungen.
Das klingt ziemlich widersprüchlich. Was war denn nun zuerst? Die Wahrnehmung, Erfahrung (emotional oder intellektuell) oder die Voraus-Setzung (als Schlussfolgerung)?

closs
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#115 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Do 27. Nov 2014, 16:21

Andreas hat geschrieben:Die Wahrnehmung, Erfahrung (emotional oder intellektuell) oder die Voraus-Setzung (als Schlussfolgerung)?
Die Wahrnehmung/Erfahrung ist zuerst und veranlasst zu einem Denk-System, dessen Voraus-Setzungen man erkennt und festlegt.

Wenn man ausschließlich empfindet/erkennt, also dieses Empfinden und Erkennen nicht in ein System transferiert, bedarf es ja keiner Voraus-Setzungen. - Vielleicht sollte man hinzufügen: Gott selbst braucht keine Voraussetzungen - es ist unsere systematisierte Wahrnehmung, die welche braucht. - Funktioniert das?

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#116 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Andreas » Do 27. Nov 2014, 16:28

Für mich schon, für die Athis nicht.

Ich denke, das Problem liegt ganz woanders - in der Zielrichtung dieser beiden Systeme, nämlich im jeweiligen Nutzen für den Menschen. Es geht um unterschiedliche Fragestellungen und dem Menschen - so wie er ist - angemessene Antworten. Da spielt der Wahrheits-Gedanke keine so absolute Rolle, wie immer behauptet wird - von beiden Seiten.

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#117 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Do 27. Nov 2014, 17:06

closs hat geschrieben:Stimmt - kein Wahrnehmungs-System kommt ohne das aus. - Man sieht ein Geflecht an Hinweisen, zählt eins und eins zusammen (ob emotional oder intellektuell) und zieht daraus seine Schlussfolgerungen.
Das halte ich für ein Scheinargument.
Wie verhindert man, dass Manche aus den Hinweisen falsche Schlussfolgerungen ziehen?

Andreas hat geschrieben:Das klingt ziemlich widersprüchlich. Was war denn nun zuerst? Die Wahrnehmung, Erfahrung (emotional oder intellektuell) oder die Voraus-Setzung (als Schlussfolgerung)?
Ich versuchs mal...
1.) Emotion
2.) Wahrnehmung
3.) Imtellekt

Am Ende, die Schlussfolgerung
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#118 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Do 27. Nov 2014, 17:43

Pluto hat geschrieben:Wie verhindert man, dass Manche aus den Hinweisen falsche Schlussfolgerungen ziehen?
Kann man nicht - entweder jemand nimmt die richtige Spur auf oder nicht.

Andreas hat geschrieben: Es geht um unterschiedliche Fragestellungen und dem Menschen - so wie er ist - angemessene Antworten.
Das ist die praktische Linie - dann wäre der Mensch ein System-Wesen - letztlich reden wir dann von Utilitarismus.

Klingt einleuchtend, entspricht auch meiner Lebenserfahrung - wenn es da nicht Erkenntnis gäbe, die sich um Utilitarismus nicht schert, sondern für sich selbst steht. - Wenn DAS der entscheidende Punkt wäre, um (siehe anderer Thread) menschlichen Geist zu definieren, wäre dieser in seiner aktivierten Form wohl eine Ausnahmeersscheinung.

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#119 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Andreas » Do 27. Nov 2014, 23:45

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben: Es geht um unterschiedliche Fragestellungen und dem Menschen - so wie er ist - angemessene Antworten.
Das ist die praktische Linie - dann wäre der Mensch ein System-Wesen - letztlich reden wir dann von Utilitarismus.
Ich hatte das auf das Finden einer beiderseits akzeptablen Diskussionsbasis bezogen. Mich interessiert der Mensch und das, worin er lebt. Wissenschaft und Religion sind zwei Themenbereiche - es gibt weitere. Mit Materialisten kann man nicht über Religion sprechen, es sei denn man will zu der Erkenntnis kommen ein Spinner zu sein. Mehr ist da nicht zu holen.

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#120 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Fr 28. Nov 2014, 00:12

Andreas hat geschrieben: Mit Materialisten kann man nicht über Religion sprechen
Mir würde es schon reichen, dass man Sein als autonome Größe verstünde und sich davon überraschen lassen könnte, selbst wenn man es nicht objektivieren kann. - Allein diese Offenheit wäre ausreichend - Religion kommt viel später.

Es bringt mir trotzdem viel, weil mit bewusst wird, dass das, was ich als Denkspiele des 20.Jh. verstanden habe, todernst gemeint zu werden scheint. - Es macht weiterhin deutlich, wie fundamental unterschiedlich die Spezies Menschen denken kann - UND dann jeder doch wieder dem anderen ähnlich ist.

Es wird mir immer klarer, warum die ganz Großen Sätze wie "Ich weiss, dass ich nichts weiss" todernst sagen konnten und/oder sich in die Stille zurückgezogen haben - oder unter das einfache Volk gegangen sind, das sich im kleinen Kreis erfüllt hat. - Insofern wertvoll.

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