Was genau ist denn Geist?

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Savonlinna
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#381 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Di 25. Nov 2014, 15:37

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:"Sein ist Realität unabhängig von Wahrnehmung"
Lieber Don Quichote, der Begriff "Sein" (im Gegensatz zum "Dasein") wird von Vertretern materialistischer Weltanschauungen niemals akzeptiert, geschweige denn definiert werden. Die Begriffe "Realität" und "Wahrnehmung" werden von ihnen rein materialistisch begriffen. Wieso fällt es dir eigentlich so schwer, DAS wahrzunehmen?
Weil es falsch ist. Auch von Geisteswissenschaftlern wie mir - die den Materialismus ablehnen und für keine gute Weltanschauung halten - werden Definitionen, die rein weltanschaulich sind, aber Absolutheitsanspruch erheben, abgelehnt.

ThomasM
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#382 Re: Was genau ist denn Geist?

Beitrag von ThomasM » Di 25. Nov 2014, 15:46

Savonlinna hat geschrieben: Wir können nicht herausfinden, was "Geist" ist, weil der Begriff von Menschen erfunden wurde.

Wir können nur herausfinden - und auch das nur mit Mühe -, zu was die Menschen "Geist" sagen. Welche Erfahrungen, Wahrnehmungen und Erkenntnisse sie gehabt haben, das sie dann zu dem schon vorliegenden Begriff "Geist" greifen ließ.

Dass das, was sie erfahren, wahrgenommen, erkannt haben, eine Form von Realität hat, das ist meine Meinung. Wird es formuliert, verliert es allerdings immer schon ein bisschen an Authentizität, weil es sich einem Sprachsystem anpassen muss. Und selbst die Erfahrungen und inneren Wahrnehmungen selber sind schon geformt durch kulturelle Tradition.

Dennoch lässt sich ein Gespür für das entwickeln, was man als "Geist" wahrnimmt, und es lässt sich auch beschreiben.
Aber das kann man nur auf sich beziehen, im Grunde.
Der Forscher kann aber alles sammeln, was andere als Geist wahrnehmen.
Dazu braucht er eine Methode, sicher, aber keine vorgefasste Entscheidung.
Gut und sehr richtig formuliert, Savonlinna. :clap: :thumbup:
Ich würde es in zwei Punkten ergänzen.

1.) Wir müssen versuchen, das was wir unter dem Begriff vestehen, in Sprache zu formulieren, im Extremfall sogar in einer formalen Sprache, auch mit dem Bewusstsein, dass dabei etwas verloren geht.
Denn nur dadurch können wir in Kommunikation eintreten und uns mit den anderen kurzschließen.
Es ist auch hilfreich, noch zusätzlich eine Methode zu verwenden (=Wissenschaft), wobei die Wahl der Methode eine Vorentscheidung (sic! Pluto) darstellt, was und wie weit wir erkennen / wissen / formulieren können.

2.) Tatsächlich geht es uns mit allen Begriffen so. Bei Manchen (den gegenständlichen) ist es einfacher zu einem Konsens zu kommen. Bei wieder anderen ist der Konsenz Vereinbarung (Bezeichnung einer Farbe z.B.). Bei den problematischen werden wir vermutlich nie zu einem Konsens kommen, da zu viel dranhängt.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

closs
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#383 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Di 25. Nov 2014, 15:47

Andreas hat geschrieben:... wird im Sein niemand deiner Worte aus dem Dasein bedürfen - wozu auch?
Aber sie haben es dann wenigstens schonmal gehört. :geek: :lol:

closs
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#384 Re: Was genau ist denn Geist?

Beitrag von closs » Di 25. Nov 2014, 15:50

@ Thomas
Gäbe es in Deiner Auffassung so etwas wie "Heiliger Geist" als Existenz, oder stellst Du Dir ihn auch ausschließlich unter funktionalen Gesichtspunkten vor?

closs
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#385 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Di 25. Nov 2014, 16:00

Pluto hat geschrieben:Hast du dir schon mal überlegt, woher es das alles weiß?
Es "weiss" es nicht bewusst - das "macht" die Biologie - das müsste Dir doch eigentlich liegen!?!

Mir ist nicht klar, worauf Du rauswillst.

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Andreas
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#386 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Andreas » Di 25. Nov 2014, 16:05

Savonlinna hat geschrieben:Verstehe nicht genau Deine Frage.
Das hier ...
closs hat geschrieben:Was haltet Ihr von folgender Definition von Sein:
"Sein ist Realität unabhängig von Wahrnehmung"

Was haltet Ihr von folgender Definition von Heiliger Geist:
"Heiliger Geist ist Realität unabhängig von Wahrnehmung"

Was haltet Ihr von folgender Definition von menschlichem Geist:
"Menschlicher Geist ist Instrument, sich dem anzunähern, was unabhängig von Wahrnehmung "ist"
... geht nur auf christlicher Basis.

Theologie läuft im universitären Bereich zwar auch unter "Geisteswissenschaften" nimmt dort aber "irgendwie" eine Sonderstellung ein, die Kirchen gibts ja auch noch - und ein paar Menschen die an Gott glauben sollen auch noch irgendwo rumlaufen.

Samantha

#387 Re: Was genau ist denn Geist?

Beitrag von Samantha » Di 25. Nov 2014, 17:21

Pluto hat geschrieben:Woher kommt Geist? Wie ist er zeitgeschichtlich entstanden? Was war der Antrieb seiner Entwicklung? Wozu war Geist usprünglich da?
War/ist es nicht die Erhaltung der Gesundheit, die Abwehr von Gefahren, und die Erhaltung des Wohlseins des Organismus insgesamt?
Das Leben selbst ist auch im Tier und wird weiter gegeben - es ist aber nicht Geist. Aber kann Geist sich selbstständig aus dem Leben entwickeln? Tiere sind möglicherweise nur perfekte Automaten in fleischlicher Gestalt, die das Gleichgewicht der Natur erhalten können.
Wenn es Geistwesen/Engel gibt, die keinen Körper brauchen, ist unser Geist vielleicht zu schwach, um ohne Körper zu existieren, es sei denn, er hat Hilfe - wie bei Stargate die Antiker. :mrgreen:

Pluto
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#388 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Di 25. Nov 2014, 18:15

closs hat geschrieben:Neustart:
:thumbup:

closs hat geschrieben:Was haltet Ihr von folgender Definition von Sein:
"Sein ist Realität unabhängig von Wahrnehmung"

Was haltet Ihr von folgender Definition von Heiliger Geist:
"Heiliger Geist ist Realität unabhängig von Wahrnehmung"
Bei den ersten beiden Fragen überlasse ich den Gläubigen das Feld.

closs hat geschrieben:Was haltet Ihr von folgender Definition von menschlichem Geist:
"Menschlicher Geist ist Instrument, sich dem anzunähern, was unabhängig von Wahrnehmung "ist"
Das halte ich für eine viel zu enge und falsche Definition.

Ich sehe den menschlichen Geist als Prozess, dessen primäre Aufgabe es ist die Steuerung des menschlichen Organismus um sein Überleben zu sichern und sein Wohlsein zu erhalten. So gesehen dient dieser Prozess dem gesamte Organismus. Der Prozess umfasst alle Funktionen des Organismus, und deren Integration zu jedem Augenblick seiner Existenz. Der bewusste Teil funktioniert nach dem Prinzip eines "Films" in der ersten Person. Als sekundäre Nebenerscheinung dieses Prozesses kann der Geist kreativ wirken und steuert die sozialen Beziehungen des Menschen.

Viele spirituell denkende Menschen stellen den Geist sozusagen auf den Kopf und erkennen leider meist nur die letztgenannten nebensächlichen Aufgaben des Geistes. Dabei sind die körpersteuernden Funktionen die Hauptaufgaben, die wir Menschen alle von Geburt an beherrschen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#389 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Di 25. Nov 2014, 18:26

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hast du dir schon mal überlegt, woher es das alles weiß?
Es "weiss" es nicht bewusst - das "macht" die Biologie - das müsste Dir doch eigentlich liegen!?!
Spielt es eine Rolle, ob der Geist bewusst oder unbewusst steuert?
Viele Steuerungsvorgänge beginne im Unbewussten, und werden dann durch den geistigen Prozess bewusst. Einfache Beispiele sind Hunger und Durst. Aber auch komplexere Gedanken wie Wut, Hass, Freude oder Liebe beginnen möglicherweise im Unterbewusstsein auf Grund von körperlichen Veränderungen des Organismus.
Ein schönes Beispiel ist das (berühmte) Experiment von Benjamin Libet, mit dem er zeigen konnte, dass Bewegungen die auf einen visuellen Befehl hin ausgeführt wrden, bereits einige Zeit vor ihrer Ausführung im unterbewussten Geist beginnen. Weiterhin zeigte Libet, dass der Geist immer das "Vetorecht" hat, die Bewegung vor ihrer endgültigen Ausführung zu stoppen.

closs hat geschrieben:Mir ist nicht klar, worauf Du rauswillst.
Lies bitte auch meinen letzten Beitrag über die Definition des Geistes als Prozess, dessen primäre Aufgabe es ist, den Körper in seinem Überleben und Wohlempfinden zu lenken und zu dienen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#390 Re: Was genau ist denn Geist?

Beitrag von Pluto » Di 25. Nov 2014, 18:50

Samantha hat geschrieben:Das Leben selbst ist auch im Tier und wird weiter gegeben - es ist aber nicht Geist. Aber kann Geist sich selbstständig aus dem Leben entwickeln? Tiere sind möglicherweise nur perfekte Automaten in fleischlicher Gestalt, die das Gleichgewicht der Natur erhalten können.
Vorsicht!
Jedes Wesen mit einem zentralen Nervensystem besitzt die Rudimente des Geistes. Es ist nicht die Frage "ob", sondern "wieviel". Und ab einer gewissen Schwelle der Komplexität des Gehirns wird auch einem Tieren dieser Geist bewusst.

Samantha hat geschrieben:Wenn es Geistwesen/Engel gibt, die keinen Körper brauchen, ist unser Geist vielleicht zu schwach, um ohne Körper zu existieren, es sei denn, er hat Hilfe - wie bei Stargate die Antiker. :mrgreen:
Ja. Bei Stargate ist alles möglich, was sich der Skript-Autor und der Regisseur ausdenken.
Die menschliche Fantasie kennt keine Grenzen. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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