Kann Gott schuldig sein?

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Bastler
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#111 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Bastler » Sa 22. Nov 2014, 00:32

Das wäre meinem alten Herrn glatt zuzutrauen gewesen.
Aber aller Stolz hätte sein Leiden nicht gemindert.
Und im Falle Gottes wird im Neuen Testament nicht viel darauf eingegangen.

Vielleicht liegt das nicht daran, dass Gott nicht mitempfunden hätte und mitgelitten hätte, sondern an der Trantütigkeit der Evangelisten, die sich über dieses Thema keinen Zacken aus der Krone brechen wollten.
Ich sag Dir: Sollte es im Jenseits eine Begegnung zwischen mir und den Evangelisten geben, steht noch eine Art zweites Fegefeuer aus. Für die Evangelisten ganz sicher. Für mich sehr wahrscheinlich.

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Christof
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#112 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Christof » Sa 22. Nov 2014, 00:36

Ich sag Dir: Sollte es im Jenseits eine Begegnung zwischen mir und den Evangelisten geben, steht noch eine Art zweites Fegefeuer aus. Für die Evangelisten ganz sicher. Für mich sehr wahrscheinlich.
:lol:

Du bist einer der Wenigen, die mal fragen wie es denn Gott bei der Sache ging...
"Gott widersteht den Höchmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade."-1.Petr 5,5

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Bastler
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#113 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Bastler » Sa 22. Nov 2014, 00:48

Ich bin tatsächlich daran interessiert.

Ich stelle mir im Himmel eine große Leinwand für für das Public Viewing irdischer Vorgänge.
Und alle Himmelsbewohner haben doch sicherlich Pflicht gehabt, die Kreuzigung Jesu mit anzusehen.

Und da macht es für mich schon einen erheblichen Unterschied im Gottesbild,
ob Gott sich kaputt gelacht hat darüber, wie hier auf Erden sein Sohn sich zu Tod leidet,
oder ob er ganz cool - nur mit nüchternem, konstatierendem Interesse - zugeschaut hat,
oder ob er fix und fertig war.

Sonst werden noch all die versammelten Väter im Jüngsten Gericht über Gott Gericht halten.
Und dann sagen:
"Mein lieber Gott!
In punkto Mitgefühl mit Deinem Sohn
kannst Du Dir aber von uns ein paar Scheiben abschneiden.

Hast Du vielleicht eine Ahnung,
was wir Väter
im Angesicht des Schicksals unserer Söhne mitgemacht haben?

Kannst Du Dir vorstellen,
welche Qualen wir durchgemacht haben,
als man unsere Kinder missachtet und misshandelt hat?"

Ich habe ein sehr lebendiges Kopfkino. Diese Szene könnte ich so drastisch ausdehnen, dass man sie für die schlimmste Gotteslästerung halten würde.

Und falls Gott Vater tatsächlich nicht mit seinem Sohn mitgelitten hat,
werde ich mich (sollte ich postmortal nur ein wenig demjenigen ähneln, der heute prämortal als Bastler lebt) ganz sicher nicht zurückhalten können.
Selbst, wenn es die Hölle kosten sollte.
Wenn Gott keine Authentizität verträgt,
dann soll er sich ...
ach, ich mach jetzt hier besser nicht weiter.

closs
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#114 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von closs » Sa 22. Nov 2014, 01:00

Magdalena61 hat geschrieben: WER trägt die Verantwortung dafür, wenn Menschen sündigen?
Dass sie überhaupt sündigen KÖNNEN, liegt in der Verantwortung Gottes. - Das Sündigen selbst liegt NICHT in der Verantwortung Gottes.

Im übrigen: Warum sollte es eigentlich wichtig sein, ob der Mensch Verantwortung dafür trägt oder nicht? - Kann man es nicht einfach phänomenologisch deuten - in dem Sinne, dass der Mensch im Spannungsfeld zwischen gut und böse fehlen muss und sogar soll, um über Fehlleistungen den richtigen Weg zu erkennen?

Magdalena61 hat geschrieben:Wenn der Mensch also sozusagen zwanghaft sündigt, weil er aufgrund des göttlichen Bauplans nicht anders KANN, dann wäre es moralisch äußerst verwerflich, ihn auch noch dafür zu bestrafen, dass er so konstruiert wurde, wie er ist.
Stimmt - und genau deshalb sollte man Strafe als Zu-Recht-Weisung verstehen - ein Richten hin zur Wahrheit - als "Bewahrheitung", wie M.Buber das übersetzt, was man in üblichen Übersetzungen mit "Gericht" wiedergegeben findet.

Ich glaube NICHT, dass es in der Bibel um Schuldzuweisung im heutigen Sinne des Wortes geht, sondern um die Frage Gottes: "Wie kriege ich Pluto, Magdalena, Closs, etc. dahin, dass sie erkennen". - Und er schafft das auch - das ist Fügung.

closs
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#115 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von closs » Sa 22. Nov 2014, 01:10

Bastler hat geschrieben:Bei so furchtbaren Dingen wie dem Holocaust z.B. gibt es im Rahmen menschlicher Denkmöglichkeiten keinen Weg, mir zu erklären, wozu so was notwendig gewesen sein soll..
Richtig - wir wissen es nicht. - Aber eine Einsicht gibt es doch: Leid ist ein intimes Geschehen zwischen Gott und dem jeweils EINEN Menschen. - Ob EINER leidet oder Millionen, ist qualitativ irrelevant.

Will heißen: Ein Mensch leidet nicht deshalb mehr, weil er von Millionen Mitleidenden umgeben ist - ob jemand im KZ ans Kreuz gehängt wird (gab es auch) oder jemand an der bulgarisch-griechischen Grenze (vor 1989) zur Abschreckung an eine Buche genagelt wurde oder ob jemand verunfallt und im Auto verbrennt, ist dasselbe. - Und dieses "Dasselbe" wird für den Betroffenen nicht dadurch geändert, dass es im KZ Millionen betraf, in Bulgarien einige betraf und im Auto nur ganz wenige betrifft - der Schmerz ist für den Betroffenen derselbe.

Deshalb sollte man meiner Ansicht nach die Perspektive von quantitativen Aspekten zu qualitativen Aspekten verändern - nämlich: Können wir hoffen, dass Gott beim jeweils Einzelnen zum rechten Zeitpunkt präsent ist.

closs
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#116 Re: Gibt es Übergangsformen?

Beitrag von closs » Sa 22. Nov 2014, 01:12

Bastler hat geschrieben:Angenommen, ein Wissenschaftler bringt es tatsächlich fertig, Lebewesen aus anorganischer Materie herzustellen.
... dann gäbe sie es nicht, wenn sie nicht von Gott kämen. - Es ist zwar furchtbar, aber es steht trotzdem unter der Macht Gottes.

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Christof
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#117 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Christof » Sa 22. Nov 2014, 01:14

Lieber Bastler,

jetzt muss ich die Stelle aus Johannes 17 doch nochmal suchen...
Joh 17,24 Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.

Du hast recht: es steht nirgends wie es Gott-Vater ging bei der Kreuzigung. Ich denke aber, dass er mitgelitten hat und geweint hat. Ich schließe das aus Jesu Tränen z.B. vor Auferweckung des Lazarus und Jesus ist ja des Vaters Sohn und Abbild. Ich denke, dass Gott oft weint... Fest steht, dass der Vater den Sohn in heiliger göttlicher Liebe liebt und lieben bedeutet immer Anteil haben. Daher sind Deine Bedenken höchstwahrscheinlich gegenstandslos. Deine Liebe zum Heiland ehrt Dich, dass Du sogar vor dem Vater ein offenes Wort reden würdest... :Herz:

In Liebe
Christof
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#118 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Mimi » Sa 22. Nov 2014, 06:30

Hallo,
leider bin einfach überfüttert von immer denselben tretmühlenartigen Einwänden derselben Leute, (mit wenigen Ausnahmen) in erster Linie hier Gläubige.
Ich meine damit ausschließlich Themen in der Bibel, die seitens unseres bisherigen Verständnisses noch nicht eindeutig klar sind, wo noch Interpretationsspielraum ist . Darüber hypothetisch Gedanken kreisen zu lassen, sie zuzulassen wird leider oft im Keim erstickt. Meistens durch die - im gleichen Sinne wiederum spekulativen Ansichten von Usern, die gern die Thesen festgelegen, über die --- auch mal frei hinaus zu denken --- in einer subtilen Art bereits Ächtung gesetzt ist.. Wahrscheinlich gilt man dann als unterbemittelt, wenn man der Dominanz ihrer auch rein hypothetisch - selbstgeschaffenen „Dogmen“ nicht in allem folgt. Und es wird meistens nicht gemerkt, wie weltliches Denken und Sichtweisen solange hingebogen werden, bis sie augenscheinlich endlich passend und für weltliche Intelligenz vertretbar sind, um möglichst nicht mit dem Glauben in Konflikt zu geraten, bzw. in den Verdacht zu geraten, man „blicke“ es nicht.
Da kommt man ja in der Diskussion mit „Atheisten“ fast besser klar, weil die Standpunkte im Vorfeld schon wesentlich deutlicher sind.
So man aber selbst in diesem, oben genannten, kleinen freien Interpretationsraum nur ein paar eigene Gedanken wagt, ist es kaum möglich, in dieser Hinsicht einen adäquaten Austausch zu haben.
Damit sehe ich mich in gewissen Punkten in ähnlicher Problematik wie schon andere vor mir, weshalb ich auch relativ wenig schreibe und es inzwischen leid bin.
Und ich bedanke mich bei den Wenigen, wo es nicht so war.
LG
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

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#119 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Salome23 » Sa 22. Nov 2014, 06:30

closs hat geschrieben: Können wir hoffen, dass Gott beim jeweils Einzelnen zum rechten Zeitpunkt präsent ist.
Soll soviel wie "was" bedeuten?

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sven23
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#120 Re: Gibt es Übergangsformen?

Beitrag von sven23 » Sa 22. Nov 2014, 07:10

closs hat geschrieben:
Bastler hat geschrieben:Angenommen, ein Wissenschaftler bringt es tatsächlich fertig, Lebewesen aus anorganischer Materie herzustellen.
... dann gäbe sie es nicht, wenn sie nicht von Gott kämen. - Es ist zwar furchtbar, aber es steht trotzdem unter der Macht Gottes.

Das sind so die letzten verzweifelten Zuckungen eines Schöpfergott-Glaubens.
Wenn es tatsächlich gelingt, Leben zu erzeugen, dann wäre die Frage endgültig und befriedigend geklärt, wie Leben auf der Erde entstanden sein kann. Ein Schöpfergott wäre damit endgültig passe.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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