Bastler: Aber die Anerkennung dieser Prinzipien als Leitlinien ist die Abkehr von der Wortwörtlichkeit. Eine Wortwörtlichkeit interpretiert ja (sagen zumindest die Vertreter) nicht aufgrund solcher Leitlinien, sondern gibt eins zu eins wider, was im Text steht. Wenn da steht, man soll Gotteslästerer töten, muss man Gotteslästerer töten. Alles andere ist kein wortwörtliches Befolgen mehr.
Du hast ENDLICH als so ziemlich Erster das Problem bei der Reformation erfasst!
Jahrhunderte hat man sich geprügelt, aber nicht gewusst warum, hauptsächlich wegen der Schuldzuweisungen.
Die Übersetzung der Bibel in Landessprachen lieferte einen Tatbetand, der sich auf die Aussage von Kirchenvater Hieronymus gründete: "Die Bibel ist wahr".
Die Liturgie sagte "Wort Gottes".
Hieronymus sprach von der hebräischen Bibel.
Die ist wahr. Sie muss aber flexibel gehandhabt werden.
Das ist fast so wie ein Fahrzeug. Es fährt. Wenn es steht - fährt es nicht, ist Stehzeug.
So manchem macht die Aussage "flexibel" bange und er denkt vor Schreck:
Da wird alles verkehrt!
Das Einmaleins ist auch flexibel ... Es wird in Tausend Fällen angewendet.
Die Bibel konnte man in der übersetzten Form nicht mehr anwenden!
Bastler: Wenn jemand andere Interpretationsleitlinien nimmt, könnte er aus den menschenfreundlichsten Sätzen der Bibel etwas Ungeheuerliches machen. Man muss halt nur andere Bedeutungen der einzelnen Worte bevorzugen, als Du es tust. Und andere ähnlich klingende Worte. Und schon ist Tür und Tor zu jeglicher Monströsität geöffnet.
Genau das macht Ben Sira vor. Er schauckelt. Das hat man aber nicht durchschaut!
In der Vorrede weist der darauf hin, dass es einen Unterschied gäbe.
Man nahm dann ein paar "weise" Sätze, die gut klingen als Zitat, erschreckte die Gläubigen wenn sie selbst Bibel lasen - durch die Unmenschlichkeit Gottes. Dann verbot man das Bibellesen, führte eine vermeintliche Diktatur ein. Sowohl die guten, als auch die ungerechten Seiten blättern sich "unendlich" auf. Von jeder Seite werden die Folgen berechnet.
Das heißt, die Unglücke in der Welt passierten, weil man die Folgerechnungen nicht verstand. Vom vernünftigen Menschenverstand her macht man solche Rechnungen ebenso in normaler Erziehung, durchschaut aber eben nicht die Regeln. Mit den Regeln der Mathematik z.B. kann das Schwarmverhalten der Fische bei Strömung oder die Umlaufbahn von Planeten berechnet werden.
Es werden, weil man die Regeln kennt, genaue Ergebnisse erzielt. Das geschieht überall, wo die Anwendung klar ist.
Bastler: Du nimmst die wortwörtliche Aussage der Bibel nur noch als Grundlage dafür, mit den vorhandenen Worten ein Spiel nach DEINEN Kriterien zu betreiben. Das Ergebnis dieser Interpretationsmethode entspricht kaum noch dem Bibeltext, als viel mehr den verwendeten Leitlinien. Gibt es ein Kriterium, mit dem man entscheiden kann.
Wenn ich 48 sage, dann siehst du auch nicht welches Einmaleins dahinter steht.
Bastler, dein Einfall entspricht der HEUTIGEN Vorgehensweise. Da ist man auf "Autorität" angewiesen. Im anderen Fall übernimmt die der Bibeltext. Es ist erstaunlich, nach etlicher "Eisegese" zu erfahren, wie in Alexandria die besten Bücher gesammelt wurden. 70 Gelehrte kamen trotz verschiedener Vorlagen (unterschiedlicher Bücher der Bibel)
zu einem gemeinsamen Ergebnis.
Ein Erlebnis: Begeistert erzählte ich gelegentlich einer Arbeitskollegin. Mal hatte ich das AT, mal das NT durchgearbeitet. Ihr fiel auf: Das gleiche hast du mir doch gestern erzählt.
Bevor du hier also von Eisegese rumschimpfst, mach einfach die Wort-Beispiele nach !
Sag was VERNÜNFTIG ist....