Von der Frömmigkeit

Rund um Bibel und Glaube
Catholic
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#11 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von Catholic » Mo 17. Nov 2014, 22:49

Jepp,noch im Hochmittelalter war ein frommer Mann jemand,der mit beiden Beinen im Leben stand.
anderes Beispiel:
"Du bist ein gemeines,niederträchtiges Weib!"
beleidigend?

closs
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#12 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von closs » Mo 17. Nov 2014, 23:20

Catholic hat geschrieben:"Du bist ein gemeines,niederträchtiges Weib!" beleidigend?
Ja - schon. - Worauf willst Du raus?

Catholic
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#13 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von Catholic » Mo 17. Nov 2014, 23:42

closs hat geschrieben:
Catholic hat geschrieben:"Du bist ein gemeines,niederträchtiges Weib!" beleidigend?
Ja - schon. - Worauf willst Du raus?

Ich erkläre es!
früher: gemein = der einfachen ("gemeinen")Bevölkerung angehörend,also nichtadelig.
" niederträchtig = "nach dem Niederen trachtend" (gemeint war demütig im eigentlichen Sinn)
" Weib = jede nichtadelige Frau
Ein gemeines,niederträchtiges Weib war eine demütige nichtadelige Frau.
Das war und ist nicht beleidigend.

closs
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#14 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von closs » Mo 17. Nov 2014, 23:56

Catholic hat geschrieben:Das war und ist nicht beleidigend.
Doch - heute schon - wir können Sprachveränderungen ja nicht ignorieren - was nützt es, wenn einen jeder missversteht.

Allerdings in Bezug auf historische Texte muss man um so mehr darauf achten: Was hat das DAMALS bedeutet - wie würde man heute dazu sagen. - Das führt übrigens dazu (kleine Anekdote), dass man "realiter" (also "real/reell") im Sinne des Mittelalters heute als "ideell" übersetzen müsste - denn: Man verstand den Geist als Realität.

Rembremerding
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#15 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von Rembremerding » Di 18. Nov 2014, 06:29

Catholic hat geschrieben:Was meint man eigentlich damit,dass jemand fromm ist?
Leider hat das Wort mittlerweile eine komplett andere Bedeutung bekommen.
Auf die ursprüngliche Wortbedeutung zu blicken ist tatsächlich oftmals hilfreich. Die Wortwurzel für fromm liegt im gotischen, wo fruma (vruma) = Anfang, Nutzen heißt. Das Wort zielt also mehr auf einen beabsichtigten Nutzen, als einen schon beschlossenen. Es entwickelte sich später zu frum = tapfer, nützlich, brav, tüchtig oder frummen (frommen) = vorwärts kommen, nützen.
Dann gab man der Gottesfurcht grundsätzlich den Namen frommen oder Frömmigen (Frömmigkeit), weil die Tüchtigkeit hinsichtlich des Glaubens in der Gottesfurcht liegt. Wobei hier wieder ein völlig anderes Verständnis von Furcht und Gottes-Furcht vorliegt, als heute mit diesen Begriffen verbunden werden.

Ein guter Handwerker ist schnell und tüchtig bei seiner Arbeit. Er hat Wissen und Erfahrung und setzt sie mit seinem Verstand und Kreativität schnell, richtig und zum Besten ein.
Im geistigen Sinn ist ein frommer Mensch jemand, der seine Gottesfurcht und Gottesliebe schnell und tüchtig in Werke der Liebe umsetzt, mit Verstand, Kreativität und zur Ehre Gottes, damit zum Nutzen für seine Mitmenschen und sich selbst.

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closs
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#16 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von closs » Di 18. Nov 2014, 09:02

Rembremerding hat geschrieben:Auf die ursprüngliche Wortbedeutung zu blicken ist tatsächlich oftmals hilfreich.
Das mache ich auch oft - aber: Wir dürfen das eigentlich nur bei Übersetzern tun, die dies selber beachten. - Das heisst: Man müsste einen Übersetzer suchen, der den Wortstamm des Hebräischen genau kennt (das wird man bei Profis annehmen dürfen) UND aber auch bereit/in der Lage ist, diesen Wortstamm in die übersetzte Sprache hinüberzuführen. - Dazu fällt mir bisher tatsächlich nur Martin Buber ein, durch dessen AT-Übersetzung sich für mich 9 von 10 AT-Rätseln allein durch die urtextnahe Wortwahl aufgelöst haben.

Im gegebenen Fall wäre interessant, warum Buber "Frömmigkeit" mit "Schlichtheit" übersetzt - was ja auf einen anderen Wortstamm hinweist als frummen (frommen) = vorwärts kommen, nützen.

ThomasM
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#17 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von ThomasM » Di 18. Nov 2014, 09:23

Rembremerding hat geschrieben: Auf die ursprüngliche Wortbedeutung zu blicken ist tatsächlich oftmals hilfreich.
Ich würde sagen "interessant", nicht unbedingt hilfreich.
Was wollen wir? An der alten Sprache festhalten und von unseren Mitmenschen nicht mehr verstanden werden?

Sprache lebt. Wer an alter Sprache festhält, der wird für rückständig gehalten. Das passiert so mit Christen. Wenn diese aus Angst nicht in der Lage sind, korrekte Begriffe zu finden, sondern sich wie Ertrinkende an den alten Begriffen festhalten, dann verkehren sie ihre Botschaft in das Gegenteil.

Man muss nicht jede sprachliche Mode mitmachen, aber man muss Begriffe vermeiden, die heutzutage nicht mehr verstanden werden. Dazu gehört Sünde, dazu gehört Frömmigkeit.
Lasst uns doch andere Begriffe benutzen. Es wäre zu diskutieren, welche das sein könnten, denn deckungsgleich sind die Alternativen nicht.

Gruß
Thomas
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Catholic
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#18 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von Catholic » Di 18. Nov 2014, 09:37

ThomasM hat geschrieben: Lasst uns doch andere Begriffe benutzen. Es wäre zu diskutieren, welche das sein könnten, denn deckungsgleich sind die Alternativen nicht.

Gruß
Thomas

Teils richtig,teilweise sollten wir aber auch wieder bewusst machen,was die Begriffe bedeuten.
Es gibt nun mal die Kirche und die Sakramente und denoch ist zumindest in der BRD vielen Katholiken die Bedeutung kaum bewusst.

closs
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#19 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von closs » Di 18. Nov 2014, 09:38

ThomasM hat geschrieben: Es wäre zu diskutieren, welche das sein könnten, denn deckungsgleich sind die Alternativen nicht.
Wenn man wirklich in die Tiefe gehen will, kommt man wahrscheinlich an eine kommentierte Übersetzung nicht vorbei. - Das Problem: Die "normalen" Übersetzungen sind konnotativ oft sowas von kontaminiert, dass man die Menschen mit der Bibel in die falsche Richtung schickt.

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#20 Re: Von der Frömmigkeit

Beitrag von Pluto » Di 18. Nov 2014, 10:03

closs hat geschrieben:Das Problem: Die "normalen" Übersetzungen sind konnotativ oft sowas von kontaminiert, dass man die Menschen mit der Bibel in die falsche Richtung schickt.
Selbst das kann man nichts feststellen, wenn man nicht auf das Original zurückgreifen kann. Leider existieren keine Originale mehr, sondern nur Kopien von Kopien von Kopien....
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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