Allmacht oder Ohnmacht?

Besitzt der Gott der Bibel folgende Eigenschaften?

Allmacht
9
33%
Allwissenheit
9
33%
keine von beiden
9
33%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 27

Salome23
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#171 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von Salome23 » So 16. Nov 2014, 18:41

closs hat geschrieben: Mit anderen Worten:
Gott hätte dem David keine solch außerordentliche heilsgeschichtliche Rolle zugedacht, ohne ihm dazu gesunde Nieren zu geben.
Das erinnert mich irgendwie an die Aussage einer gläubigen Sozialpädagogin, welche mir ein bisschen esoterisch angehaucht vorkam...
Als mein behinderter Sohn seinerzeit die Schule noch besuchen konnte, kamen wir in irgend ein Gespräch und in Folge dessen versuchte sie mir (warum auch immer?) Trost zu spenden mit den Worten: "Wissen sie Frau "Salome"-ich bin mir sicher, dass Gott grade sie für dieses Kind als Mutter "ausgesucht" hat, weil er wusste, dass es bei ihnen viel Liebe und ............. bekommen wird und sie........usw.
Ich weiss, sie hat es gut gemeint-aber ich dachte in dem Moment-ob sie eigentlich blind durch diese Welt geht und nicht mitbekommt, wie viele andere Kinder nicht dieses "Glück" hatten-oder wie auch immer man das bezeichnen soll.
Vor allem traf mich das besonders, weil ich am Tag zuvor von einem (ebenfalls behinderten) Kind erfuhr, das mit meinem Sohn in den KiGa ging und man dieses Kind verwahrlost und total abgemagert in der Wohnung fand, weil dessen Mutter Alkoholikerin war und mit der Aufgabe total überfordert....
Hat da Gott auch immer diese Eltern ausgesucht ?-Diese Frage hätte ich ihr damals am liebsten an den Kopf geworfen, unterlies es aber dann..... :?

Catholic
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#172 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von Catholic » So 16. Nov 2014, 18:46

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ist ein Gott, der keine Erkenntnis im Paradies ermöglichen kann, überhaupt allmächtig?
Wenn Gott will, dass der Mensch SELBST erkennt, kann er ihm keine Erkenntnis verordnen - dann hätte er wirklich Marionetten.
...

So ist es,denn er - also Gott - möchte,dass der Mensch selber,von sich aus,erkennt,was wichtig ist.
Ihm diese Erkenntnis zu verordnen, sei es per Befehl,sei es durch genetische oder sonstige Weise wäre unlogisch.
Warum ist leicht zu sagen:
Die Liebe zu jemanden lässt sich weder befehlen noch sonstwie voraussetzen ("Gott hätte den Menschen doch so erschaffen können,dass er Gott nur lieben kann!").
Gott hätte den Menschen nicht so erschaffen können,weil es unlogisch gewesen wäre.

closs
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#173 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von closs » So 16. Nov 2014, 19:09

Salome23 hat geschrieben:Ich weiss, sie hat es gut gemeint
Hat sie sicher auch - manche Frau fühlt sich dadurch ermutigt und gebraucht.

Salome23 hat geschrieben:-aber ich dachte in dem Moment-ob sie eigentlich blind durch diese Welt geht und nicht mitbekommt, wie viele andere Kinder nicht dieses "Glück" hatten
Das ist Dein "Problem" - Du denkst weit - und das ist nicht immer dem eigenen Frieden dienlich (ich kenne das Problem). ;)

Aus meiner Sicht wäre die entscheidende Frage für DICH: "Glaubst Du, dass Du mit einem nicht-behinderten Kind glücklicher im Leben geworden wärest? Glaubst Du, dass ein nicht-behindertes Kind glücklicher als Dein behindertes Kind ist?". - Diese Frage kannst Du nur für Dich beantworten.

In jedem Fall ist es ein Kreuz, das hier zu tragen ist. - Wäre es zynisch zu sagen: "Wenn es schon so ist - lieber jetzt als später" ---???---

Salome23 hat geschrieben:Vor allem traf mich das besonders, weil ich am Tag zuvor von einem (ebenfalls behinderten) Kind erfuhr, das mit meinem Sohn in den KiGa ging und man dieses Kind verwahrlost und total abgemagert in der Wohnung fand, weil dessen Mutter Alkoholikerin war und mit der Aufgabe total überfordert....
Das führt volle Kanne in die Theodizee-Frage hinein. - Hier gibt es keine klaren Antworten - aber vielleicht doch Ansätze:

Hältst Du es für möglich, dass leidende Menschen unterm Strich (!) nicht unglücklicher sind als nicht-leidende? - Kann es sein, dass der Mensch im Leid (hier das abgemagerte Kind) etwas in sich trägt, was es trägt?

Ein ganz anderes Beispiel (das NICHT als Vergleich gemeint ist, aber vielleicht doch etwas Generelles rüberbringt): Als ich mal vor vielen Jahren bei einem Lord in England eingeladen war, der geschäftlich sehr erfolgreich zu sein schien und oft unterwegs war, hat dieser beim Tee auf dem Rasen, als gerade der Gärtner vorbeikam, zu uns gesagt: "Wisst Ihr - ich habe den Eindruck, dass mein Gärtner in den letzten 30 Jahren mehr von der Welt gesehen hat als ich". - Ist diese Anekdote für Dich verwertbar?

Salome23
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#174 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von Salome23 » So 16. Nov 2014, 19:22

Das führt volle Kanne in die Theodizee-Frage hinein....
Ja...aber mir ging es viel mehr um die Aussage:
Wissen sie Frau "Salome"-ich bin mir sicher, dass Gott grade sie für dieses Kind als Mutter "ausgesucht" hat, weil er wusste...
Und das brachte mich auf die Palme, weil sie Gott da ins Spiel brachte....

Aus meiner Sicht wäre die entscheidende Frage für DICH: "Glaubst Du, dass Du mit einem nicht-behinderten Kind glücklicher im Leben geworden wärest? Glaubst Du, dass ein nicht-behindertes Kind glücklicher als Dein behindertes Kind ist?".
Solch eine Frage hat sich mir nie gestellt, warum auch? Es geht doch gar nicht um ( mein ) Glück....
Meine Probleme waren ganz andere...

closs
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#175 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von closs » So 16. Nov 2014, 19:33

Salome23 hat geschrieben:ich bin mir sicher, dass Gott grade sie für dieses Kind als Mutter "ausgesucht" hat, weil er wusste...
Zufall ist es jedenfalls nicht, weil es geistig so etwas nicht gibt. - Begründungen dafür ("weil") sollte man sich besser verkneifen. - Sicherlich ist etwas an Bonhoeffers Satz dran: "Gott lädt uns nicht mehr auf, als wir tragen können".

Salome23 hat geschrieben:Es geht doch gar nicht um ( mein ) Glück....
Das ist eine geistig-reife Einstellung - aber es geht Dir ums das Glück Deines behinderten Kindes: Glaubst Du, dass es unglücklicher ist als der Durchschnitt der nicht-behinderten Kinder?

Salome23 hat geschrieben:Solch eine Frage hat sich mir nie gestellt, warum auch?
Vielleicht, weil die Antwort darauf scheinbare Unterschiede verschwinden lässt.

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#176 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von Salome23 » So 16. Nov 2014, 19:39

Ein ganz anderes Beispiel (das NICHT als Vergleich gemeint ist, aber vielleicht doch etwas Generelles rüberbringt): Als ich mal vor vielen Jahren bei einem Lord in England eingeladen war, der geschäftlich sehr erfolgreich zu sein schien und oft unterwegs war, hat dieser beim Tee auf dem Rasen, als gerade der Gärtner vorbeikam, zu uns gesagt: "Wisst Ihr - ich habe den Eindruck, dass mein Gärtner in den letzten 30 Jahren mehr von der Welt gesehen hat als ich". -

Ist diese Anekdote für Dich verwertbar?
Ich versteh, worauf du hinaus willst....

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#177 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von Salome23 » So 16. Nov 2014, 20:07

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:ich bin mir sicher, dass Gott grade sie für dieses Kind als Mutter "ausgesucht" hat, weil er wusste...
- Begründungen dafür ("weil") sollte man sich besser verkneifen. -
...und nicht nur das weil .

Sicherlich ist etwas an Bonhoeffers Satz dran: "Gott lädt uns nicht mehr auf, als wir tragen können".
Dieser Satz kann in bestimmten Situation und für so manchen wie Hohn oder Ironie klingen und bringt einem dann auch nicht wirklich weiter-genau so wenig wie:
„Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück ;denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“...
..denn da bedarf es echter Hilfe (ein Eingreifen) und nicht nur Trost (tröstende Worte)....

closs
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#178 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von closs » So 16. Nov 2014, 20:43

Salome23 hat geschrieben:..denn da bedarf es echter Hilfe (ein Eingreifen) und nicht nur Trost (tröstende Worte)....
Aus der Praxis von Freunden (Hospiz) weiss ich, dass da nie irgendwas "Frommes" gequatscht wird - Schweigen, Beten, einen Tee bringen, bewachen, über das reden, was der Patient will.

Meine Frau hat da ab nächste Woche wieder so einen Fall - Patient mit Lungenkrebs im Endstadium - dessen Ehefrau ist am Ende - es wird gemeinsam ruhig zugehen - auch gelacht werden wird - der Tod als Normales. - Allerdings: Um so etwas vollkommen ruhig durchzuziehen, muss man mit der Welt abgeschlossen haben (was ja nicht heisst, dass man nicht dieselbe Welt noch Jahrzehnte genießen will). Das ist geistige Champions League, die mir höchsten Respekt abverlangt - ICH könnte es nicht.

Salome23
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#179 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von Salome23 » So 16. Nov 2014, 21:06

Sicherlich ist etwas an Bonhoeffers Satz dran: "Gott lädt uns nicht mehr auf, als wir tragen können".
Wieviel kann ein Mensch (er-)tragen?

Ich war grad kurz auf Facebook und es wird dort grade wieder über den Fall Leonie gepostet...
Ich weiss nicht, ob man in Deutschland/Schweiz darüber gehört/gelesen hat.
Und was war beim Holocaust? Wieviel geht noch?

Nein closs...sorry

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Savonlinna
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#180 Re: Allmacht oder Ohnmacht?

Beitrag von Savonlinna » So 16. Nov 2014, 21:12

Scrypt0n hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ist ein Gott, der keine Erkenntnis im Paradies ermöglichen kann, überhaupt allmächtig?
Das ist wieder mal das runde Viereck, das Gott nicht schaffen kann
In einer von dir postulierten/erträumten Überzeitlichkeit könnte er ohnehin nichts schaffen. :)
Als Nicht-Christ und Nicht-Gläubiger, aber als "Schaffender", also als "Schöpfer" kann ich überhaupt nur in der Nicht-Zeitlichkeit schaffen.

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