25 Jahre Mauerfall !!

[Catholic]

Morgen gibt es ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern.
Vor 25 Jahren begann die DDR- oder wie ich lieber schreibe "DDR" - unterzugehen,und das Grossartigste:
Die Revolution blieb friedlich!

[Catholic]

Wer aus dem Forum hat den Mauerfall miterlebt,indirekt über Zeitung,Fernsehen usw. oder direkt vor Ort?

[Abischai]

Es wäre Geschichtsfälschung, DDR in "" zu setzen. Der Staat wurde als solcher von der UNO respektiert, das machen wir mal auch... Die DDR war genau so DDR, wie die BRD damals BRD war.

Ich war nicht an der Mauer, "nur" in Leipzig, als es geschah...

Ich hatte an dem Abend in der UNI Dienst. Wir standen irgendwie alle wie unter Drogen, war alles so unwirklich, ich habe es nicht geglaubt, das mit der Grenze, erst als es am nächsten Tag in aller Munde war.

Von da an begann ein Erdrutsch, der mehrere Jahre andauerte, viele verschüttet hat und viele (innerlich) obdachlos gemacht hat.

Wenn man davon spricht, die Zeiten hätten sich "überschlagen", so ist das wirklich so, als wenn man sich bei 100 auf der Straße überschlägt.

Ich bin froh, daß es jetzt so ist wie es ist, zurück will ich nicht. Aber mich schmerzt, was dazwischen alles geschehen ist, der Raubbau, der Betrug, die Enttäuschung.

Wenn von Nostalgikern wiederholt wird "in der DDR war nicht alles schlecht", so vermisse ich, daß man sich darüber überhaupt Gedanken macht. Viele können das nicht, andere wollen es nicht.

Ich war gern DDR-Bürger, ohne selbst Sozialist gewesen zu sein.

[closs]

Ich bin froh, daß es jetzt so ist wie es ist, zurück will ich nicht. Aber mich schmerzt, was dazwischen alles geschehen ist, der Raubbau, der Betrug, die Enttäuschung.

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen sowohl mit Menschen aus der DDR als auch mit meinem Einblick in das, was in der Wirtschaft/West alles gemacht wurde.

So war ich nah dran, als bspw. DDR-Bürger ihre Firmen halten wollten, über EU-Regeln in Bezug (bspw.) auf Etikettierung zu Investitionen gezwungen waren, das Geld NICHT von den Banken bekamen, so dass sie von westlichen Interessenten aufgekauft wurden, die in Absprache mit Treuhand und Banken einfach gewartet haben, bis es so weit ist. - Ich erinnere mich an "Rotkäppchen", Leipziger Senf und eine große Joghurt-Firma - dieses Vorgehen war nicht untypisch.

Da gäbe es noch viel zu erzählen.

[Pluto]

Wer aus dem Forum hat den Mauerfall miterlebt,indirekt über Zeitung,Fernsehen usw. oder direkt vor Ort?

Ich habe das alles am TV miterlebt.
Kurz nach der Wende, (März 94- Dez 97) war ich dann einer von vielen Westlern die "rüber" gingen um beim Wiederaufbau mit zu arbeiten. Man nannte uns damals die "Besserwessies", und so was waren wir auch. Der Kommunismus war besiegt, und schließlich hatte Kohl "blühende Landschaften" versprochen. Leider wurde dieser Traum nur ganz vereinzelt wahr... Leipzig, Dresden, Jena, Magdeburg. Der Rest blieb lange Zeit sich selbst überlassen.

Ich bin froh, daß es jetzt so ist wie es ist, zurück will ich nicht. Aber mich schmerzt, was dazwischen alles geschehen ist, der Raubbau, der Betrug, die Enttäuschung.

Ja. Den Raubbau kann ich bestätigen. Es herrschte Goldgräberstimmung, und viele Menschen verhielten sich auch entsprechend dieser rauhen Stimmung. Ich weiß nicht wie viele Gelder damals in die "Ostländer" geflossen sind, nur um gleich wieder auf den Bankkonten schlauer Ausbeuter im Westen zu landen. Die Geldtransfermaschinen liefen auf Vollast — es soll eine Billion DM gewesen sein — aber es ist viel zu wenig davon dort angekommen wofür es bestimmt war.

[Mimi]

Hallo,

Catholic schrieb:
Wer aus dem Forum hat den Mauerfall miterlebt, indirekt über Zeitung,Fernsehen usw. oder direkt vor Ort?

Meine Erinnerung daran ist noch sehr lebendig. Ich möchte mit meinem Beitrag jetzt nicht erörtern, wie gut oder schlecht sich später alles entwickelt hat, sondern den Fokus nur auf die eine Nacht legen.
Ich wohne in Freiburg.
Meine fast einjährigen Zwillinge lagen friedlich schlummernd in ihren Bettchen und ich konnte im angrenzenden Wohnzimmer vor Aufregung das Fernsehen nicht lassen. Tagelang schon hatte ich das Geschehen verfolgt.
Als ich endlich abschaltete und schlafen gehen wollte, war plötzlich von außen gegen 2.00 Uhr (die genaue Zeit weiß ich nicht mehr) eine Trompete zu hören.
Ich trat auf den Balkon. Den Spieler konnte ich nicht sehen, aber es war ein Trompetensolo, so seidig und klar wie man es nicht oft hat. Jemand blies das Il Silenzio. Ansonsten war nichts zu hören.
Am nächsten Tag sprachen alle in der Umgebung davon. Jeder im direkten Umkreis, der noch nicht schlief, hatte sich auf seinen Balkon begeben und zugehört.
Damals wohnte ich in einem Viertel, in dem in der Nähe ein ganzer Straßenzug von Sinti und Roma
bewohnt ist. Ich habe dann später erfahren, dass ein alter Mann aus der Sinti/Roma -Gemeinschaft (bekannt als sehr begabter Trompeter) sich auf dem kleinen Platz zwischen den Häusern eingefunden hatte um aufgrund des geschichtlichen Ereignisses dieses Solo zu spielen.
LG