Hiob, Gott und Teufel

Themen des alten Testaments
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Münek
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#71 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Münek » Fr 7. Nov 2014, 22:42

Bringen wir es auf den Punkt:

In der Hiob-Legende bedient sich JAHWE des Satans, eines seiner Söhne,
um über einen Menschen wider besseren Wissens eine der unbegreiflichs-
ten und grausamsten Prüfungen
zu verhängen, von denen die Bibel zu be-
richten weiß.

Obwohl (!) Gott wusste (und dies seinem hinterhältigen Sohn auch sagte),
dass sein treuer Knecht Hiob ein einzigartiger ("auf Erden gibt es nicht sei-
nesgleichen") untadeliger, rechtschaffender, gottesfürchtiger, das Böse mei-
dender Mensch war, ließ er sich von dem Satan (einem seiner Söhne in der
Funktion des Anklägers = Satan) dazu aufreizen, Hiob ohne Grund un-
menschlich zu quälen!

In Hiob 2,3 letzter Satz spricht Gott in der zweiten Begegnung zu Satan:

"...DU aber hast mich bewogen, ihn OHNE GRUND zu verderben." :o :o

Nach dieser Schuldzuweisung und diesem Eingeständnis gestattet es der "lie-
bende, barmherzige, gerechte" Gott
dem Satan dennoch, seine sadistischen
Quälereien fortzusetzen. :devil: :devil:

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Andreas
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#72 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Andreas » Fr 7. Nov 2014, 22:52

Das sagtest du bereits mehrfach. Was erwiderst du darauf?

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Bastler
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#73 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Bastler » Fr 7. Nov 2014, 22:57

Catholic hat geschrieben:Halman,wenn ich nicht daneben liege hat Bonhoeffer doch auch in Tegel "Von guten Mächten" geschrieben,das übrigens eigentlich kein Lied ist,sondern erst später vertont wurde.
Da kommt eines nämlich gut zum Ausdruck:Gottvertrauen trotzdem,trotz Angst und Leid(en)!
Was ich am Schönsten finde: Irgendwie klingt der Text nicht nach zusammengebissenen Zähnen, also: als ob sich der Dietrich dieses Gottvertrauen künstlich abringen müsste. Es klingt eher so, als ob er dieses Gottvertrauen trotz der verzweifelten Lage schlichtweg in sich vorfindet.

Diese Erfahrung mache ich nämlich gelegentlich auch. Ich denke dann: "Eigentlich müsste ich jetzt total deprimiert sein (oder mich aufregen. oder aufgeben)" Aber keine Spur davon! Stattdessen kommt manchmal so eine Art selbstironische Heiterkeit auf, gepaart mit echter Gelassenheit. Das ist dann keine Leistung, sondern schlichtweg Gnade. Es ist dann einfach so.

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Bastler
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#74 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Bastler » Fr 7. Nov 2014, 23:02

Münek hat geschrieben:Bringen wir es auf den Punkt:

In der Hiob-Legende bedient sich JAHWE des Satans, eines seiner Söhne,
um über einen Menschen wider besseren Wissens eine der unbegreiflichs-
ten und grausamsten Prüfungen
zu verhängen, von denen die Bibel zu be-
richten weiß.

Obwohl (!) Gott wusste (und dies seinem hinterhältigen Sohn auch sagte),
dass sein treuer Knecht Hiob ein einzigartiger ("auf Erden gibt es nicht sei-
nesgleichen") untadeliger, rechtschaffender, gottesfürchtiger, das Böse mei-
dender Mensch war, ließ er sich von dem Satan (einem seiner Söhne in der
Funktion des Anklägers = Satan) dazu aufreizen, Hiob ohne Grund un-
menschlich zu quälen!

In Hiob 2,3 letzter Satz spricht Gott in der zweiten Begegnung zu Satan:

"...DU aber hast mich bewogen, ihn OHNE GRUND zu verderben." :o :o

Nach dieser Schuldzuweisung und diesem Eingeständnis gestattet es der "lie-
bende, barmherzige, gerechte" Gott
dem Satan dennoch, seine sadistischen
Quälereien fortzusetzen. :devil: :devil:

Du machst so, als gäbe es an dem ganzen Buch Hiob nur das Rahmenmärchen.
Der Gott dieses Rahmenmärchens ist tatsächlich so, wie Du schreibst. Der Typ ist so eine Mischung aus eklig und unfähig. Geheimnisvoll ist schon mal gar nicht, eher bekloppt.
Er ist aber weder kompatibel mit dem Gott der Gottesreden ab Kapitel 38.

PS: Legende? Ich finde, dass keiner der Teile des Hiobbuches nach einer Legende klingt.

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Bastler
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#75 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Bastler » Fr 7. Nov 2014, 23:14

Andreas hat geschrieben:Die "Wette" halte ich nicht für den wesentlichen Inhalt des Buches Hiob. Hier geht es nicht um Gott - er äußert sich ja auch nicht dazu. Das täte er, wenns wichtig wäre.
Dies ganze Wetten-Story halte ich eher für den Anlass und für den Aufhänger.

Das Märchen (dafür halte ich es) hat aber einen typischen Märchen-Bonus:
Es beschreibt die Situation des Leidens. Und wenn man leidet, dann kommt einem das wirklich absurd vor. Man fühlt sich unschuldig an diesem Leiden. Und dennoch fragt man sich, wofür dies nun wieder eine Strafe sein soll. "Nö!" Denke ich dann. "Was soll der Blödsinn mit der Strafe?" An Strafe würde ich denken, wenn ich nach langen Raucherjahren Lungenkrebs bekomme. Da rächt sich eben mein eigenes Raucherverhalten. Aber wenn ich mir keiner Schuld bewusst bin? Oder wenn ich mit ansehen muss, wie ein anständiger Kerl oder eine anständige Frau plötzlich vom Schicksal geschlagen wird, dann stehe ich nicht vor einer Strafe, sondern vor einer Absurdität.
Das ist doch absurd, dass das Schicksal ausgerechnet so jemanden trifft.

Und für diese Absurdität ist das Märchen kein schlechtes Bild. Diese wahnwitzige Wette. Völlig bekloppt. Total daneben. Märchenhaftes Gotteswettenbild und reale Gefühle angesichts unverschuldeten Leidens korrelieren nicht schlecht.

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#76 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Münek » Fr 7. Nov 2014, 23:16

Andreas hat geschrieben:Gut und Böse, Freude und Leid:
Die beste Analogie, die ich dazu finden kann geht so. Der Idealfall: Ein Mann und eine Frau lieben sich und wünschen sich Kinder. Beide wissen natürlich, dass es in der Welt auch Leid gibt. Sind sie jetzt, wenn sie ein Kind zur Welt bringen, genau so zu verurteilen wie Gott, weil sie ihr Kind auch dem Leid der Welt aussetzen? Müssten sie ja nicht machen, es gäbe heute sichere Möglichkeiten das zu verhindern. Ein Kind in diese Welt zu setzen ist (im Idealfall) eine liebevolle Entscheidung. Also, kannst du sie genauso verurteilen wie du das gerne mit Gott tust?

Ich verurteile Gott nicht, weil dieser für mich wie alle Götter als Fantasieprodukt
nicht existiert
. Ich bin nur entsetzt über das alttestamentliche schreckliche Got-
tesBILD
, welcher der Dichter der Hiobslegende hier wie selbstverständlich zeich-
net
.

Zu diesem Bild passt hervorragend die Selbstaussage Jahwes in Jesaja 45,7:

"...der das Licht bildet und die Finsternis schafft, der Frieden wirkt und das Unheil
schafft
. Ich, der Herr, bin es, der das alles bewirkt."

Na bravo. Dieser Gott hat allen Grund, um auf sich stolz zu sein. :clap:

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#77 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Catholic » Fr 7. Nov 2014, 23:18

Bastler hat geschrieben: Was ich am Schönsten finde: Irgendwie klingt der Text nicht nach zusammengebissenen Zähnen, ... Es klingt eher so, als ob er dieses Gottvertrauen trotz der verzweifelten Lage schlichtweg in sich vorfindet.

Und mindestens eben so beeindruckend ist,dass er den Text im letzten Brief aus der Haft schrieb,also wissend, dass er bald hingerichtet wird,der Text war als Trost und - wichtiger!- als Ermutigung für seine Familie gedacht.

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#78 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von closs » Fr 7. Nov 2014, 23:20

Pluto hat geschrieben:Sagen wir, in der Existenzdes Menschen.
Gerade da NICHT. - In der Daseins-Existenz ja, aber nicht in seiner Seins-Existenz. - Man kann nicht über Geist/Gott sprechen, wenn man beides nicht kategorial unterscheidet.

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Andreas
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#79 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von Andreas » Fr 7. Nov 2014, 23:22

Münek hat geschrieben:Ich verurteile Gott nicht, weil dieser für mich wie alle Götter als Fantasieprodukt
nicht existiert. Ich bin nur entsetzt über das alttestamentliche schreckliche Got-
tesBILD, welcher der Dichter der Hiobslegende hier wie selbstverständlich zeich-
net.

Deswegen ja meine Analogie - ganz ohne Gott und Satan - ganz weltlich. Die gleichen Argumente die du dem nicht existierenden Gott vorwirfst müsstest du eigentlich allen Eltern von Kindern in gleicher Weise vorwerfen. Die Eltern sind ja keine Hirngespinste, setzen aber als aufgeklärte Menschen ihre Kinder in eine Welt mit so viel Leid. Einmal Tagesschau sehen reicht zu dieser Erkenntnis, ein Geschichtsbuch tut es auch. Würden sie ihre Kinder nicht zeugen (erschaffen) würde ihnen das Leid der Welt erspart. Wieso gehst du nicht auf die realen Eltern los sondern auf einen fiktiven Gott?

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#80 Re: Hiob, Gott und Teufel

Beitrag von closs » Fr 7. Nov 2014, 23:23

Münek hat geschrieben:"...DU aber hast mich bewogen, ihn OHNE GRUND zu verderben."
Es ist modernes Menschenmaß, wenn man Leid mit einem kausalen Grund meint, hinterlegen zu müssen. - Genau das ist der Fehler, den die Freunde Hiobs begehen.

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