Satire oder Zynismus

[closs]

Das liegt daran, dass heute auch viele Bildleser nicht mehr im Mittelalter leben.

Dann hätte die BILD also mit ihrem BILDungs-Verständnis recht bekommen - o tempora, o mores.

Das waren noch Zeiten, ganz früher, als Blasphemie mit dem Tode bestraft wurde!

Zumindest war es in solchen Zeiten mutig, Satire zu machen - heute ist es mutig, KEINE Satire zu machen - o tempora, o mores.

zumal sie auch jüngeres Publikum ansprechen will.

Gerade junge Intellektuelle haben Kabarett angeguckt - aber eben politisches Kabarett.

Ich würde aber unterscheiden zwischen Comedy und politischem Kabaret.

Gibt es außer Georg Schramm bei uns noch politisches Kabarett? - Ja - es ist Comedy - wobei da auch gute dabei sind - Kaya bspw.

Gut - Zeiten sind, wie sie sind. - Aber es lohnt sich, sie zu analysieren.

[sven23]

Gibt es außer Georg Schramm bei uns noch politisches Kabarett? - Ja - es ist Comedy - wobei da auch gute dabei sind - Kaya bspw.

Da fallen mir spontan eine ganze Menge ein, von denen man einige hier findet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kabarett#D ... arettisten

Man muß aufpassen, daß man nicht alles durch die Vergangenheitsverklärungsbrille alles rosarot einfärbt.

[closs]

Da fallen mir spontan eine ganze Menge ein, von denen man einige hier findet

Ja - da sind echt gute politische Kabarettisten dabei - die meisten davon sind jedoch älteren Kalibers, die man durchaus in Kategorie "Hildebrandt" einordnen könnte (er war ja nicht der einzige). - So - uns jetzt prüfe mal, wer von den in der Auflistung echt politischen Kabarettisten heute erfolgreich ist - und vergleiche mit dem, was auf den Sendern unter "Comedy" die Massen erreicht.

daß man nicht alles durch die Vergangenheitsverklärungsbrille alles rosarot einfärbt.

Die Kabarettisten damals waren nicht besser, sondern haben in einem anderen Umfeld gearbeitet - damals war Grenzverletzung mutig, heute kennt man überhaupt keine Grenzen (außer gesetzliche). - Es liegt mehr an der gesellschaftlichen Entwicklung als an den Kabarettisten selbst.

[sven23]

Ja - da sind echt gute politische Kabarettisten dabei - die meisten davon sind jedoch älteren Kalibers, die man durchaus in Kategorie "Hildebrandt" einordnen könnte (er war ja nicht der einzige).

Das kann man so nicht sagen. Hildebrandt ist Jahrgang 1927. Leute wie Priol, Pispers, Schmickler, Uthoff und andere sind 25-30 Jahre jünger, Leute wie von Wagner oder Sieber sind 40-50 Jahre jünger als Hildebrandt.

[closs]

Leute wie von Wagner oder Sieber sind 40-50 Jahre jünger als Hildebrandt.

Mit "Kategorie Hildebrandt" war die Ausrichtung gemeint - mit "älter" war gemeint "weitgehend nicht mehr die Generation, die heute das Sagen hat".

Wie auch immer: Es liegt weniger an den Kabarettisten selber als an dem gesellschaftlichen Umfeld, in dem sie arbeiten - früher war Kritik mutig - heute ist Kritik Teil der Selbstdarstellung - andere Paradigmen.

[sven23]

Mit "Kategorie Hildebrandt" war die Ausrichtung gemeint - mit "älter" war gemeint "weitgehend nicht mehr die Generation, die heute das Sagen hat".

Wenn ich das richtig gelesen habe, wurde mal eine Scheibenwischersendung in Bayern abgesetzt auf Intervention der Politik. Aber erstens gingen in Bayern die Uhren schon immer anders und zweitens hat es doch der Popularität der Sendung nicht geschadet. Im Gegenteil, eine bessere Werbung für Kabarett gibt es gar nicht.
Was müßte heute ein Kabarettist für Geschütze auffahren, um abgesetzt zu werden? Insofern hast du Recht, das Umfeld hat sich sicher geändert.

[closs]

das Umfeld hat sich sicher geändert.

Nehmen wir mal ein Beispiel - Wulff:

Vor 40 Jahren war es mutig, eine öffentliche Person so frontal anzugreifen - gut, dass es heute anders ist. - ABER: Dass daraus ein geradezu faschistische Fuchsjagd wurde, hätte das Kabarett erkennen müssen - und sich gegen den Strom stellen müssen. - Genau das ist nicht passiert - im Gegenteil: Man hat mit den Hunden gekläfft.