Queequeg hat geschrieben:vorausgesetzt man nimmt diese Mythe für wahr.
Ja, eben. Es sind die heutigen Rezipienten, die diese Erzählung eventuell für wahr nehmen, nicht die Verfasser dieser Erzählung.
Die Verfasser wissen ja, dass sie sich das selber ausgedacht haben.
Und da - nach allen historischen Resultaten zur Zeit - der Auszug aus Ägypten nie stattgefunden hat, gab es auch diese Plagen nicht, zu denen der Kindesmord gehört.
Gab es also auch nie einen Gott, der dergleichen befohlen hat.
Außerdem ist die Überlieferung unklar. In der Priesterschrift ist es keineswegs Gott, der dergleichen befiehlt:
Christoph Berner hat geschrieben:Dagegen dienen die Plagen in der priesterschriftlichen Darstellung nicht als göttliches Druckmittel, sondern bilden den Gegenstand eines Wunderwettstreits, in dem Aaron und Mose gegen die ägyptischen Zauberer antreten.
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... 866004a31/ 3.1
Christoph Berner hat geschrieben:Im vorpriesterschriftlichen Grundbestand der Exoduserzählung spielten die Plagen noch keinerlei Rolle, sondern der Text berichtete im Anschluss an Moses Rückkehr aus Midian (Ex 4,20aβ) direkt vom Aufbruch der Israeliten (Ex 12,37a). Alles, was heute zwischen den beiden Versen steht, ist dem Text erst im Laufe der Zeit zugewachsen. Das gilt auch für die Plagenerzählung, deren literarische Keimzelle die Erzählung von der Tötung der Erstgeburt bildet.
ebenda 3.2.1
Es sind und bleiben erfundene Erzählungen, die - wahrscheinlich in und nach der Exilzeit - entstanden sind und einer bestimmten literarischen Gattung angehören.
Da es aller historischen Forschung nach ja noch nicht mal Mose gab, gab es auch historisch nicht das, was die ursprüngliche literarische Fassung schildert: dass Pharao zuerst gedroht hat, alle Erstgeburt in den Nil zu werfen, siehe 3.2.1
Es GAB also nie diesen Kindesmord.
Zur nicht-historischen Moses-Figur:
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... 9cf08b/#h3 Abschnitt 4.
Das Einzige, was uns zu tun bleibt, Queequeg, ist meiner Meinung nach:
immer und immer wieder darüber AUFKLÄREN, dass es diesen Gott-Kindes-Mörder nie gegeben hat, dass er rein literarisch, also fingiert ist und dass man untersuchen kann, ob die Exil-Juden und Nach-Exiljuden das anders als Dichtung überhaupt verstanden haben.