Ohne Gott keine Moral?

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Zeus
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#291 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Zeus » Do 4. Jun 2015, 11:44

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Die alte Ausrede
Es wird einfach nicht mehr verstanden.
Zeus hat geschrieben:Genesis??
Schon richtig. - Das, was Du sagst, ist eine Ableitung aus der Schöpfungs-Geschichte resp. "Sündenfall".
Wenn man die lange Kriminalgschichte des Christentums betrachtet, sollte man dann nicht besser von einem Sündendurchfall sprechen? :mrgreen:
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

Pluto
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#292 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Pluto » Fr 5. Jun 2015, 10:57

Thema abgetrennt: Die Plagen der Ägypter
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#293 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » Sa 6. Jun 2015, 23:57

Queequeg hat geschrieben:Das ist keine Anklage, das ist nur ein Hinweis darauf, das sich gewisse Christen nicht dazu berufen fühlen sollten, die Moral unter die alleinige Pacht der Christen zu stellen, denn der Gott der Christen, der dürfte weder ein Beispiel noch ein Vorbild für menschliche Moral und Ethik sein, ganz bestimmt nicht.
Ich habe bewusst als Threadtitel "Ohne Gott keine Moral?" gewählt und nicht "Ohne Christen keine Moral?".

Ich nehme jetzt mal nur Christen und Atheisten als vereinfachtes Beispiel, um zu erklären, warum ich Moral für wichtig halte.
Christen verbieten sich alles und besonders auch anderen - sie setzen manchmal zu enge Grenzen, die gar nicht mehr zeitgemäß sind - während Atheisten immer behaupten: ich darf alles, was ich will oder kann...
Wer ist aber freier? Der Atheist, der sich seine Welt selbst einteilt, oder der Christ, der sich feste Regeln wünscht? Wenn man immer wieder Moral neu bestimmen muss, wird es schwierig, eine Basis zu finden. Wer sich erst mal zurechtfinden und manches ausprobieren muss, läuft Gefahr, schlechte Erfahrungen zu machen, vor denen man nicht gewarnt wird.

Wo sind die Grenzen der eigenen Freiheit? Es ist ja nicht so, dass Atheisten rücksichtslos alles ausleben wollen, aber sie setzen mitunter Grenzen recht flexibel und auch teilweise angepasst an die Gesellschaft. Denken sie wirklich nach über ihre Lebensweise puncto Moral? Denken Christen nach und hinterfragen ihren zeitweiligen Dogmatismus? Eher nicht, es sei denn, sie sind keine wirklich praktizierenden Christen.

Muss Moral immer wieder neu definiert werden oder sollten grundsätzlich feste Regeln vorhanden sein? Ich denke beides in einer gesunden Mischung. Nur welche Tabus sollte es ... immer ... geben? Und warum?

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#294 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Pluto » So 7. Jun 2015, 00:17

Samantha hat geschrieben:Ich nehme jetzt mal nur Christen und Atheisten als vereinfachtes Beispiel, um zu erklären, warum ich Moral für wichtig halte.
Christen verbieten sich alles und besonders auch anderen - sie setzen manchmal zu enge Grenzen, die gar nicht mehr zeitgemäß sind - während Atheisten immer behaupten: ich darf alles, was ich will oder kann...
Das wäre dann unbegrenzter Hedonismus. Das würde ich eher der Thelema von Aleister Crowley zuschreiben. Seine Formel lautete "Tu was du willst, soll sein das ganze Gesetz."

Die meisten gemäßigten Atheisten denken genau dies nicht, sonder sind eher Humanisten die sich genauso um Ethik und Moral sorgen wie die Christen.

Wer ist aber freier? Der Atheist, der sich seine Welt selbst einteilt, oder der Christ, der sich feste Regeln wünscht?
Das ist natürlich immer eine Frage der Sicht, bzw. des Standpunktes.

Wenn man immer wieder Moral neu bestimmen muss, wird es schwierig, eine Basis zu finden.
Aber Samantha...
Es ist doch gar nicht notwendig, die moralische Basis unseres Leben immer wieder neu zu definieren. Diese Regeln sind wurden uns durch unsere Entstehung eingeprägt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott das Dekalog in Stein gemeißelt hat, um es den Israeliten als Gesetz vorzulegen. Der Grund:
Das Volk kann unmöglich ohne verinnerlichte Moral 40 Jahre lang durch die Wüste gewandert sein. Ohne diese inneren Sinn für Gerechtigkeit hätten sie sich doch alle auf ihrem Irrweg zum Sinai gegenseitig gemeuchelt und bestohlen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#295 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » So 7. Jun 2015, 00:40

Pluto hat geschrieben:Die meisten gemäßigten Atheisten denken genau dies nicht, sonder sind eher Humanisten die sich genauso um Ethik und Moral sorgen wie die Christen.
Da bin ich mir nicht so sicher - ich weiß aber, wie Du es meinst. Trotzdem glaube ich, das Humanismus nicht viel mit Nächstenliebe zu tun hat.


Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott das Dekalog in Stein gemeißelt hat, um es den Israeliten als Gesetz vorzulegen. Der Grund:
Das Volk kann unmöglich ohne verinnerlichte Moral 40 Jahre lang durch die Wüste gewandert sein. Ohne diese inneren Sinn für Gerechtigkeit hätten sie sich doch alle auf ihrem Irrweg zum Sinai gegenseitig gemeuchelt und bestohlen.
Dummerweise kamen sie aber nicht ohne diese Stein-Regeln aus. Wenn ich daran denke, wozu die Menschen fähig sind, wenn Katastrophen hereinbrechen (Plünderungen etc.), dann glaube ich nicht, dass Menschen ohne das Wissen oder den Glauben eines Gottes gesetzestreu bleiben. Sie sind oft nur innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft fair.

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#296 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Zeus » So 7. Jun 2015, 02:38

Samantha hat geschrieben:Da bin ich mir nicht so sicher - ich weiß aber, wie Du es meinst.
Trotzdem glaube ich, das Humanismus nicht viel mit Nächstenliebe zu tun hat.
Humanismus ist eine Weltanschauung, die auf die abendländische Philosophie der Antike zurückgreift und sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten als wichtige humanistische Prinzipien menschlichen Zusammenlebens.(Wiki)

Zur Vervollständigung der Liste der Prinzipien des Humanismus:
BildQuelle
Und das ALLES ohne irgendeinen Gott. :D
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#297 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » So 7. Jun 2015, 09:39

Zeus hat geschrieben:Und das ALLES ohne irgendeinen Gott. :D
Es gibt Rechte ... ja. Halten sich etwa alle dran?

Die Menschenrechte werden nicht eingehalten ... in Europa vielleicht.
Die Meinungsfreiheit wird manipuliert.
Die Religionsfreiheit kann zu einem Problem werden und andere Freiheiten beschneiden.
Frauen sind nicht auf der ganzen Erde gleichberechtigt, und hier verdienen sie oft weniger.
Es gibt immer noch Kinderarbeit und Sklaverei in so manchen Ländern.
Es werden Menschen gefoltert.
Es gibt in einigen Ländern die Todesstrafe.
Tiere gelten hier nur als Sache, und sie werden gegessen.

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#298 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » So 7. Jun 2015, 10:09

Samantha hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die meisten gemäßigten Atheisten denken genau dies nicht, sonder sind eher Humanisten die sich genauso um Ethik und Moral sorgen wie die Christen.
Da bin ich mir nicht so sicher - ich weiß aber, wie Du es meinst. Trotzdem glaube ich, das Humanismus nicht viel mit Nächstenliebe zu tun hat.
Vielleicht, weil manche sich Humanisten NENNEN und das Gegenteil davon in den Foren aufweisen.
So wie herrische Christen das Christentum beflecken, so beflecken herrische Humanisten den Humanismus.

Es gibt da einfach keine Regeln. Es hängt nicht mit der Religion zusammen oder mit der Nicht-Religion, sondern mit dem jeweiligen Menschen.
Es ist wahr, viele selbsternannten Humanisten zeigen das Gegenteil von Nächstenliebe auf, indem sie Christen verhöhnen, wie in vielen Internet-Foren.
Aber diese halte ich nicht für Humanisten; im Gegenteil, sie verraten ihn.

In dem Wort "Humanismus" steckt das Wort "human", und letzteres bedeutet mehr oder weniger "Nächstenliebe".
Ich habe mehrfach beobachtet, dass Christen, die zu Atheisten wurden, oder Atheisten, die zu Christen wurden, ihren Charakter dadurch nicht verändert haben. Nur das Vorzeichen wurde verändert.
Also die, die schon als Atheist beleidigt haben, tun das dann auch als Christ. Und umgekehrt.
Ob man als Christ menschenfeindlich wird oder als Atheist menschenfeindlich wird, hängt also nach meiner Beobachtung von den jeweiligen charakterlichen Voraussetzungen ab und nicht von der Weltanschauung.

Ich schrieb schon mal irgendwo, dass atheistisch gewordene Menschen mitunter strikt gegen den Krieg sind, strikt das Töten auf dem Schlachtfeld als Morden bezeichnen.
Christen hingegen eiern da manchmal rum, weil sie sich von der Bibel nicht lösen können und meinen, auf dem Schlachtfeld wird nicht gemordet, sondern "nur" getötet.
Und es gibt das Umgekehrte. Christen schließen sich der Friedensbewegung an, während Atheisten die Friedensbewegung für falsch halten.

Darum bitte ich Dich, Samantha:
Beschäftige Dich mit den Wurzeln des Humanismus. Der Humanismus hat dafür gesorgt, dass Kinder in den Schulen von den Lehrern nicht mehr geschlagen werden dürfen. Er ist AUCH eine Wurzel des heutigen Christentums.
Referendare, die in den Schuldienst treten, müssen schwören, mit erhobener Hand, dass sie nie ein Kind schlagen werden.
Ich nehme jedenfalls an, dass das heute noch so ist.

Samantha

#299 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » So 7. Jun 2015, 10:29

Savonlinna hat geschrieben:Ich schrieb schon mal irgendwo, dass atheistisch gewordene Menschen mitunter strikt gegen den Krieg sind, strikt das Töten auf dem Schlachtfeld als Morden bezeichnen.
Christen hingegen eiern da manchmal rum, weil sie sich von der Bibel nicht lösen können und meinen, auf dem Schlachtfeld wird nicht gemordet, sondern "nur" getötet.
Ich bin gegen jegliche Gewalt, Krieg oder Töten.

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#300 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Pluto » So 7. Jun 2015, 10:45

Samantha hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Und das ALLES ohne irgendeinen Gott. :D
Es gibt Rechte ... ja. Halten sich etwa alle dran?
Es gibt natürlich Ausnahmen, aber die Meisten halten sich daran.

Samantha hat geschrieben:Die Menschenrechte werden nicht eingehalten ... in Europa vielleicht.
Ist doch schon ein Anfang, oder meinst du nicht?

Samantha hat geschrieben:Die Meinungsfreiheit wird manipuliert.
Von Wem? Von den Verschwörungstheoretikern? (vgl. Chemtrails Aktivisten)

Samantha hat geschrieben:Die Religionsfreiheit kann zu einem Problem werden und andere Freiheiten beschneiden.
Frauen sind nicht auf der ganzen Erde gleichberechtigt, und hier verdienen sie oft weniger.
Es gibt immer noch Kinderarbeit und Sklaverei in so manchen Ländern.
Es werden Menschen gefoltert.
Es gibt in einigen Ländern die Todesstrafe.
Tiere gelten hier nur als Sache, und sie werden gegessen.
Es ist alles richtig was du sagst, aber das hat wohl eher damit zu tun, dass wir noch am Anfang eines Jahrhunderte andauernden Prozesses stehen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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